Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
geben. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Der neue Präsident der EAAU verdiente bereits jetzt Vertrauen. In der Arena der Eitelkeit, zu der die Politik leider immer mehr verkam, nahm er sich aus wie ein vorsintflutliches Fossil: immer gerade heraus, ein Mann ohne Wenn und Aber. Ein unbekannter Richter, hatte er aus dem Uranus, den er im Anschluß an das Justizdesaster übernahm, das Salomon 86 angerichtet hatte, binnen kurzem eine aufstrebende Kolonie gemacht. Daß Metropolis weiterlebte, war in erster Linie sein Verdienst. Im entscheidenen Augenblick hatte er sich zu einem übergeordneten Recht bekannt und über alle Formalitäten hinweg das SOS-Silo öffnen lassen. Mit ihm an der Spitze hatten die Drei Kontinente noch einmal eine Chance.
    Ich nickte Lieutenant Levy zu.
    »Keine Bestätigung! Da wird auch keine erwartet.«
    Der Konvoi war in Sicherheit, die Henri Dunant war es noch lange nicht. Sobald sie die Venus wieder verließ, war es für sie mit dem Geborgensein vorbei. Aus einem ursprünglich leeren Raum war ein Himmel voller Gefahren geworden.
    In der Messe war, als ich dort eintrat, der Rest der Crew versammelt. Lieutenant Xuma war damit beschäftigt, den Kaffeespender zu reparieren; auf seinem ebenholzschwarzen Gesicht perlte der Schweiß. Lieutenant O’Brien, ein rothaariger Ire, ging ihm zur Hand.
    »Gute Nachrichten, Sir?«
    Captain Mboya sah mich an. Die Schwärze seiner Haut war der des Chiefs fast ebenbürtig. Man mußte schon gebürtiger Afrikaner sein, um die feinen Merkmale zu deuten, die einen Transvaaler von einem Kenianer unterscheiden.
    »Captain Romen hat’s geschafft«
    »Prächtig. Und was sagen die vom Krankenhaus?«
    Ich hob die Schultern.
    »Noch nichts.«
    Wie denn auch? Wahrscheinlich legte man Commander Busch um diese Zeit gerade erst auf den Operationstisch. Man mußte sich in Geduld fassen. Und besser keine Nachricht als schlechte Nachricht.
    Ich warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Kaffeespender.
    Lieutenant O’Brien bemerkte das und zeigte mir fünf gespreizte Finger.
    »Fünf Minuten noch, Sir. Wirklich nicht mehr.«
    Lieutenant Xuma schüttelte mißbilligend den Kopf.
    »Mein Wort, Sir, ist das nicht. Lieber nehm ich das Dingi auseinander als noch einmal dieses verfluchte Ding, zu dem es keine Ersatzteile gibt!«
    Sein Groll war mir wohl verständlich. Mit dem »verfluchten Ding« hatte ich mich mehr als einmal herumgeschlagen. Es steckte voller Niedertracht und Heimtücke.
    In meiner Kammer angelangt, schaltete ich den Audiographen ein, nahm meine Aufzeichnungen zur Hand und sprach meinen Bericht.
    Ich nahm kein Blatt vor den Mund. Unumwunden schilderte ich die verzweifelte Lage, in der sich der Metropolis-Konvoi befunden hatte, als ich schweren Herzens Befehl geben mußte, Commander Busch seines Kommandos zu entheben und auf INTERPLANAR XII zurückzulassen.
    » … in der eindeutigen Absicht, den Befehl über den Geleitzug zu übernehmen, traf er Anstalten, die Funkstille zu brechen. Daran gehindert, griff er zur Waffe …«
    Ich brach ab und sah hinaus. Ein großer grauer Helikopter mit dem goldenen Emblem der EAAU – dem Erdball im Kranz der Planeten – und der in Rot gehaltenen Kennziffer 2 setzte soeben vor unserer Gangway auf. Die von seinen Rotoren aufgewirbelte Luft brandete mit dumpfem Dröhnen gegen die Bordwand. Die Henri Dunant vibrierte. Ich wartete ab, bis der Helikopter endlich Ruhe gab, dann nahm ich das leidige Diktat wieder auf.
    »Für die getroffenen Maßnahmen übernehme ich die volle und ungeteilte Verantwortung …«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir.«
    »Was denn?«
    Ich wandte mich unwillig um.
    Lieutenant Stroganow stand auf der Schwelle.
    »Ich muß leider stören, Sir. Wir bekommen Besuch.«
    Mein anfänglicher Unwille wich einem Gefühl der Erleichterung. Der Anlaß, das Gerät, diesmal endgültig, abzuschalten, kam mir gelegen. Plötzlich spürte ich, wie sehr mir dieser Bericht zu schaffen machte. Busch lag auf dem Operationstisch, zwischen Leben und Tod; es war nicht der passende Zeitpunkt, um mit ihm zu rechten. Andererseits ließ sich der häßliche Zwischenfall nicht einfach unter den Teppich kehren; dafür hatten die VORs gesorgt. Mein Blick streifte das stumme Visiofon. Wie würde die Nachricht lauten?
    Der Navigator harrte meiner Entscheidung.
    »Jemand vom Vorstand?« erkundigte ich mich. »Wir sind praktisch klar zum Start. Für lange Debatten habe ich jetzt keine Zeit.«
    Der Sibiriak machte eine Kopfbewegung in die Richtung des

Weitere Kostenlose Bücher