Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Zähnen, stand vor dem Kontrollmonitor.
„Ich hab Sie schon vermißt, Minkowski!“ sagte er.
„Gut Ding will Weile haben“, gab Minkowski kühl zurück.
Bubnitsch und Douglas waren im Bild. Beide waren ein hervorragend aufeinander eingespieltes Gespann. Der drahtige Navigator nahm die Messungen vor, und der fuchsgesichtige Steuermann übermittelte die Werte in der erforderlichen Codierung an das summende Elektronenhirn. Einmal richtig programmiert, war dies imstande, sich seinen Weg zu jedem beliebigen Zielort unter den Sternen zu suchen. Die Arbeit des Steuermannes war praktisch nur noch die eines Überwachers. Das Blinkfeuer der Kontrolleuchten verriet, daß sich der unscheinbare Kasten mit elektronischem Wissen auflud.
Das Summen wurde übertönt von der Stimme des diensttuenden Funkers, die aus einem der Lautsprecher kam.
„Mr. Gumboldt! Ein Gespräch für Sie auf der LT-Leitung!“
Gumboldt drückte die Taste.
„Stellen Sie durch!“
„Tut mir leid, Sir. Für die Dauer der Eingabe ist die Hausleitung blockiert, um Frequenzsprünge zu vermeiden. Sie müßten sich schon in den Funkraum bemühen.“
„Ich komme.“
Gumboldt drückte Minkowski den neuen Schaltplan in die Hand.
„Die Abänderungen für die Maschine. Sie werden die Kabelführung ändern müssen. Fangen Sie gleich an!“
Gumboldt verließ eiligen Schrittes den Schaltraum. Minkowski studierte den Schaltplan. Im Zusammenspiel mit der Eingabe bildete dieser gewissermaßen das Herzstück des Verbrechens. Qualität und Folge der Impulse für das Triebwerk waren von Bubnitsch verändert worden, und das bedeutete, daß zumindest ein halbes Hundert Kabel, die vom Elektronenhirn zur Kontakttafel Leitstand liefen, neu gestöpselt werden mußten.
Der neue Schaltplan gab keine Auskunft über Reiseziel und Reisedauer. Minkowski war im Grunde froh darüber, nicht weiter eingeweiht zu sein. Mochte er auch gezwungen sein, Gumboldt zur Hand zu gehen - bis zur Komplizenschaft war es dann doch noch ein entscheidender Schritt.
Minkowski machte sich an die Arbeit.
Bereits mit dem dritten Kabel gab es Ärger. Die Maschine nahm den Testimpuls nicht an. Minkowski überprüfte die Kontakttafel, stellte fest, daß der Fehler im Leitstand zu suchen sein mußte, und machte sich dorthin auf den Weg.
Ivan Addams, der 2. Grubeningenieur, kam soeben aus dem Fahrstuhl geklettert.
„Wo brennt’s denn, Mr. Minkowski?“ erkundigte er sich.
Und war baß erstaunt, als er zur Antwort bekam: „Überall - nur leider nicht auf dem Ikarus!“
Minkowski ließ sich vom Fahrstuhl in die Tiefe des Himmelskörpers tragen: dem Triebwerk und seinem bleigepanzerten Leitstand entgegen.
Das Gespräch, das Gumboldt im Funkraum entgegennahm, kam aus Metropolis. Die Raumüberwachung erbat Auskunft über seinen Fahrplan, um die Flugbahn freizuhalten, und Gumboldt ratterte einmal mehr die Daten herunter.
Das zweite Gespräch kam gleich hinterher. Albert Chemin, der Funker mit dem eisgrauen Haar, nahm es an und rief Gumboldt noch einmal in den Funkraum zurück.
„Ich glaube, Mr. Gumboldt, das sollten Sie entscheiden.“
Gumboldt machte kehrt. „Was liegt an?“
„Wir werden um Landeerlaubnis ersucht, Sir.“
„Geben Sie her!“ Gumboldt quetschte sich widerwillig hinter das Mikrofon. „Gumboldt.“
Die Stimme, die ihm aus dem Lautsprecher entgegenschlug, war ihm wohlbekannt.
„Piet Gumboldt!“ sagte Commander Mark Brandis irgendwo im fernen, leeren Raum. „Ich bin heilfroh zu hören, daß Sie mit Ihrer Diamantmine noch an Ort und Stelle sind. Wir haben da ein kleines Reparaturproblem…“
Gumboldt kaute auf der Unterlippe. Der Zwischenfall war nicht eingeplant und äußerst störend. Ein Gespräch, das auf der LT-Frequenz geführt wurde, ließ sich nicht ignorieren. Tausend Ohren hörten es mit: auf der Erde, auf der Venus, auf dem Uranus, auf den Plattformen. Und an Bord der ziehenden Schiffe. Und ebenso wenig kam es in Frage, die Erlaubnis zur Notlandung zu verweigern. Es galt, zum bösen Spiel vorerst gute Miene zu machen.
„Dann schießen Sie mal los, Commander!“ gab er zurück. „Es sollte mir ein Vergnügen sein, mich Ihnen behilflich zu erweisen.“
Addams schloß hinter sich die Tür und sah sich um. Der Schaltraum war verlassen. Nur das hohe Summen des Elektronenhirnes war zu hören. Als Addams sich in Bewegung setzte, stolperte er. Er befreite seinen Fuß aus dem Kabelgewirr und stellte fest, daß er eines der Kabel aus dem Kontakt gerissen
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