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Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Titel: Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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diese Zeit war er mit seinen fast siebentausend Elendsgestalten wohl längst am Ziel, aber Captain Bell mit seinem Kurierschiff war noch nicht zurückgekehrt.
    Ruth senkte den Kopf.
    Fast hatte sie gehofft, es sei überstanden. Die Arbeit, die Harris ihr auferlegte, ging über Menschenkraft. Aber sie mußte getan werden.
    »Doktor Hudson«, sagte Harris noch, »ist schon unterwegs zur Halle.«
    Ruth wusch sich den Schlaf aus den Augen, ohne sich danach im mindesten erfrischt zu fühlen, und brach auf. Sie war für die Verteilung der Plätze zuständig.
    Die Ärzte hatten damit nichts zu tun. Wenn es nach Dr. Hudson gegangen wäre, hätten die Schiffe das Drei- und Vierfache dessen aufnehmen müssen, was sie zu tragen vermochten. Ruth wußte, was es für die Zurückbleibenden bedeutete, wenn sie ihr knappes »Schluß!« verkündete.
    Jacksons Werkgardisten öffneten ihr eine Tür zur überfüllten Abfertigungshalle. Eine Sekunde lang zögerte Ruth einzutreten. Die verbrauchte Luft war schwer vom Wimmern der Kinder und von den flehenden Blicken der Mütter.
    Werkgardisten achteten darauf, daß die Absperrungen nicht überrannt wurden.
    Hudson kam Ruth entgegen.
    »Wieviele Plätze, Ruth?«
    »Zweihundertvierundachtzig.«
    »Mein Gott.«
    »Die Explorator ist ein kleines Schiff.«
    »Fangen wir an?«
    »Es muß wohl sein.«
    Ruth O’Hara nahm ihren Platz hinter dem Computer ein. Was uns krank macht, dachte sie, ist die Tatsache, daß wir eine Arbeit verrichten, als wären wir der Herrgott. Aber wir sind nicht der Herrgott. Wir sind kleine, armselige Menschen und müssen doch jedesmal wieder über Leben oder Tod befinden.
    Vor den Ärzten hatte sich die übliche Schlange gebildet. Die meisten Mütter hielten ihr Kind an die Brust gepreßt. Und manchmal auch noch zwei oder drei andere Kinder an der Hand. Wie sollte man in einem solchen Fall entscheiden? Die Ärzte siebten aus. Wer noch einigermaßen gesund aussah, mußte zurückbleiben.
    Ruth sah in ein graues Gesicht.
    »Name?«
    »Maria Walewska.«
    »Wie alt ist das Kind?«
    »Elf Monate.«
    Ruths Blick richtete sich auf das zweite Kind, das sich mit verängstigten Augen an den Rockzipfel der Mutter klammerte.
    »Und der Junge?«
    »Wird im Januar zwei.«
    Die Frau log. Der Junge war bestimmt vier. Und von Rechts wegen mußte sich die Mutter nun entscheiden, ob sie sich von ihm trennte oder ganz auf die Evakuierung verzichtete. Ruth seufzte und drückte zweimal die Zwei. Der Computer spuckte drei Bordkarten aus. Ruth gab sie der Frau.
    »Damit kommen Sie durch die Sperre, sobald der Flug aufgerufen wird.«
    Die Frau stammelte einen Dank und beeilte sich, in den Warteraum zu entkommen.
    »Zurück!«
    Das war Dr. Hudsons Stimme.
    Der Zuruf galt nicht der Mutter mit den beiden Kindern. Er galt der Frau, die sich soeben der Kommission gestellt hatte. Die Frau war groß und kräftig. Dem Kind jedoch, das es wie einen Ausweis vorhielt, war schwerlich noch zu helfen.
    Dr. Hudson machte eine blitzschnelle Bewegung, und die Frau stand plötzlich als Mann da – und überdies als stadtbekannte Erscheinung.
    Hudson schwenkte die Perücke.
    »Schämen Sie sich nicht?«
    Die falsche Mutter war kein Geringerer als der Polizeigeneral Bloch, der ranghöchste Ordnungshüter der Stadt. Der General reagierte auf die Entblößung wie von Sinnen. Er ließ das Kind fallen, schrie mit überschnappender Stimme etwas, was niemand verstand, zog eine kurzläufige Waffe aus der Tasche und drückte ab. Eine Sekunde später war er überwältigt. Hudson wankte. Er hielt sich die versengte Schulter.
    Ruth rannte auf ihn zu. Hudson zeigte ihr sein schmerzverzerrtes Gesicht.
    »Es ist noch einmal gut gegangen, Ruth. Wir machen weiter.«
    Der fehlgeschlagene Versuch des Polizeigenerals, sich einen Fluchtplatz nach Las Lunas zu verschaffen, machte deutlich, wie es um diese Zeit jenseits des elektronischen Zaunes, der das VEGA-Gelände sicherte, in Metropolis aussah.
    Es gab kein Recht mehr, keine Ordnung. Es gab nur noch den Hunger, den Wahnsinn und die Gewalt.
    Ein Helikopter, der vor der Halle aufsetzte, brachte den Rest einer geschlagenen Regierung. Dr. Mildrich und sein Stab flüchteten sich in den Schutz von Jacksons Werkgardisten.
    Harris erschien. Er winkte Ruth zu sich heran.
    »Sie können gleich weitermachen. Zuvor jedoch sorgen Sie dafür, daß unser Ersatzpräsident in Ihrem Büro Quartier beziehen kann. Ich weiß nicht, wo ich ihn sonst unterbringen könnte.«
    »Wird er lange bleiben,

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