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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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blicken!“
    Ihre Augen wurden groß. Ihr Blick verriet, daß sie nicht begriff, weshalb ich ihr plötzlich zürnte. Ihr Mund verzog sich zur Schnute.
    „Was ist denn plötzlich los, Sir?“ maulte sie.
    „Verschwinden Sie!“ wiederholte ich. „Aber sofort!“
    Sie zuckte mit den Achseln, drehte sich um und stolzierte davon. Nach ein paar Schritten begann sie zu trällern.
    Spät am Abend dieses ereignisreichen Tages war ich damit beschäftigt, letzte Vorbereitungen zu treffen für den zweiten Schultag, als Chesterfield erschien.
    „Störe ich, Sir?“ i
    „Ich bin gleich fertig. Suchen Sie sich einen Platz, Gregor. Wenn Sie etwas trinken möchten, bedienen Sie sich selbst.“
    „Danke nein, Sir.“
    Wie er da auf der Sessellehne hockte, machte er einen tief verstörten Eindruck. Ich schob die Papiere beiseite und sah ihn an.
    „Wo brennt’s, Gregor?“
    Eben noch war meine Kammer voller Sonne gewesen. Nun jedoch, mit der Drehung der Plattform, fiel plötzlich das kalte Licht der Plejaden durch das Bullauge und machte mich - wer weiß warum -frösteln. Einen Atemzug lang irrten meine Gedanken ab, suchten sich einen Weg durch die grausame Leere, heim dorthin, wo allen Lebens Ursprung war, zur Erde. Auch Ruth O’Hara, die Frau, die ich liebte, die mir alles bedeutete, meine Frau, verstand es, herzhaft zu lachen. Warum dachte ich plötzlich daran?
    Gregor Chesterfield sprach endlich aus, was ihn bedrückte.
    „Er ist gestorben, Sir.“
    „Der Elektriker?“
    „Ihm war nicht mehr zu helfen. Vielleicht, wenn man den Strom sofort abgeschaltet hätte.“
    Dem Jungen ging die Geschichte zu Herzen. Er war voller Zweifel und Fragen. Verglichen mit ihm, kam ich mir abgestumpft und gefühlsroh vor. Aber die Erfahrung eines Lebens unter den Sternen hatte mich gelehrt, daß der Mensch zugrundegeht, wenn er sich zumutet, das Leid der ganzen Welt zu tragen.
    „Es war einzig und allein seine eigene Schuld“, erwiderte ich, um den Jungen aufzurichten. „Weder Sie noch mich noch sonst jemanden trifft hieran eine Mitschuld.“
    „Das ist es nicht, Sir.“
    „Was ist es dann?“
    Eigentlich wußte ich es bereits. In seinem Innern tobte das gleiche Chaos wie in mir - nur mit dem Unterschied, daß es für ihn ein Ventil gab.
    „M 88, Sir.“
    „Ein dummes Ding, Gregor.“
    „Dumm oder hochintelligent, Sir?“
    Auf einmal stand ich auf einem sehr schmalen Grat. Das Gelände, auf das diese Frage mich führte, begann gefährlich zu werden. Unter den Füßen bröckelte erstes Gestein.
    „Wissenschaftlich gesehen“, entgegnete ich vorsichtig, „muß man von hochintelligent reden. Dennoch war das Verhalten dieser Göre dumm.“
    „Dumm? Vor ihren Augen, Sir, stirbt ein Mensch, und sie steht da und will sich ausschütten vor Lachen!“ Chesterfield machte eine hilflose Gebärde. „Sir, diese Muster machen mir Angst. Was sind das nur für Menschen!“
    Mein Blick kehrte zurück zu den Papieren, die vor mir auf dem Schreibtisch lagen. Mit dem Wissen, das den Astraliden zu vermitteln meine Aufgabe war, trug ich dazu bei, daß sie sich über die Milchstraße ausbreiten konnten: eine Super-Zivilisation von völlig neuem Zuschnitt.
    Ich verbarg mein Unbehagen hinter einem nichtssagenden Versprechen.
    „Bei Gelegenheit werde ich mit Professor Jago über diesen Vorfall reden. Er ist dafür die richtige Instanz.“

6.
    Es gibt keinen Fortschritt in Technik und Wissenschaft ohne Rückschläge. Mit dieser Erkenntnis ist man gewohnt zu leben. Und Projekte entwickeln sich selten so reibungslos, wie sie am grünen Tisch oder im Labor geplant worden sind. Mit der Zeit hört man auf, die Sandkörner, die gelegentlich im Getriebe auftauchen und ein häßliches Kreischen verursachen, überzubewerten: vor allem dann, wenn wieder einmal eine lange Phase der Ruhe und stetiger, meßbarer Erfolge eintritt und das gesetzte Ziel in immer greifbarere Nähe rückt.
    Der Vorfall mit dem Elektriker hatte mich gewarnt - aber auf meine Weise verhielt ich mich kaum anders als der Elektriker auch: Im Eifer der Arbeit und bestrebt, zu einem Abschluß zu kommen, ging ich über die Warnung hinweg.
    Und bis zur nächsten vergingen mehr als sieben Wochen.
    Ich tat meine Pflicht, und da jeder neue Tag im ICP ein neues Erfolgserlebnis mit sich brachte, klang das Unbehagen, das jener erste, unselige Arbeitstag in mir hervorgerufen hatte und in den völlig überflüssigerweise auch noch die Halleluja II hereingeplatzt war, bald wieder ab.
    Wenn man Tag für

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