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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Erde legen ihr Schicksal vertrauensvoll in die Hände des Asterators Oleg.
    Punkt zwei. Auf den Kontinenten ist unverzüglich mit den Vorbereitungen für die Getreideaussaat zu beginnen. Das Ende der Versorgungskrise ist damit in Sicht.
    Punkt drei. Weitere Befehle folgen.«
    »Die Leute sind so dumm, Mark. Sie hören nur, was sie hören wollen.« Ruth stand in der Schlafzimmertür. Ihre Stimme bebte. »Sie hören aus diesem Ultimatum nur eins heraus: Brot! An die Folgen denken sie nicht. Es ist immer wieder das alte Lied: Eine Erstgeburt für ein Linsengericht!«
    Sir Oleg, dachte ich, nutzt die Gunst der Stunde. Aber was wird sein, wenn die Leute dahinterkommen, daß er sie nur ködert?
    Das Fernsehen entwarf ein schonungsloses Bild.
    In Metropolis stand Präsident Hastings unter dem Druck der Kontinental-Gouverneure. Seinem wissenschaftlichen Krisenstab, der nach wie vor mit Hochdruck nach der in Verlust geratenen genetischen Formel des Gregorius-Weizens forschte, war eine unwiderrufliche Zehntagesfrist gesetzt worden. Danach hatte Hastings zugunsten des Asterators seinen Rücktritt zu erklären.
    Die Welle der Demonstrationen, die durch alle Länder der EAAU lief, ließ es fraglich erscheinen, daß die Frist eingehalten werden konnte. Hier und da wurde der neue Asterator mit dem Beinamen »Der Brotbringende« belegt. In etlichen Hungerregionen wurden für ihn Altäre errichtet.
    Von der Unruhe erfaßt war auch das Militär. Das 16. leichte Geschwader der Strategischen Raumflotte hatte sich der neuen Herrschaft bereits unterworfen und befand sich auf dem Flug zur Venus. Eine Umfrage vor dem Start enthüllte als wahres Motiv die Hoffnung der Männer auf eine Aufbesserung ihrer Rationen als Lohn des Verrats.
    Ich pellte mich angewidert aus dem Overall und hob ihn auf, um ihn in die Waschmaschine zu stecken. Ich spürte einen Widerstand und zog das orangefarbene Formblatt aus der Tasche. Das Papier war völlig durchweicht. Ich entfaltete es mit spitzen Fingern.
    Und dann, auf einmal, hielt ich für die Ereignisse des Tages die Erklärung in der Hand.
    War ich blind gewesen? Die ganze Zeit über hatte ich meinen Argwohn auf die Vereinigten Orientalischen Republiken gerichtet gehabt. Busch. Der Anschlag in Las Lunas. Steckten wirklich die VORs dahinter?
    Es war eine Katastrophe.
    Der alte liebenswerte Narr auf P-kop hatte in seiner Begeisterung, beim Kramen in der Vergangenheit fündig geworden zu sein, alle Vorsicht in den Wind geschlagen. Ich stellte ihn mir vor, wie er dort in seiner Einsamkeit unter den Sternen den richtigen Abruf vollzog und wie sich daraufhin die absonderliche Arena mit Gestalten, Stimmen und Ereignissen zu füllen begann, als die Vergangenheit wiederkehrte. Er mußte es empfunden haben als den Höhepunkt seiner Forschung. Im Triumpf hatte er sich hinreißen lassen, meine Warnung zu mißachten.
    Der Funkspruch lautete: Commander Mark Brandis, RRK Henri Dunant , via Raumnotzentrale Las Lunas. Heureka, ich hab’s gefunden! Erwarte Sie baldmöglichst auf P-kop. Professor Smirnoff.
    Ruth trat näher.
    »Was ist, Mark?«
    Mein Mund war trocken. Ich fühlte mich elend. Es war auch meine Schuld.
    »Sir Oleg blufft nicht«, sagte ich. »Er erpresst uns mit der Formel für den Gregorius-Weizen. Entweder hat er sie bereits, oder er weiß jetzt, wo sie zu holen ist. P-kop hat sich anpeilen lassen.«

11.
    Nachdem die Henri Dunant ein Pulk Wölfe abgeschüttelt hatte, das am Rande der Venus-Mond-Route im Radarschatten einer verlassenen Plattform auf einen lebensmüden Einzelfahrer lauerte, war ich erschöpft zur Ruhe gegangen. Die Wachen waren eingeteilt, die Alarme geschaltet. Der Zeitpunkt des Rendezvous mit P-kop war für 03.17 Uhr errechnet. Eine halbe Stunde zuvor sollte man mich benachrichtigen.
    Fünf Tage war es nun her, daß die Schiffe mit dem Johanniterkreuz Metropolis verlassen hatten, um sich in Las Lunas von den Strapazen der großen Reisen zu erholen und sich wieder klarzumachen für die eigentliche Bestimmung: den Rettungsdienst unter den Sternen. Bald nach dem Start war die Henri Dunant, wie schon so oft in diesem verhängnisvollen Frühjahr ‘90, mit blinzelndem Scheinwerfer aus dem Verband ausgeschoren, um ihren eigenen einsamen Kurs zu steuern.
    Die wahren, großen Aufgaben im Leben braucht der Mensch nicht zu suchen. Sie fallen ihm zu. Und an ihm liegt es dann, ob er sich ihnen stellt.
    Lieutenant Stroganow hatte die Brücke mit den aktuellen Koordinaten versorgt. Die unsichtbare

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