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Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Titel: Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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durch die Goldonische Sperre. Und die Schiffe, die sich dadurch einen Weg bahnen konnten, waren noch nicht gebaut. Die Sperre: das waren kosmische Energiestürme von unbeschreiblicher Intensität auf der einen und der unsichtbare, alles an sich reißende, alles verschlingende tödliche Abgrund auf der anderen Seite.
    »Worauf wollen Sie hinaus, Weygand?«
    Wahrscheinlich klang es nicht eben freundlich. Der Halt unter den Sternen zog sich in die Länge. Es war höchste Zeit, daß ich den Lichtspruch absetzen ließ, der den Rückzug einleitete.
    Weygand deutete voraus.
    »Darauf, Sir, daß die Sperre nicht so dicht ist, wie man im allgemeinen annimmt. Es gibt eine Passage durch sie hindurch.«
    Eine Passage durch die Goldonische Sperre? Weygands Vergangenheit stand plötzlich vor meinem inneren Auge. Die Sirius-Patrouille, von der die Invictus nicht zurückgekehrt war. Gaston Weygand, damals noch Major, war mit einer zusätzlichen Mission beauftragt gewesen. Ich sah auf.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sir, ich habe sie selbst erkundet.«
    Sprach er die Wahrheit? Übertrieb er? Wollte er sich wichtig machen?
    »Aber bei der Verhandlung sagten Sie aus …«
    Er fiel mir ins Wort.
    »Ich weiß selbst, was ich ausgesagt habe, Sir. So, wie man mich damals behandelte, habe ich keinen Anlaß gehabt, mein Wissen preiszugeben.«
    »Und die Invictus ?«
    »Fiel aller Wahrscheinlichkeit nach in das Schwarze Loch – wie und warum, das entzieht sich meiner Kenntnis. Ich war mit dem Dingi unterwegs.«
    Eine Weile gingen meine Gedanken durcheinander. Schon auf der Schulbank hatte ich es gelernt: Die Goldonische Sperre ließ sich nicht überwinden. Und so und nicht anders stand es immer noch in allen Handbüchern. Weygand rüttelte mit seinen Worten an einem ehernen Gesetz. Aber hatte es nicht irgendwann gleichfalls als ehernes Gesetz gegolten, daß die Erde platt ist wie ein Pfannkuchen?
    Die Stimme meines Navigators ließ sich vernehmen: »Und wie sollte diese Passage beschaffen sein?«
    Lieutenant Stroganow verabscheute Rätsel ohne Lösung. Navigation, hatte er einmal gesagt, ist angewandte Mathematik. Aber ohne den Faktor Erfahrung stimmen die Formeln nicht. Ich spürte, wie es in ihm arbeitete.
    Weygand nahm den Lichtstift zur Hand.
    »Passen Sie auf!«
    Ich trat hinzu.
    Falls das zutraf, was der Vormann der Fridtjof Nansen behauptete, hatte er in all den Jahren nichts vergessen. Der Lichtstift wanderte ohne Zögern über die Karte und hinterließ eine schmale, gewundene Spur. Weygands Sicherheit war erstaunlich.
    Was der Lichtstift auf der Karte hinterließ, war ungeheuerlich.
    Weygand lieferte, während er die Passage einzeichnete, die wichtigsten Erklärungen.
    »Sie sehen, die Flugrinne schlängelt sich gewissermaßen um die ärgsten Energieansammlungen herum. Ganz und gar lassen sich diese leider nicht umfliegen, denn …« – der Lichtstift entwarf ein schraffiertes Feld – »… hier etwa steht das Schwarze Loch.«
    Die gewundene Spur führte durch eine Randzone des schraffierten Feldes. Lieutenant Stroganow legte den Finger darauf.
    »Und wie steht es damit?«
    Weygand nickte.
    »Das ist der kritische Punkt, ein Balanceakt auf schmalstem Grat. Man braucht ein gesundes Triebwerk, um durch den Trichter zu sprinten. Aber man kann es.«
    Wer zu langsam war, wer die Nerven verlor, wer vom Kurs abkam, war verloren. Weygand sprach es nicht aus. Wozu? Er hatte es zu tun mit Männern, die Bescheid wußten. Es gab kein Raumphänomen, das mehr gefürchtet wurde als ein Schwarzes Loch. Im Mittelpunkt des unsichtbaren Trichters lauerte der komprimierte Tod.
    Weygand war verstummt. Mir wurde bewußt, daß Captain Mboya und Lieutenant Stroganow auf meine Entscheidung warteten.
    Weygand sprach die Wahrheit. Davon war ich mittlerweile überzeugt. Aber falls ich auf seinen Vorschlag einging, mußte ich ihn auch als Lotsen akzeptieren. Durfte ich diesem Mann den Konvoi anvertrauen: die Schiffe, die Menschen, die unersetzliche Fracht? Ich zögerte.
    Aber ich zögerte nicht lange.

13.
Aus«Metropolis 2089«, 22.12.
    Der Boden bebte, die Luft vibrierte. Der Sturmwind war glühend heiß.
    Ruth O’Hara kam zu sich.
    Auf halbem Weg zu den Hangars war sie am Steuer des Platzmobils eingeschlafen.
    Weshalb noch war sie unterwegs gewesen? Richtig. Doktor Hudson hatte nach ihr verlangt. In den Hangars waren die glücklosen Rückkehrer vom Mond untergebracht worden. Zumindest brauchten sie dort nicht zu frieren.
    Ruth setzte sich auf.
    Über

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