Weltraumpartisanen 31: Geheimsache Wetterhahn
begleiten.
4.
Die Raumplattform STELLANORM III war ursprünglich wie ihre Geschwister als vorgeschobene technische Basis geplant gewesen für den Ausbruch aus dem heimatlichen Sonnensystem in die Raum-und Zeitdimension der Lichtjahre.
Man hatte sie gebaut und in Dienst gestellt in jenen rauschhaften Jahren des ersten großen Aufbruchs zu den Sternen, als alles machbar und erreichbar erschien.
Danach, als man sich ernüchtert seiner Grenzen bewußt ward, hatte sie in rascher Folge verschiedenen Zwecken gedient – unter anderem als bequemer Stützpunkt bei der Kolonisierung der Venus – und war schließlich nach ihrer Evakuierung in der Zeit der Großen Katastrophe nicht wieder in Betrieb genommen worden.
Fernab von allen Schiffahrtstraßen blieb sie auf einsamer Sonnenbahn ihrem Schicksal überlassen, eine intakte Plattform, die lediglich den Ansprüchen der Neuzeit nicht mehr genügte, ein ausrangiertes Stück Eisen. Sie zum Zwecke des Verschrottens zur Erde oder zur Venus zu schleppen, war irgendwann einmal erwogen worden, aber das kaufmännische Kalkül hatte sich dagegen ausgesprochen. Der Aufwand lohnte sich nicht.
Und so kreiste STELLANORM III mit ihren Fabrikhallen und Werkstätten, mit ihren Laboratorien und Montagebändern, mit ihrem noch lange nicht erschöpften Kernreaktor und all den summenden Aggregaten weiterhin um das Zentralgestirn des näheren Universums und geriet, weil keiner sie brauchte und sie auch keinen störte, allmählich in Vergessenheit. Sie war nicht die einzige Plattform, die dieses Schicksal erlitt. Einige, die sich auf unstabilen Umlaufbahnen befunden hatten, waren mit der Zeit unauffindbar abgetrieben.
Esko Tuomi hatte die alten Computerprogramme heraussuchen müssen, um im Vergleich mit Datum und Uhrzeit das astrale Rendezvous zu bestimmen.
Aber erst als STELLANORM III als winziger Lichtpunkt auf dem Radarschirm des einsitzigen Kurierschiffs vom Typ Apache auftauchte, durfte er sicher sein, daß seine Berechnungen stimmten.
Bevor er den Sender einschaltete und zum Mikrofon griff, paßte er Kurs und Geschwindigkeit denen der Plattform an. Während er sich anmeldete, verschlüsselte er seine Worte. Der scheinbar so leere Himmel steckte voller Ohren. Major Tuomi war auf der Hut.
»Hoffnung – Bote. Erbitte Landeerlaubnis.«
Aus den Worten ließ sich nichts entnehmen, und die Durchsage war so kurz gehalten, daß sie sich nicht anpeilen ließ.
Die Bestätigung ließ auf sich warten. Auf der Plattform war man damit beschäftigt, das sich nähernde Objekt exakt zu identifizieren. Schließlich entschied man sich.
»Roger, Bote. Landeerlaubnis ist erteilt.«
Das Codewort Hoffnung stand für Hastings, Bote für Major Tuomi.
Esko Tuomi, Kommandeur des VI. Taurus-Geschwaders der Strategischen Raumflotte der EAAU, gebürtiger Finne, war alles andere als ein politischer Heißsporn oder ein zur Unbotmäßigkeit neigender Offizier.
Und doch war er das Haupt einer Verschwörung.
Tuomi war sich darüber im klaren, daß er einmal mehr im Begriff stand, geltendes Recht zu brechen und Hochverrat zu verüben. So jedenfalls würden es, sofern sein Vorhaben fehlschlug, die Militärrichter sehen und ihn verurteilen, ohne jemals Gesetze in Frage zu stellen, denen sie dienten.
Schleichend, von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt, waren unter der Herrschaft des Konsuls die Paragraphen ausgehöhlt und mit neuen Inhalten versehen worden, bis aus Weiß Schwarz geworden war und aus Schwarz Weiß.
Die Massen in den Drei Vereinigten Kontinenten jubelten dem Konsul zu. Nach dem Schock der Großen Katastrophe war ihr Sinnen und Trachten auf weniger abstrakte Werte ausgerichtet als auf die Übereinstimmung von Recht und Gesetz. Nach Not und Entbehrung genoß man den neuen Wohlstand, den in solcher zeitlichen Kürze des Konsuls Vorgänger herbeizuführen nicht vermocht hatte. Hastings hatte von Wiederaufbau und harter Arbeit gesprochen, General Dreyer, der Konsul, honorierte den Gehorsam der Massen mit »Steaks und Standarten«, mit Brot und Spielen also. Und in der Tat: die Landwirtschaft blühte wie nie zuvor. Australiens Wüsten wurden umgebrochen zu fruchtbarem Acker-und Weideland, nachdem es über ihnen plötzlich zu regnen begonnen hatte.
Nie zuvor hatte es in der EAAU so viele dicke Menschen gegeben – aber das war letztlich nur eine Randerscheinung und ging nur die Betreffenden etwas an und die Ärzte, die sie im Zustand der Fettleibigkeit konsultierten. Damit konnte man sich
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