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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Wissenschaftler, das macht sie in gewisser Hinsicht befangen. Sehen Sie, Commander, der Astralid ist ein Novum unter den Sternen. In seinen Genen ist alles zusammengetragen, was der Erhaltung der Art nutzt. Alle hemmenden Elemente wurden herausgefiltert. Können Sie mir folgen?“
    Mehr und mehr nahm unser Dialog die Form einer Auseinandersetzung an.
    „Ich werde Ihnen gewiß zu folgen vermögen“, erwiderte ich brüsk, „wenn Sie endlich aufhören, um den Brei herumzureden, Professor.“ „Sie wollen es deutlicher? Nun gut.“ Der Blick, mit dem mich Professor Jago bedachte, machte kein Hehl daraus, wohin er mich wünschte: dorthin, wo der Pfeffer wächst. „Ich will darauf hinaus, daß, falls das, was mir zu Ohren gekommen ist, stimmt, auf dem Cunningham ein lernschwacher Zwilling heranwächst. Und dafür sind Sie verantwortlich!“
    Professor Jago wandte sich von mir ab: dem nächsten Thema zu. Ich sammelte meine Unterlagen ein und verließ den Raum.
    Ich saß noch in der Messe bei einer Tasse Kaffee, als Dr. Benzingers Assistentin eintrat, Olga Orlow. Mit einem Lächeln, das die Zwiespältigkeit ihrer Gefühle ausdrückte, setzte sie sich zu mir.
    „Schade“, sagte sie.
    „Was?“ fragte ich.
    Sie seufzte.
    „Zwei bedeutende Männer - aber jedesmal, wenn sie aufeinanderstoßen, gibt es Streit. Schade.“ Ihr Bedauern war aufrichtig, spürte ich. Und sie ging den Dingen auf den Grund. „Weshalb decken Sie M
    87?“
    Ich sah sie an.
    „Da Sie ohnehin alles darüber wissen, Olga, warum decken Sie ihn?“
    Sie hob die Schultern.
    „Vielleicht… “
    Sie brach ab, als wollte sie sich nicht festlegen. Ich benutzte die Gelegenheit, eine Frage zu stellen, die ich bis dahin lieber nicht aufgerührt hatte.
    „Was würde mit ihm geschehen, wenn ich ihn zur Meldung brachte?“
    Ihr schlanken Hände machten eine Bewegung, als zerbrächen sie einen Schreibstift.
    „Da er nichts taugt…“
    Sie sprach es nicht aus. Es war auch nicht nötig. Plötzlich wußte ich alles. Anfangs war ich ahnungslos gewesen, später, als ich über den Verbleib all der vorhergegangenen Serien nachdachte, von einem qualvollen Verdacht befallen worden. Nun also hatte ich die Gewißheit. Und das bedeutete, daß ich von meiner Entscheidung nichts zurückzunehmen brauchte.
    „Es gibt dafür Maßstäbe?“
    „O ja.“
    „Trotzdem. Er soll seine Chance im Leben haben - wie jeder andere Mensch.“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Sie sehen das falsch, Sir, zu emotional. Er ist nur ein Muster.“ „Ein Muster ohne Wert?“
    „Wenn er nichts taugt.“
    „Und darüber befindet, nehme ich an, Professor Jago, der Gottvater der Retorte?“
    Ich war zu schroff. Ihre Augen blickten plötzlich zornig.
    „Sie lehnen ihn ab!“
    „Er tut alles, um das zu bewerkstelligen.“
    „Ich bin bemüht, Ihr Verständnis für ihn zu wecken, Sir. Der Professor ist kein Unmensch. Er ist ein genialer Wissenschaftler und denkt als solcher eben in anderen Kategorien als Sie.“
    „Tun Sie das auch?“
    Sie warf den Kopf in den Nacken: jung, schön und stolz. Wie hatte ich nur hoffen können, in ihr eine Verbündete zu finden? Wie ich zu den Sternen, gehörte sie zu dieser klinischen PANDORA-Welt. Der weiße Kittel, den sie trug, war ihr Ausweis. Heute noch war sie Assistentin. Morgen vielleicht schon war sie Abteilungsleiterin wie Dr. Benzinger, ihr augenblicklicher unmittelbarer Chef. Und übermorgen… ?
    „Bestimmt“, antwortete sie. „Ich werde nie etwas tun, was das Projekt in Frage stellen könnte. Es revolutioniert alles, was es an Entwicklung seit Adam und Eva gegeben hat. Aber damit das gelingt, verlangt es von uns Unterwerfung unter den wissenschaftlichen Sachzwang und unbedingte Disziplin.“
    „Mit anderen Worten: Ich soll M 87 Professor Jago ans Messer liefern?“
    Der Zorn, der ihre blauen Augen mit sprühenden Blitzen erfüllt hatte, verrauchte.
    „Ach, die leidige Nummer M 87! Ich werde den Mund halten. Und darunter leiden, weil ich genau weiß, daß das verkehrt ist. Denn nur auf die Zwillinge kommt es an. Erst die Zwillinge sind die wahren Astraliden. Man muß sich das immer wieder vor Augen führen, Alles, was hier auf PANDORA gezeugt worden ist, dient nur der Art und Wissensübermittlung über Mutterleib I an Mutterleib II. Es sind, so hart es auch klingt, Muster.“
    Im Gespräch mit Dr. Benzingers Assistentin hatte ich die Uhr außer acht gelassen. Als M 93 in der Messe auftauchte, war mir klar, daß ich den Gong überhört hatte,

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