Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
»grandiosen Szenarium« gesprochen und von der »sichtbaren Verkörperung menschlichen Wagemuts und Überlebenswillens«.
Brandis sah vor allem die Aufgabe – die Fortschritte und die Rückschläge.
Und er sah das Kampffeld.
Die Männer und Frauen, die sich hier in der Einsamkeit des Raumes unter seinen Befehl gestellt hatten, um aus einem Haufen Schrott einen funktionstüchtigen Energiesender zu machen, verdienten allesamt, unvergessen zu bleiben. Wer den mörderischen Bedingungen im All nicht standhielt, war längst ausgezahlt worden und zur Erde oder zur Venus zurückgekehrt. Geblieben waren die Besten. Und immer häufiger mußten sie Gesundheit und Leben einsetzen – weil der Nachschub stockte, weil Professor Jakoby die versprochenen überholten Arbeitsroboter vom Typ Engineer II nicht lieferte, weil die Zeit immer knapper wurde.
Man durfte sich nicht täuschen lassen vom Sonnenglast in den Reflektoren. In der Umlaufbahn regierte die absolute Kälte.
Der bizarre Eisblock, der, eine Kabellänge vom Hotel entfernt, vor dem Pferdekopfnebel in allen Farben des Regenbogens glomm wie ein verwunschener Diamant, war einmal ein Schiff gewesen – eines jener fest auf Position liegenden Wasseraufbereiter. Ein abgesprengter Niet, der seine Bordwand durchschlagen hatte, war ihm zum Verhängnis geworden. Die Besatzung war mit dem Schrecken davongekommen – doch das Schiff war nicht mehr zu retten gewesen.
Inzwischen lohnte es sich nicht länger, es einzuschleppen. Und so würde es eisumsponnen weitertreiben durch den endlosen Raum bis zum jüngsten Tag.
Der Scooter stieß gegen die Bordwand der Schute, schepperte daran entlang, und als die Magnetleuchte anzeigte, daß er fest und unverlierbar an der Außenhaut des großen und plumpen Schiffes klebte, stieg Brandis über.
Die Schleuse war ein übles Einmannloch – gerade weit genug, daß ein Arbeiter im Raumanzug sich hindurchzwängen konnte. Primitiver ging es nicht.
Ein Dutzend Leute war anwesend – die neue Schicht für eine der 280 Untersektionen. Während die Monteure sich für das Aussteigen vorbereiteten, machte Seebeck seine Bilder.
»Laß dich nicht stören, Martin.«
»Bin gleich fertig, Mark.«
Auch Seebeck zählte zu denen, die sich bei diesem Teufelsjob nicht schonten. Ein paarmal schon hatte Brandis ihn zurückpfeifen müssen, wenn er in seinem Ehrgeiz, seinen Lesern einen ungeschminkten Bericht zu liefern, die nötige Vorsicht außer acht ließ.
Brandis stellte den Helm auf die Ablage, öffnete die Kombination und holte sich einen Becher Kaffee aus dem Spender. Seebeck steckte die Kamera ein und gesellte sich zu ihm.
»Du wirst gesucht, Mark.«
»Von wem?«
»Vielleicht von einer unbekannten Verehrerin. Frag das FK.«
Brandis drückte die Sprechtaste.
»Brandis. Was war das für ein Anruf?«
Ein Lautsprecher antwortete.
»Eine Frau, würde ich sagen, Sir. Aber sonst nicht zu verstehen wegen der Randwirbel des Tornados. Der Aufzeichner spielte gar nicht erst mit.«
»Roger.«
Brandis ließ die Taste los und setzte sich mit dem Becher in der Hand an einen freien Tisch. Bei aller Müdigkeit, von der sein Gesicht geprägt war, wirkte er zum erstenmal seit langem wieder zuversichtlich und zufrieden.
»Was sagst du zu unserem Probeschuß auf El Golea , Martin?«
Der Probeschuß war in der Frühe des Tages abgegeben worden – diesmal jedoch nicht auf Godwana , sondern auf den Transformer El Golea in der zentralen Sahara.
Seebeck mußte eingestehen, daß er nicht auf dem laufenden war.
»Ich denke, Morales ist noch am Auswerten.«
In Brandis’ Stimme schwang plötzlich Triumph mit.
»Ich habe Morales vor einer halben Stunde angerufen. Der Schuß, sagt er, war hundertprozentig. Das ist der erste wirkliche Erfolg, Martin. Wir haben gut daran getan, nicht erst auf Hauschildt zu warten. Das Risiko, das wir eingegangen sind, hat sich gelohnt.«
Um diesen zweiten Probeschuß hatte es eine Kontroverse gegeben zwischen dem Ersten Ingenieur und dem Projektleiter. Morales hätte es lieber gesehen, den Übertragungsversuch so lange zu verschieben, bis Leo Hauschildt wieder assistieren konnte, doch Brandis hatte sich durchgesetzt.
Seebeck betrachtete den Commander in der verdreckten, schmucklosen Kombination.
»Du weißt jetzt, daß ihr es schaffen werdet, Mark?«
Brandis neigte ein wenig den Kopf.
»Wenn die Sektoren uns nicht im Stich lassen …« Über Brandis Gesicht glitt die Andeutung eines Lächelns. »Verdammt ja, Martin! Wir werden
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