Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
hatte recht: Wir konnten nur noch umkehren. Etwas in mir sträubte sich dagegen. Auf der Karte erschien eingeblendet, was ich mir vorstellte.
»Da wäre eine dritte Möglichkeit, Lieutenant. Wir lösen den Konvoi auf. Während unsere Schiffe die Wölfe auf sich ziehen, nehmen die Frachter direkten Kurs auf die Erde. In drei Tagen könnten sie in Metropolis sein.«
Der Sibiriak schüttelte den Kopf.
»Vor einer Woche wäre das wohl noch gegangen, Sir. Aber jetzt ist die Goldonische Sperre dicht.«
»Total dicht?«
Lieutenant Stroganow schob mir die Kladde mit seinen Eintragungen zu.
»Überzeugen Sie sich selbst, Sir. Die Strahlungswerte sind steigend, und ZG peilten wir, falls wir uns für den von Ihnen vorgeschlagenen Kurs entschieden, praktisch direkt voraus.«
Nach Metropolis war kein Durchkommen. Das war kein blauer Dunst. Mein altgedienter Navigator war die Gewissenhaftigkeit in Person.
Im Geist formulierte ich den Lichtspruch, mit dem ich zum Rückzug blasen wollte. So wie die Dinge standen, hatten wir keine andere Wahl. Oder?
»Sir!«
Captain Mboyas Gesicht erschien über dem Süll des Notausstieges.
»Was gibt’s, Captain?«
Er zeigte hinaus.
»Es dürfte Ihnen entgangen sein, Sir. Die Fridtjof Nansen will etwas von Ihnen.«
Ich trat vor die Scheibe. Der Scheinwerfer der Fridtjof Nansen war am Flackern.
Lieutenant Stroganow las mit halblauter Stimme mit: »Erbitte Erlaubnis, zu Ihnen an Bord kommen zu dürfen. Vormann Weygand.«
Weygand fehlte mir noch zu meinem Glück. Im Augenblick konnte ich ihn nicht brauchen.
»Antwort, Lieutenant: Jetzt nicht.«
»Aye, aye, Sir.«
Ich wandte mich wieder der Raumkarte zu. Was tun? Die Goldonische Sperre umfliegen? Die Angaben über sie waren lückenhaft. Der Umweg würde etliche Wochen beanspruchen. Und dafür waren die Frachter nicht ausgerüstet. Aber einfach umkehren?
In meine Überlegungen platzte die Stimme des Navigators.
»Sehen Sie sich das an, Sir?«
Die Fridtjof Nansen traf Vorbereitungen, das Dingi auszusetzen. Die Decksluke fuhr auf. Zugleich flackerte der Scheinwerfer.
Statt mit dem lakonischen Verstanden -Signal reagierte die Fridtjof Nansen auf die Zurückweisung mit einem neuen Lichtspruch: »Wiederhole dringend, daß ich zu Ihnen an Bord komme, Weygand.«
Drüben wartete man meine Antwort nicht erst ab. Das offene Landedeck hüllte sich in schwarzen Qualm. Dann kam das Dingi kometengleich herausgeprescht, stieg über den Pulk der Frachter hinweg und nahm Kurs auf die Henri Dunant. Weygand stellte mich vor vollendete Tatsachen.
Ich rief den Maschinenraum, und als Lieutenant Xuma sich meldete, sagte ich: »Der Vormann der Fridtjof Nansen kommt gleich zu uns an Bord. Nehmen Sie ihn in Empfang.«
»Aye, aye, Sir.«
Das Dingi kam heran, und gleich darauf konnte man hören, wie es gegen die Bordwand rumste.
Ich drückte noch einmal die Taste, rief die Brücke und bat Captain Mboya hinauf in das Kartenhaus. Gleich nach ihm trat auch Weygand ein.
»Ich bitte um Verständnis, Sir.«
Er war da, und wohl oder übel mußte ich ihm Gehör leihen. Ich nickte Lieutenant Stroganow zu.
»Wir machen später weiter.«
Weygand warf einen Blick auf die eingeblendete Raumkarte.
»Das Problem ist wohl, daß wir hier festsitzen. Oder tippe ich falsch, Sir?«
Ich wandte mich an Lieutenant Stroganow.
»Sagen Sie’s ihm!«
Bei der Gelegenheit mochte auch Captain Mboya erfahren, wie es um den Konvoi bestellt war. Ich trat ans Fenster, lauschte der Stimme des Navigators, der einmal mehr die Gründe zusammenfaßte, weshalb wir uns geschlagen bekennen mußten, dachte an die Menschen in, Metropolis und studierte die Brandnarben in der schimmernden Hülle der Fridtjof Nansen.
Lieutenant Stroganows Stimme war verstummt. Im Kartenhaus herrschte drückendes Schweigen.
Ich drehte mich um.
»Da Sie schon mal hier sind, Weygand … Ihre Schadensmeldung war ziemlich vage.«
Weygand machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Es hat ein paar Leckagen gegeben. Kein Problem, Sir.«
»Schön. Kommen wir zur Sache. Was führt Sie her?«
Er ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor er Antwort gab. Mir fiel auf, daß er sehr ruhig war: ein Mann, der sich konzentrierte.
»Angenommen, Sir, es gäbe noch eine vierte Möglichkeit, den Konvoi an sein Ziel zu bringen.«
»Welche?«
Weygand trat vor die Karte und legte den Finger darauf.
»Den direkten Weg, Sir.«
Ich sah hinüber zu Lieutenant Stroganow. Der hob die Schultern.
Der direkte Weg war blockiert
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