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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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zerknautschten Zigarettenschachtel, die er mir vorwies, bekam ich einen trockenen Mund. Die Packung war ein Fremdkörper auf dieser Plattform unter der Flagge der EAAU. Die Packung trug den Aufdruck der Staatlichen Tabakmanufaktur der VOR, der anderen Weltmacht.
    Waren die VORs auf der Plattform gewesen? Unsere Strategische Raumflotte war längst nicht mehr in der Lage, die Bewegungen eines möglichen Gegners zu kontrollieren. Geschwächt, wie sie war, kämpfte sie verzweifelt darum, die Kontrolle über die wichtigsten Zentren nicht zu verlieren, denn die Raumwölfe waren überall. Wehe dem Frachter, der ihnen in die Hände fiel. Die Packung mochte ebensogut von einem geplünderten VOR-Transporter herrühren. Irgendein Plünderer hatte sie fortgeworfen …
    Lieutenant Stroganow schien zu dem gleichen Schluß zu kommen. Er hob die Schultern und ließ die Packung fallen.
    »Wenn er nicht geflogen ist, Sir …«
    So war es. Falls Commander Busch keine Flügel gewachsen waren – buchstäblich oder wenigstens in Form eines raumtüchtigen Schiffes –, mußte er sich auf der Plattform befinden. Aber weshalb hielt er sich verborgen?
    »Suchen Sie hier weiter, Lieutenant! Ich nehme mir das Oberdeck vor.«
    Lieutenant Stroganow wiegte den Kopf.
    »Das sind allerhand Räume, Sir.«
    »Irgendwo muß er stecken.«
    Bevor wir uns trennten, überprüften wir die Walkie-Talkies. Ihre Reichweite war gering. Außerhalb des isolierten Mantels waren sie schwerlich zu hören. Bei Bedarf durften wir es wagen, sie zu benutzen, ohne die strikte Funkstille zu brechen, die der Konvoi bisher eingehalten hatte. Der Himmel war voller Ohren, und beutegieriges Geschmeiß stürzte sich auf alles, was sich bewegte. Gewiß, die Schiffe, die jetzt leer zum Uranus zurückkehrten, waren noch nicht so interessant, wie sie demnächst wieder sein würden. Aber je weniger Spuren man mit dem Geleitzug hinterließ, desto besser. Am besten, man hinterließ überhaupt keine. Und so war jeder Funkspruch schon zu viel.
    Ich vermied es, den halbdunklen Aufzug zu benutzen, und nahm die Treppe.
    Auf dem Oberdeck war das Chaos nicht geringer. Immerhin wurde ich fündig. In der Messe stieß ich auf einen unserer Proviantkartons. Sein Kennzeichen war das des uranischen SOS-Silos, auf das Gouverneur Hastings die Verteilerhand gelegt hatte. Der Karton war noch nicht ganz leer.
    »Busch! Wo stecken Sie nur! Busch!«
    Das Echo machte sich über mich lustig. Ich trat zurück in den Gang und öffnete die Tür einer Wohnkabine. Früher einmal hatte der Stationsmeister darin gehaust. Am Haken hing eine orangefarbene Jacke mit dem Emblem der UGzRR. Demnach hatte auch Commander Busch hier sein Quartier gehabt.
    Ich trat ans Bullauge und sah hinaus. Der gedrungene Silberleib der Henri Dunant schien in der Sonne zu lodern wie eine Fackel. Sonst gab es nur leeren Raum so weit die Blicke reichten. Die Venus stand auf der anderen Seite der Plattform – aber auch zu ihr gelangte man nicht einfach so, nicht zu Fuß, nicht ohne Jacke.
    Das Walkie-Talkie, das ich mir über die linke Schulter gehängt hatte, wurde lebendig.
    »Sir!«
    Ich hob das Gerät auf.
    »Ja, Lieutenant.«
    Lieutenant Stroganows Stimme klang schwer.
    »Ich bin im FK, Sir. Sie brauchen nicht weiter zu suchen. Er ist hier.«
    »Roger. Ich komme.«
    Ich rannte nach unten. Stroganows lakonische Ankündigung verhieß nichts Gutes. Der Weg zum FK war markiert. Ich hetzte den Mittelgang entlang und bog nach etwa fünfzig Metern links ab. Der schmale Quergang war dunkel – aber die Tür an seinem Ende stand auf, und ich konnte ein Stück samtschwarzen Himmels sehen.
    Im FK war ein Vorschlaghammer am Werk gewesen.
    Auf mein Geheiß hin hatte Lieutenant Xuma ein gründliches Werk der Zerstörung hinterlassen. Und dennoch war es Commander Busch um ein Haar gelungen, aus den Trümmern und Überresten der Sendeanlage einen neuen, behelfsmäßigen Sender zu bauen.
    Um ein Haar. Es war ihm nicht vergönnt gewesen, die Arbeit zu Ende zu bringen.
    Lieutenant Stroganow richtete den Schein seiner Handlampe auf ein Bündel, das schlaff und reglos vor dem Batterieblock lag. Herabhängende Kabel verrieten, daß hier erfahrene Folterknechte am Werk gewesen waren, geschulte Spezialisten, die genau wußten, wie man es anfängt, einen Mann zum Sprechen zu bringen.
    Die Zigarettenpackung mit dem VOR-Aufdruck fiel mir ein.
    Lieutenant Stroganow war neben Commander Busch niedergekniet und fühlte ihm nun den Puls. Als er sich wieder

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