Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Tag miteinander umgeht, entwickeln sich zwangsläufig besondere menschliche Beziehungen. Bei aller gebotenen Zurückhaltung blieb es nicht aus, daß ich mein vierzehnhelmiges Auditorium zu mögen begann, und manches deutete daraufhin, daß die Sympathie, die ich den Muster-Schülern entgegenbrachte, von diesen erwidert wurde.
    M 88 erschien zum Unterricht, als ob nichts geschehen wäre, und ich ließ, um die allgemeine Stimmung nicht zu gefährden, den Vorfall vor dem Funkraum auf sich beruhen. Im übrigen gab sie mir nicht wieder Anlaß, an ihrem Benehmen Anstoß zu nehmen. Mit ihrer raschen Auffassungsgabe und ihrem immensen Fleiß wurde sie binnen kurzem Klassenbeste.
    Kummer bereitete mir nach wie vor ihr männlicher Nachbar mit der Nummer M 87. Den Jungen hatte ich, wohl weil er mein Sorgenkind war, besonders in mein Herz geschlossen. Er hinkte ständig hinterher und hielt die andern auf, so daß ich mich vor die Frage gestellt sah, ob ich Professor Jago einschalten oder es auf meine Kappe nehmen soll-
    te, dem Jungen heimlich ein paar Nachhilfestunden zu erteilen. Weshalb ich mich für letzteres entschied, ist wohl damit zu erklären, daß mir Professor Jagos wissenschaftliche Distanz abging. Ich dachte und empfand in anderen Kategorien.
    Mein Beruf war es, Schiffe zu kommandieren. Nichts anderes hatte ich gelernt. Ein Leben lang war ich diesem Beruf nachgegangen. Nun führte ich das Kommando über das ICP - und die vierzehn Muster stellten meine Crew dar. Für Professor Jago war in diesem „Schiff“ kein Platz.
    Im übrigen redete ich ihm in den biochemischen Teil des Projekts nicht hinein; von diesem Teil verstand ich nichts. Auf dieser Haltung gründete sich mein Anspruch auf Eigenverantwortlichkeit in meinem Teilbereich. Ich war der Ausbilder, und wenn es darum ging, die Astraliden als raumtüchtige Astronauten in eine verheißungsvolle Zukunft zu entlassen, dann wußte ich besser als jeder Weißkittel, wie ich diese Aufgabe zu erfüllen hatte.
    Fortan erschien M 87 regelmäßig am späten Abend in meinem Quartier, und ich paukte mit ihm bis zu meiner eigenen Erschöpfung. Die Freude darüber, daß sich seine Leistungen besserten, entschädigte mich dafür.
    Im allgemeinen pflegte ich mit ihm nur rein sachliche Dinge zu besprechen, aber eines Abends, nachdem er sich schon verabschiedet hatte, wandte er sich auf der Schwelle noch einmal um.
    „Ist noch etwas unklar?“ erkundigte ich mich.
    In seinen hellen Augen stand eine Frage.
    „Sie geben sich sehr viel Mühe mit mir, Sir“, bemerkte er. „Warum tun Sie das?
    „Wissen Sie das wirklich nicht?“
    „Ich denke darüber nach, Sir.“
    „Es ist sehr einfach, M 87. Ich möchte, daß Sie es schaffen.“
    „Ach, das möchten Sie.“ Er kaute auf der Unterlippe. „Aber ohne mich wären die andern viel besser dran.“
    Seine Sachlichkeit nötigte mir ein aufmunterndes Lächeln ab.
    „Jetzt nicht mehr.“
    „Dann ist es gut.“ Er war zufriedengestellt und verließ mich. Und ich paukte weiter mit ihm, Abend für Abend. Seinetwegen überwarf ich mich schließlich mit Professor Jago.
    Ende Oktober fand auf PANDORA eine große Konferenz statt, an der diesmal alle Projekt-Mitarbeiter teilnahmen. Es wurde Bilanz gezogen.
    Obwohl das Problem der biologischen Kurve nach wie vor ungelöst war, so daß der Alterungsprozeß sowohl der Muster als auch der Zwillinge weiterhin mit regelmäßig zugeführtem Antigerontin aufgehalten werden mußte, wurde beschlossen, letztere zum geplanten Termin abzunabeln, das heißt in die Selbständigkeit zu entlassen.
    Hinter dem Festhalten am Terminplan stand, auch wenn keiner es direkt aussprach, die Sorge, gewisse Projektgegner in der EAAU, die den Abbruch des Programms forderten, könnten sich durchsetzen. Daß es solche Bestrebungen gab, wußte ich aus den Nachrichten der Stella-TV, die, wenn es die kosmischen Bedingungen zuließen, auch auf PANDORA empfangen wurden.
    Innerhalb der aufsichtführenden Kommission herrschten Streit und Unfrieden, nachdem die Weltwacht-Vertreterin Gerlinde Tuborg geheimzuhaltendes Material an die Öffentlichkeit gebracht hatte. Die Front, die sich in der Kommission gebildet hatte, setzte sich fort quer durch die Medien.
    Organe, die das Projekt Astralid im September noch bejubelt hatten als die „geniale Korrektur einer verpfuschten Schöpfung“, begannen auf einmal in ihrem Urteil schwankend zu werden und auf „gewisse noch nicht absehbare Konsequenzen“ hinzuweisen, ohne diese konkret

Weitere Kostenlose Bücher