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Weltraumroboter

Weltraumroboter

Titel: Weltraumroboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Anderson
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zusammenhingen. Da er gleichzeitig fühlte, daß seine moralischen Bastionen ins Wanken kamen, gedachte er des militärischen Lehrsatzes, daß Angriff die beste Verteidigung sei, und fragte. »Warum hast du dich von deinem Mann scheiden lassen, Melodie?«
    Melodie hätte nicht überraschter sein können, wenn er auf den Gedanken gekommen wäre, sie zu einem gemeinsamen Wochenendtrip nach den Bahamas einzuladen. Sie ließ seine Hand los, stand auf, ging zur Bar, goß neue Drinks ein, kam zurück, gab ihm sein Glas und nahm dann auf dem Diwan Platz. »Müssen wir ausgerechnet jetzt darüber sprechen?« schmollte sie. »Es paßt kaum zu der ›Musik, um die Zehen danach wackeln zu lassen‹.«
    »Oh, ich denke, jetzt wäre gerade die richtige Zeit.«
    »Na schön, du Feigling. Ich werde dir die Geschichte meines Lebens erzählen. Aber besonders hübsch ist sie nicht.«
    »Bitte, erzähl sie mir lieber vom anderen Ende des Diwans, wenn es dir nichts ausmacht. Ich traue weder dir, noch deinen Martinis, noch deinem verwünschten Parfüm.«
    »Was ist los? Magst du Mädchen nicht?«
    »Doch. Auch solche, die mich in ihre Wohnung locken, wo es süße Musik, schummeriges Licht und ein Parfüm namens ›Raub‹ gibt. Nur habe ich nicht die Zeit, mich damit zu befassen. Ich werde so hinreichend beansprucht von den Versuchen, ein Raumflugzeug in den Weltraum zu bringen, daß ich mich nicht obendrein mit Frauen einlassen kann. Insbesondere nicht mit einer so schönen Frau, wie du es bist, Melodie.« Das klang nicht recht überzeugend, und er wußte es. »Nichts Persönliches«, fügte er achselzuckend hinzu. »Mir fehlt einfach die Zeit.«
    »Aha.« Melodie rutschte pflichtschuldigst zum anderen Ende des Diwans und lächelte etwas verzagt. »Ich will mich dir nicht aufdrängen oder dich betrunken machen und daraus Vorteile ziehen. Es ist nur so, daß ich ein gesundes, normales Mädchen bin, das dich schrecklich gern mag. Verzeih, wenn ich manchmal etwas stürmisch wirke. Das gehört zu meinem Plan, dich zu verführen.«
    McDermott glaubte plötzlich zu fühlen, daß ihm der Kragen zu eng wurde. Er zog den Schlipsknoten hinunter und machte den obersten Kragenknopf auf.
    »Ah, das ist es, Geliebter«, trällerte Melodie. »Mach's dir bequem. Es ist warm hier. Falls du dein Hemd ausziehen möchtest ...«
    »Bitte, Melodie! Du wolltest mir von deinem Mann erzählen.«
    »O ja, mein Mann. Die Geschichte meines Lebens.« Sie zog ihre Beine unter sich und lehnte lässig in ihrer Diwanecke. »Nun wie du weißt, wurden meine Eltern beim Rückflug von der Feier meines Schulabschlußexamens getötet, als ihr Flugzeug gegen einen Berg prallte. Das traf mich sehr hart. Mam und Dad hatten sich wirklich geliebt. Ich war das einzige Kind. Als ich von ihrem Tod erfuhr, ging meine Welt in Trümmer.« Zum erstenmal, seit er sie kannte, bemerkte McDermott einen traurigen Ausdruck in Melodies großen blauen Augen.
    Sie fuhr fort: »Zu den Dingen, die ich von ihnen erbte, gehörte eine leidliche Singstimme. Ich nahm etwas Unterricht und erhielt schon bald einen Job bei einem Nachtclub. Insoweit ging alles gut. Doch dann traf ich dort Lester la Rue.«
    »Lester la Rue? So kann doch niemand heißen.«
    »Er schon. Er hatte ein hübsches Gesicht und einen schwarzlockigen Haarschopf und war Sänger. Ich muß wohl noch unter dem Einfluß des Todes meiner Eltern gestanden haben. Denn als Lester mir bei unserem zweiten Rendezvous vorschlug, wir könnten doch heiraten, war ich einverstanden – gegen den Rat aller Leute, die ihn kannten und mich kannten. Ich will dich nicht mit Einzelheiten langweilen. In unserer Hochzeitsnacht entdeckte ich, daß Lester fetischistische Neigungen für schwarze Damenunterwäsche und schwarze Damenstrümpfe hatte. Kaum waren wir in unserem Hotelzimmer allein, als er eine Modenschau in Unterwäsche und Strümpfen begehrte – und sonst nichts.«
    McDermott räusperte sich. »Nun, vielleicht mag es etwas seltsam sein. Aber es war eure Hochzeitsnacht, Melodie. Wenn dein Mann es hübsch fand, dich in schwarzer Unterwäsche und schwarzen Strümpfen herumparadieren zu sehen, so ist das eigentlich noch kein Scheidungsgrund.«
    »Nicht ich, Dummchen – er! Er wünschte in meiner schwarzen Unterwäsche herumzuparadieren!«
    McDermott suchte hilflos nach Worten. Er fand keine.
    »Ja«, sagte Melodie, nachdem sie ein Weilchen gewartet hatte, »und das ist die Geschichte meines Lebens. Überflüssig zu sagen, daß es eine unerfreuliche

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