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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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eigentlich vor. Ich wollte im Batterieraum nachsehen, was da los ist, aber ich bekam die Tür nicht auf. Sie ist verschlossen.“ Er zuckte mit den Achseln. „Na, und das ist alles.“
    Während er berichtete, war mein Mund trocken geworden. Die Göttergabe, die der Räuber Prometheus den Menschen gebracht hatte: wehe, wenn sie aus der Kontrolle geriet! Nirgendwo vermochte sie verheerender zu wüten als auf einer Plattform.
    „Kümmern Sie sich um den Jungen!“ sagte ich noch zu Olga Orlow. Dann stülpte ich die Mütze auf den Kopf und stürzte los.

7.
    Was an diesem Tag geschah, trug dazu bei, den Weltwacht-Leuten, die in der aufsichtführenden Kommission durch Gerlinde Tuborg vertreten waren, neue Argumente zu liefern.
    Das freilich konnte ich zu der Zeit noch nicht wissen. Ich hatte auch genug anderes zu tun. Die Haut, heißt es treffend, ist einem näher als das Hemd.
    Sogar im Fahrstuhl stank es nach Rauch. Ich sah mich um. An Detektoren war kein Mangel. An der Sicherheit war beim Bau von PANDORA nicht gespart worden. Aber aus irgendeinem Grunde meldeten die Detektoren ihre Wahrnehmung - Rauch - nicht weiter. In der Anlage steckte der Wurm. Auf der Plattform tobte ein Brand, und alle waren ahnungslos. Ja, wenn das Feuer in den Wohntrakts ausgebrochen wäre oder gar in den Labors…
    Ich drückte die Fahrstuhltür wieder zu und wählte die Treppe. Durch die gewundene Stahlröhre zog der Rauch in dicken, Übelkeit erregenden Schwaden.
    Das nächsthöhere Deck enthielt außer dem ICP und den damit verbundenen verschiedenen Simulatoren auch etliche Versorgungseinrichtungen, die letzteren auf automatischer Basis. Einmal täglich wurde eine Inspektion vorgenommen, das war alles. Außer mir und meinen Schülern war auf diesem Deck nur selten jemand anzutreffen.
    Ich eilte den Gang entlang, bog um die Ecke und prallte zurück. Das Feuer war nicht zu sehen. Aber ich konnte es spüren. Es war da. Es war nah. Und es war übel.
    Die dreizöllige Piaferritwand zum Batterieraum strahlte eine schier unerträgliche Hitze aus. Ein Schritt weiter - und der Gluthauch hätte mich umgebracht. Die Tür, die aus dünnerem Material bestand, begann sich unter der Feuersbrunst, die von innen her auf sie einwirkte, zu werfen. Sie war jetzt weißglühend.
    Mit der Unbekümmertheit eines Kindes hatte M 93 an der Klinke gerüttelt, und mit der gleichen Unbekümmertheit hatte er den Vorfall, der ihn nicht sonderlich beeindruckte, alsbald wieder vergessen. Kind oder Monstrum? M 93 war eben ein Mensch aus der Retorte, das schuldlose Produkt langwieriger genetischer Berechnung. Hätte er Schmerz empfunden, wäre er gewarnt gewesen. Aber so, wie er war, hatte Professor Jagos Liebling nicht einmal die enorme Hitze wahrgenommen - oder allenfalls nur in Form eines für ihn nichtssagenden Ansteigens der Temperatur.
    Ich machte kehrt, rannte zum nächsten Wandtelefon und wählte den Maschinenraum an. In meinem Leben war ich dem Feuer immer wieder begegnet. Selten war es mein Freund gewesen, oft genug mein Feind. Mehr als einmal hatte ich es zu tun gehabt mit brennenden Schiffen unter gleichgültigen Sternen.
    Feuer an Bord.
    Nichts Schlimmeres gibt es, behaupten die meisten. Es stimmt nicht. Es gibt Schlimmeres. Eine Plattform in Flammen übertrifft sogar das Inferno Dantes. Es gibt nichts unter den Sternen, was sich damit an Schrecken vergleichen läßt. In den sauerstoffgesättigten Räumen breitet sich das Feuer mit explosiver Geschwindigkeit aus, frißt sich durch alle Schächte und Kabel, von Deck zu Deck. Und während drinnen die Temperaturen steigen und steigen, bis die Besatzung der Plattform buchstäblich lebendigen Leibes geröstet wird, wartet draußen statt eines rettenden Ausweges der unerbittliche leere Raum. Im Hörer erklang Mboyas ruhige Stimme. „Maschinenraum.“
    Ich warf den Arm vor das Gesicht. Der Rauch reizte meine Augen. Ich rang nach Luft.
    „Brandis“, sagte ich. „Captain, Feuer auf Deck Berta!“
    Im Hörer war ein Schlucken zu hören.
    „Hier liegt kein Alarm vor. Frage, Commander: Schlimm?“
    Ich nahm kein Blatt vor den Mund.
    „Wir werden alle Hände zum Löschen brauchen, die sich auftreiben lassen.“
    „Roger“, bestätigte Captain Mboya. „Noch etwas?“
    „Ja“, sagte ich. „Sorgen Sie für genügend Feuerlöscher. Ich hole inzwischen zur Unterstützung meine Schüler.“
    Am Ausbruch des Brandes waren aller Wahrscheinlichkeit nach wieder einmal die gefräßigen Nager in den Kabelschächten schuld,

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