Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
über.
»Ich bestehe darauf, daß die VEGA meinen Anordnungen Folge leistet! Sie haben kein Recht, all diese Leute durchzufüttern. Alle Vorräte, die es auf diesem Gelände gibt, sind von mir beschlagnahmt. Ich übernehme von jetzt an die Verteilung!«
Harris’ Antwort ließ auf sich warten. Ruth sah, wie er mit sich kämpfte, um nicht vollends die Beherrschung zu verlieren. Seine Hand ballte sich zur Faust und entspannte sich wieder.
Harris blieb vor Dr. Mildrich stehen.
»Wenn Sie glauben, Exzellenz, endlich richtig regieren zu müssen, dann tun Sie es – aber bitte draußen vor dem Tor. Dort warten fünfzig Millionen Menschen darauf, Ihnen zuzujubeln.«
Dr. Mildrich schnappte nach Luft.
»Ich …«
Harris schnitt ihm das Wort ab.
»Auf dem Gelände der VEGA sind Sie nur ein Gast wie jeder andere. Hier regiere ich.«
Harris wandte sich an Ruth.
»Der amtierende Präsident möchte sich zurückziehen. Zeigen Sie ihm bitte sein Quartier, Ruth.«
12.
21.12.
Nachdem die Florence Nightingale die Führung übernommen hatte, machte die Henri Dunant kehrt, um auf Gegenkurs zu gehen. Wieder einmal drohte der Konvoi auseinanderzubrechen. Ich wies die beiden Schiffe mit dem Johanniterkreuz, die die Nachhut bildeten, an, noch energischer als bisher die Peitsche zu schwingen.
Einen Atemzug lang hatte ich Gelegenheit, die Fridtjof Nansen in Augenschein zu nehmen. Was ich an Verschmorungen zu sehen bekam, wirkte einigermaßen beruhigend. Die Strahlung war sehr diffus gewesen. Offenbar hatte sie dem Cockpit gegolten. Das Gesprenkel bedeckte etliche Quadratmeter unterhalb der Radarschüssel.
Die Fridtjof Nansen entschwand vor der Sonne. Der Kurs, den der Konvoi seit bald achtundvierzig Stunden steuerte, brachte ihn der Erde keinen Schritt näher.
Ich ließ die Fahrt aus dem Schiff nehmen und enterte hoch zu Lieutenant O’Brien ins RC.
»Kontakt, Lieutenant?«
Lieutenant O’Brien deutete auf die leeren Monitoren.
»Sieht aus, Sir, als hätten wir sie abgeschüttelt.«
»Wir bleiben noch eine Weile.«
»Aye, aye, Sir.«
Eine Stunde später durfte man es Gewißheit nennen: Der Konvoi wurde nicht verfolgt. Es hatte ein paar halbherzige Versuche gegeben, aber offenbar so etwas wie Sorge um den Anteil an der bereits geschlagenen Beute hatte die geblendeten Jäger veranlaßt, alsbald wieder abzudrehen.
Ich rief die Brücke und ließ Fahrt aufnehmen.
Mochte im Augenblick auch Frieden unter den Sternen herrschen – ich machte mir keine Illusionen: Es würde noch dicker kommen. Die Wölfe wußten nur zu gut, daß sie es sich sparen konnten, im Sonnenglast blindlings nach dem Konvoi zu suchen. Sobald er wieder auf Erdkurs ging, würden sie ihn schnappen. Sie brauchten nur auf der Lauer zu liegen und zu warten.
Nie zuvor war mir der Himmel kleiner erschienen, als die Henri Dunant zum Konvoi zurückkehrte. Die Zahl der unsichtbaren Straßen, die ihn durchzogen, war begrenzt. Und diesmal konnte man sie fast an den Fingern einer Hand herzählen.
Im FK hieß ich Lieutenant Stroganow, das Signal zum Beidrehen zu geben. Nach und nach kamen die Schiffe zum Stillstand. Im Augenblick drohte keine Gefahr. Mochten sie dümpeln. Um ihre Moral brauchte ich nicht länger zu bangen. An Bord der Frachter gab es wohl keinen Schiffer mehr, der von einem Alleingang träumte.
Lieutenant Stroganow stieg aus, nahm eine Anzahl von Messungen vor und verglich das Ergebnis mit der Instrumentenanzeige.
Ich kam zu ihm ins Kartenhaus.
»Was schlagen Sie vor, Lieutenant?«
Der Sibiriak, über die Raumkarte gebeugt, hob den Kopf.
»Wollen Sie es geschminkt oder ungeschminkt, Sir?«
Ich starrte nach draußen: dorthin, wo meine UGzRR-Schiffe wie wachsame Schäferhunde um die Frachter kreisten. Dahinter hätte längst die Erde zu sehen sein müssen.
»Klipp und klar, Lieutenant.«
Lieutenant Stroganow sah mich nicht an. Er blickte irgendwohin, als er aussprach, daß wir geschlagen waren.
»Wir sollten umkehren, Sir.«
Seit zwei Jahrzehnten war er mein Navigator und meine rechte Hand. Auf fast allen großen Reisen hatte er mich begleitet. Und dann und wann hatten wir zusammen in der Patsche gesessen. Ich kannte ihn durch und durch. Zum ersten Mal erlebte ich, daß er aufgab.
»Und Metropolis?«
Der Sibiriak klopfte auf die Karte.
»Kein Durchkommen, Sir. Wir können nicht durch den Lima-Sektor. Und sobald wir uns aus der Virgo-A-Passage wagen, schnappen uns die Wölfe.«
So war es. Das war der Sachverhalt. Lieutenant Stroganow
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