Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
direkt vor unserem Bug. Mein Schiff, die Henri Dunant, bildete das Schlußlicht.
Die andere Anzeige, ein ungeordnetes Gesprenkel, signalisierte Gefahr.
Auf welche Weise sie uns aufgespürt hatten, war unwichtig. Der scheinbar leere Raum war voller Kundschafter. Möglicherweise hatten wir einen übersehen. Nun war das Rudel zur Stelle.
Die Echos bildeten ein wildes Durcheinander.
Lieutenant O’Brien nahm mir die Mühe ab, sie zu zählen.
»Mindestens zwanzig Schiffe«, sagte er. »Sie werden versuchen, uns noch vor der Sperre abzufangen.«
Für den Augenblick hatte ich genug gesehen. Die Wölfe waren dem Konvoi auf den Fersen, aber er hatte eine reelle Chance. Ich wechselte hinüber ins FK. Lieutenant Stroganow kam aus dem Kartenhaus.
»Sir?«
»Frage: Fahrt?«
»Positiv minus sechzig.«
Positiv hieß: wir bewegten uns voraus. Und minus sechzig bedeutete, daß unsere Reisegeschwindigkeit 60 Punkte unter dem Maximalen lag.
»Lichtspruch zur Übermittlung an Fridtjof Nansen : Auf dreißig erhöhen.«
»Aye, aye, Sir.«
Der Sibiriak schaltete den Scheinwerfer ein. Ich sagte rasch: »Aber treiben Sie zunächst die Pampero an! Sie soll gefälligst Anschluß halten.«
»Aye, aye, Sir.«
Der verbeulte Eimer, ein Frachter des veralteten PPP-Typs, hatte die üble Angewohnheit, ohne vorherige Ankündigung zurückzufallen. Einmal hätte es um ein Haar gekracht. Seitdem flog Captain Mboya die Henri Dunant mit entsicherten Bremsdüsen.
Ich kehrte zurück ins RC.
Die Wölfe rückten näher. Ihre Echos kamen jetzt klar und deutlich, dreiundzwanzig an der Zahl. Mehr und mehr formierten sie sich zum Keil. Die Absicht war unmißverständlich. Die Wölfe rechneten damit, daß der Konvoi, der scheinbar blindlings vor ihnen herfloh, vor der Goldonischen Sperre abdrehte. In diesem Fall mußte er ihnen direkt vor die Lefzen laufen.
»Sir!«
Ich richtete mich auf. Lieutenant Stroganow stand im Durchgang.
»Die Fridtjof Nansen bestätigt Fahrterhöhung um dreißig Punkte, Sir. Aber sie weist daraufhin, daß wir uns dabei verdammt leicht die Knochen brechen können.«
Die Gefahr lag auf der Hand. Ich sah sie selbst. Das Bild der geschlängelten Passage hatte sich mir eingeprägt. Ein erstes warnendes Knistern lief durch das Schiff. Die Energiefelder rückten näher.
Auf dem Radarschirm zeichnete es sich ab: Der Konvoi erhöhte die Fahrt.
Die Pampero hinkte wieder mal hinterher. Ich klemmte mich hinter die Lichtorgel, um sie eigenhändig noch einmal anzutreiben, aber in eben dieser Sekunde spie sie eine Rauchwolke aus und rannte hinter der Serena her.
Captain Mboya gab ihr drei Sekunden Vorsprung, dann erhöhte auch er die Fahrt.
Die Leuchtspur auf dem Monitor begann sich zu winden. Die ersten Schiffe des Konvois hatten die Sperre erreicht und tauchten ein in die Passage. Gleichzeitig schwoll das Knistern an.
Ich rief den Maschinenraum, und als Lieutenant Xuma sich meldete, wies ich ihn an, das Schiff nach etwaigen Leckagen abzusuchen.
»Schon überprüft, Sir«, erwiderte Lieutenant Xuma. »Alles dicht.«
»Dann halten Sie sich bereit, die Schotten zu schließen.«
»Aye, aye, Sir.«
Ich gab mich ruhig. In Wirklichkeit hatte ich es mit einem schmerzenden Klumpen zu tun: dort, wo eigentlich mein Magen saß. Und wie, wenn Weygand sich irrte? Es mochte sein, daß die Passage sich in all den Jahren, die seit der Erkundung verstrichen waren, verändert hatte. Es mochte sein, daß sie blindlings endete: eine tödliche Sackgasse. Den Energiestürmen, die im Zentrum der Goldonischen Sperre tobten, war kein Material gewachsen.
Das Knistern wurde lauter und lauter. Die ersten Sturmwirbel streiften das Schiff.
Im Lautsprecher erklang die Stimme des Navigators.
»ZG, Sir.«
Ich eilte ins Kartenhaus.
Lieutenant Stroganow war damit beschäftigt, die Quelle einzupeilen, den unsichtbaren Magneten, der seine Fangarme nach uns ausstreckte. Noch waren sie harmlos. Die Fahrt war gerade um einen Punkt gesunken. Aber bald schon würden sie kraftvoller zupacken. Und als ihr gieriger Schlund lauerte ein tückisches Atom, kleiner als jedes Staubkorn, aber ausgestattet mit der Anziehungskraft des Mondes, das Schwarze Zwergloch.
»Melden Sie weiter, Lieutenant!«
»Aye, aye, Sir.«
Ich kehrte zurück ins RC.
»Wie steht’s?«
Lieutenant O’Brien deutete achteraus, etwas nach Backbord versetzt. Sie waren heran. Die Sonne verwandelte ihre silbernen Rümpfe in lodernde Flammen. Ich hielt den Atem an. Das Knistern ging plötzlich
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