Weltraumroboter
Erfahrung war. Manche Frauen könnten vielleicht damit leben. Ich nicht. Ich bin ein gesundes Mädchen, das einen richtigen Mann haben will – keinen verklemmten Narren, der mir meine schwarze Unterwäsche aus der Fasson bringt.«
»Es muß ziemlich hart gewesen sein.«
»Ein Spaß war es nicht. Ich habe eine ganze Weile darunter gelitten. Bis ich dich traf, um genau zu sein. Jetzt tut es mir nicht einmal weh, darüber zu sprechen. Aber ich muß bekennen, daß ich auch nicht herumlaufe, um damit zu prahlen.«
McDermott sah erleichtert auf, daß aus Melodies Augen wieder die alte Heiterkeit leuchtete. »Die Narbe ist völlig verheilt?«
»Völlig. Lester dürfte jetzt auch glücklicher sein, nehme ich an. Er ist verheiratet und lebt in Greenwich Village. Seine Frau ist ein anderthalb Meter großes und fast ebenso breites Biertönnchen von Berufsringkämpferin mit dem bezaubernden Decknamen ›Wanda, die wütende Wildsau‹, und in ihren Kreisen gefürchtet. Sie macht das Geld, und er macht Gedichte. Ein harmonisches Paar, wie ich hörte.«
»Keine schöne Erfahrung für ein junges Mädchen«, murmelte McDermott mitfühlend.
»Es hätte schlimmer kommen können. Im übrigen hat es mich gelehrt, etwas Wundervolles richtig zu würdigen.«
»Was denn?«
»Dich!«
McDermott war so perplex, daß er nichts anderes zu tun wußte, als zwei Zigaretten anzuzünden und eine davon zu Melodie hinüberzureichen. Dabei fragte er: »Was für eine Art Mädchen bist du eigentlich, Melodie?«
»Eine faire Frage, die eine ehrliche Antwort verdient. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber als ich fünfzehn war, hat meine Mutter mich aufgeklärt – so klug und verständig, daß ich einen echten Begriff von wahrer Liebe und von der Ehre einer Frau bekam. Infolgedessen habe ich bis auf den heutigen Tag keinem Mann erlaubt – Lester war sowieso nicht qualifiziert –, mir nahe zu sein.«
McDermott errötete. »Ich sehe keinen Grund, das zu bezweifeln.«
»Um der Wahrheit willen muß ich gestehen, daß es nicht immer einfach war. Besonders, seit ich hier Abend für Abend vor einem Lokal voll munterer Air Force-Jünglinge auftrete.«
»Ähemm«, räusperte sich McDermott verlegen. Dann fügte er hinzu: »Ich denke, ich gehe jetzt lieber wieder in meine Dienststelle. Da sind noch einige dringende Sachen zu erledigen.« Bei dem Versuch, vom Diwan aufzustehen, verblüffte es ihn, daß ein kleiner, wohlgeformter nackter Fuß sich in sein linkes Hosenbein gemogelt hatte und mit den Zehen an seinem Knie herumzutasten begann.
»Sie bleiben, wo Sie sind, Captain«, sagte Melodie in gut imitiertem Befehlston. »Es ist erst Viertel nach neun, was kaum spät genannt werden kann. Und ich weiß, was Sie tun sollten – Ihr Hemd ausziehen!«
»Sieh mal, Melodie«, versuchte McDermott so bescheiden wie möglich, »ich bin, auf meine verdrehte Art, ein Mann der Wissenschaft. Ich denke, du bist eine nette, liebe Freundin, und ich mag dich sehr gern. Aber ich fürchte, auf mehr kann ich mich nicht einlassen. Ich darf mich nicht zersplittern. Binnen weniger Monate habe ich fünfundsiebzig Millionen Dollar an Steuergeldern verpulvert. Ich darf mich durch nichts davon abhalten lassen, meine überragend wichtige Aufgabe zu erfüllen – einen erfolgreichen Start der Helios-Rakete ... Wo ist mein Hut?«
»Du besitzt gar keinen Hut.«
Erschrocken bemerkte McDermott, daß ein zweiter Fuß irgendwie unter sein Hemd geraten war und sich anschickte, in der kitzligen Gegend oberhalb seines Bauchnabels herumzukrabbeln. »Verdammt, Melodie, laß das«, sagte er unter Aufbietung ungewohnter Energie. »Ich bleibe noch für einen Martini, wenn du versprichst, deine Füße wieder an dich zu nehmen. Nie habe ich eine solche Frau erlebt. Ich versuche, ein Gentleman zu sein.«
»Wärst du das nicht, dann hätte ich nie versucht, dich zu verführen.«
»Melodie!«
»Schon gut«, beschwichtigte Melodie, »ich werde neue Drinks holen.« Widerstrebend zog sie ihre nackten Füße aus McDermotts Kleidung und ging zur Bar.
McDermott seufzte wie erlöst und wischte sich die Stirn. Dann beobachtete er die harmonischen Bewegungen, mit denen Melodie neue Martinis einschenkte. Es konnte keinen Zweifel geben – Melodie Monahan war eine sehr anmutige und begehrenswerte Frau.
»Melodie, mich quält eine Frage«, sagte er in der Hoffnung, etwas Konversation würde seine Aufmerksamkeit von den interessanten Konturen ablenken, die sich in seinem Blickfeld
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