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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Boden. Mich rettete der Umstand, daß ich das Feuerzeug verlor und die Flamme erlosch.
    Ebensowenig wie ich den Blechschimpansen sah, sah er mich. Sein künstliches Auge leuchtete zwei; dreimal auf, flackerte und verglomm. Die Batterie war total erschöpft. Aber ich konnte ihn hören: wie er scheppernd und schaufend das Gewölbe nach mir absuchte. Ich bekam einen kindskopfgroßen ikarischen Brocken zu fassen, und als das Monstrum über mich stolperte, sprang ich auf und, hieb mit dem Brocken zu: wieder und immer wieder. Ich konnte nicht feststellen, wo ich den Blechschimpansen traf, aber irgend etwas ging in ihm zu Bruch. Er setzte sich plötzlich hin und wurde stumm.
    Ich rang nach Luft. Herz und Puls rasten. Ich wischte mir den kalten Schweiß aus dem Gesicht und tastete mich durch die Dunkelheit zum Durchbruch zurück. Als ich mich hindurchzwängte, ging hinter mir die Welt unter.
    Dort, wo ich mich eben noch befunden hatte, war die Gewölbedecke geborsten. Es regnete Steine. Der Lärm war ohrenbetäubend. Staub wallte auf und hüllte mich ein. Ich hustete und spuckte.
    Erst als ich Lieutenant Stroganows Hand zu fassen bekam und mich an ihr aus dem Tunnel zog, zurück in unser Gefängnis, das jetzt ausbruchssicherer war als je zuvor, begriff ich, was los war.
    Der Planetoid vibrierte. Sein Triebwerk war wieder angesprungen und lief auf höchsten Touren.

16. Rekonstruktion des Tatbestandes
    Der Augenblick der Wahrheit stand bevor.
    Im Schaltraum, in dem sich die vier Männer des Findorff-Teams versammelt hatten, war es so still, daß man die Denkprozesse des ASTROMATEN als hohe Summtöne hören konnte. Im Ascher verwandelte sich eine vergessene Zigarre zu grauem Staub. Der aufsteigende Rauch sammelte sich unter der Decke, bevor er in den Sog des Absaugers geriet und sich mit dein Ungestüm eines reißenden Stromes erneut in Bewegung setzte.
    Jan Minkowski saß vor dem Maschinenpult und hatte die Armaturen im Blick. Die Vorarbeiten waren getan - nun mußte es sich zeigen, ob die Maschine es noch einmal schaffte, das Gesetz von Anziehung und Trägheit, unter dem das Universum steht, mit Hilfe seiner entfesselten Kräfte vorübergehend außer Kraft zu setzen.
    Im Augenblick kreisten Minkowskis Überlegungen nur um das, was getan werden mußte, um den Ikarus vor dem Absturz in die Sonne zu bewahren. Daran gemessen, war alles andere zweitrangig.
    Man mußte es Gumboldt lassen, daß er, als er von der Gefahr erfuhr, keine Zeit mit unnützen Diskussionen vergeudet hatte. Während Minkowski das Triebwerk zündklar machte und den Gasdruck im Treibstofftank so weit erhöhte, daß auch die buchstäblich letzte Kalorie in Energie gleich Schub umgesetzt werden konnte, hatten Douglas und Bubnitsch in aller Eile eine berichtigte Programmierung vorgenommen.
    Das Ergebnis ihrer Messungen war nicht dazu angetan, die Stimmung zu heben. Die Kräfte der Anziehung durch die Sonne und die dem Ikarus verliehene Bewegungsenergie addierten sich mehr und mehr zu einer bedrohlichen Größe, während die gravitatorischen Werte von Merkur und Venus von Minute zu Minute geringer wurden. Die Messungen wurden dadurch erschwert, daß die Außentemperatur immer noch stieg. Das scheinbar tote und trockene Geröll, das die Oberfläche des Planetoiden bedeckte, dampfte. Douglas und Bubnitsch waren mehrfach gezwungen gewesen, sich in das ikarische Innere zurückzuziehen, um ihren überhitzten Raumanzügen Gelegenheit zu geben, sich abzukühlen.
    Und nun stand alles auf Messers Schneide.
    Ein Planetoid, der verlagert wird, ist kein Raumschiff. Der Treibstoff, der ihm mit auf die Reise gegeben wird, ist in der Regel für eine einmalige Aktion bemessen. Auf den Treibstoff kam es jetzt an. Minkowski hatte ein blitzschnelle Computerberechnung vorgenommen. Danach kam er sich vor, als hätte er das Orakel von Delphi befragt.
    Arch Douglas saß vor dem Regler und hielt sich bereit, sofern der ASTROMAT es nicht von selber tat, im entscheidenden Augenblick, sobald der Schub Wirkung zeigte, noch ein paar zusätzliche Pferde in die Schlacht zu werfen. Die nervöse Spannung, unter der er stand, überzog sein Gesicht mit einem fettigen Schweißfilm. Auf Minkowski, der dann und wann einen Blick zu ihm hinüberwarf, wirkte der Steuermann wie ein Mensch, der im Begriff steht durchzudrehen.
    Gumboldt hatte seinen Kommandantensitz verlassen und tigerte mit langen Schritten zwischen den Geräten hin und her. Bis zur Entscheidung - so oder so - konnte man nur warten;

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