Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Verlagerungstechniker. Sie warfen das Handtuch nicht ohne Grund. Piet Gumboldt stand ihnen an Erfahrung nicht nach
    - und er war, wie er sich selber rühmte, Realphilosoph. Zum Wesen der Realphilosophie gehört es, immer und überall zu wissen, wo und wie es lang geht. Ein klassisches russisches Sprichwort liefert hierzu das Motto: Nimm, wo man gibt! Rück aus, wo man schlägt! Daß es höchste Zeit war aufzugeben und auszurücken, hatte Gumboldt mit seiner raschen Intelligenz längst erkannt. Andererseits war er kaltblütig genug, um nicht die Nerven zu verlieren. Andere mochten aus einem solchen Unternehmen mit der bitteren Bilanz aussteigen „Außer Spesen nichts gewesen“; er jedenfalls dachte nicht daran, diesem Beispiel zu folgen. Bevor du ausrückst, nimm, was du zusammenraffen kannst! Auch das gehörte zum Wesen der Realphilosophie - und wenn zu dieser nicht, dann eben zum Wesen Piet Gumboldts.
    Douglas und Bubnitsch stand das Entsetzen im Gesicht geschrieben. Sie wollten nur noch fort und sich in Sicherheit bringen - um jeden Preis.
    Minkowski, der sich nicht gerührt hatte, beobachtete ihren moralischen Zusammenbruch mit grimmiger Genugtuung.
    Gumboldt gab den Befehl zum Rückzug.
    „Roger. Machen Sie die Barrakuda klar zum Start! Ich komme sofort nach.“
    Der Steuermann und der Navigator hielten sich nicht damit auf, ihren Teamchef zu fragen, weshalb er nicht gleich mitkam. Sie stürzten los.
    Von seinem Platz aus konnte Minkowski die Bilder sehen, die von den Kameras draußen eingefangen wurden. Mehr als alle Instrumente mit ihren verschlüsselten Botschaften signalisierten diese Bilder höchste Alarmstufe. Was auf den Bildschirmen erschien, war optischer Klartext. Auf einem der Monitore war der Sendemast groß im Bild. Man konnte sehen, wie sich das Metall verfärbte, bevor er zu glühen begann. Die Außentemperatur stieg, schneller und immer schneller, höllischen Hitzegraden entgegen. Die Kameras würden nicht lange mehr standhalten.
    Minkowski seufzte, wandte sich ab und vertrat Gumboldt, als sich dieser dem Verteilerkasten näherte, den Weg.
    „Wenn Sie sich aus dem Staub machen, Mr. Gumboldt - was wird aus den Leuten?“
    Gumboldt war auf der Hut. Und er hatte nicht die Absicht, sich aufhalten zu lassen. Seine rechte Hand umklammerte den Kolben der Bell, die in seiner Tasche steckte. Seine Antwort war von tödlicher Gleichgültigkeit.
    „Auf der Barrakuda ist es eng genug. Damit wir uns recht verstehen: Auch für Sie, Minkowski, ist kein Platz vorhanden.“
    Minkowski schüttelte den Kopf.
    „O nein, Mr. Gumboldt, so billig kommen Sie nicht davon! Sie werden diese Leute abbergen - und sei es nur, damit ein irdischer Richter Ihnen zuerkennt, was Sie gewiß nicht verdient haben: mildernde Umstände.
    Auf Gumboldts Antlitz legte sich ein Abglanz des alten, mitreißenden Was-kostet-die-Welt-Lächelns.
    „Sie denken also, ich gebe klein bei?“
    Minkowski wechselte das Standbein.
    „Ich denke noch mehr, Mr. Gumboldt. Ich denke, Sie werden Tamara freigeben. Oder Sie werden den Ikarus nicht lebend verlassen.“
    Gumboldt riß die Bell aus der Tasche, und Minkowski sprang ihn an. Für einen Schuß war es zu spät. In höchster Bedrängnis schlug Gumboldt mit der Waffe zu.
    Der Weg zur Barrakuda hätte keinen Meter länger sein dürfen. Douglas und Bubnitsch zwängten sich keuchend durch die Schleuse und rissen sich an Bord, im Schutz der soliden Isolierung, die qualmenden Raumanzüge vom Leib.
    Würde auch Piet Gumboldt es noch schaffen? Die Temperatur kletterte unablässig höher. Warum zum Teufel zögerte er den Rückzug hinaus?
    Die beiden Männer eilten ins Cockpit und machten sich unter dem Licht eines flirrenden Himmels daran, das Schiff für den Start vorzubereiten.
    Bubnitsch leierte die Checkliste herunter. Douglas, im Pilotensitz, überprüfte die Positionen. Nach und nach erwachte die Barrakuda zum Leben.
    Warum kam Gumboldt nicht?
    Douglas schaltete den UKW-Sender ein und zog die Hand wieder zurück. Zum Ikarus gab es keine Verbindung. Sie selbst hatten dafür gesorgt.
    „Vorstarter.“
    Douglas’ Hand wechselte zum Vorstartschalter hinüber, und das Lämpchen glühte auf.
    „Vorstarter ein!“
    Die Barrakuda war klar zum Start. Aber Gumboldt fehlte.
    Bubnitsch rannte nach achtern, von wo aus man die ikarische Schleuse sehen konnte. Als er ins Cockpit zurückkehrte, schüttelte er den Kopf. Vor den Scheiben verwandelte sich der glühende Sendemast in sprühende Lava. Wie ein

Weitere Kostenlose Bücher