Weltraumroboter
George County gesaust. Die Besatzung des ausgesandten Rettungswagens, die ihn nach einigem Suchen unter zerbrochenen Regalen mit Geranientöpfen erspähte, teils von Regaltrümmern, teils von herabgefallenen Geranientöpfen begraben, war einmütig der Meinung, einen derartigen Unfall könne niemand überleben, und beschränkte sich demzufolge auf Erörterung der Frage, ob ein Geistlicher zu holen sei, um die Sterberiten an Ort und Stelle zu vollziehen oder ob es richtiger wäre, die sterblichen Überreste des Verunglückten zum Air Force-Hospital zu überführen. Die Überreste jedenfalls wurden hierzu nicht gehört; als sie sich plötzlich aufsetzten, um eine Zigarette zu verlangen und zu erfahren, was hier eigentlich los sei, erschrak die Rettungswagenbesatzung und transportierte den lautstark schimpfenden Flieger schleunigst in das Hospital. Inzwischen hatte sich der Patient erholt und war, nach Entfernung einiger Glassplitter aus seiner Kehrseite, bereits aus dem Hospital entlassen worden.
»Falls Sie ihn sprechen möchten«, sagte der Hospitalarzt am Telefon, »könnte ich Sie mit dem Offiziersclub verbinden lassen. Dort feiert er mit seinen Kameraden das denkwürdige Ereignis.«
»Sehr nett, Doktor«, erwiderte McDermott, »aber ich möchte ihn in diesem Moment des Ruhmes nicht stören. Dank für Ihre Bemühungen.« Er legte auf und wandte sich an Dr. Ehrick: »Tut mir leid, daß ich Ihnen diese Umstände gemacht habe. Falscher Alarm. Der Patient hat sich völlig erholt.«
Der kleine Dr. Ehrick, etwas komisch anzusehen in seinem orangefarbenen Fliegerdreß und der großen rechteckigen Windschutzbrille, klopfte McDermott tröstend auf den Rücken und antwortete augenzwinkernd: »Machen Sie sich nichts daraus, Captain. Nächstesmal klappt's besser. Hoffentlich.«
5
»Voilà! Mein sanctum sanctorum«, sprudelte Melodie, als sie mit McDermott in ihre Wohnung kam. »Mein kleines Refugium gegen die Niedrigkeiten dieser materialistischen Welt. Wie gefällt's dir?«
McDermott fühlte sich überrascht vom Charme dieser hübschen Wohnung. Die Ausstattung war warm, modern, nicht extravagant; sie zeugte für den guten Geschmack der beiden Bewohnerinnen, die allerlei Geld aufgewendet haben mußten, um Dinge anzuschaffen wie den von Wand zu Wand reichenden weißlich-grauen, dicken, weichen Teppich, die bis zum Boden reichenden Fenstervorhänge und die reizenden Möbel in schwedischem Stil.
Melodie hatte seit ihrer Ankunft vor zwei Jahren einen festen Vertrag bei dem Lokal, in dem sie auftrat, und konnte, als die erfolgreichste Sängerin weit und breit, unschwer durchsetzen, daß ihr Gehalt mit ihren Erfolgen Schritt hielt. Das Mädchen, mit dem sie die Wohnung teilte, war eine intelligente, schlanke Brünette, die an der höheren Schule von Cocoa Springs Englisch und bildende Kunst lehrte. Ein bloßer Zufall war diese etwas seltsame Wohnungspartnerschaft nicht. Denn Melodie, obwohl sie gewisse Aspekte des ›American way of life‹ durchaus schätzte, dachte sehr kritisch über volkswirtschaftliche Ungerechtigkeiten. Von der Natur mit einer guten Stimme und entsprechend gutem Aussehen begabt, empfand sie es als peinlich, und bedrückend, daß sie durch ihr nur minutenlanges Auftreten vor einem mehr oder weniger betrunkenen Clubpublikum viermal soviel Geld verdiente wie eine Lehrerin, die sich täglich viele Stunden damit plagen mußte, widerstrebenden oder gleichgültigen Kindern Wissen und Können zu vermitteln. Um diese Ungerechtigkeit wenigstens ein bißchen auszugleichen, hatte sie bald nach ihrer Ankunft alle Schulen der Umgegend auf der Suche nach einer netten jungen Lehrerin abgeklappert, die die geräumige Wohnung mit ihr teilen sollte.
Sie hätte keine bessere Wahl treffen können. Helen Baxter war eine liebenswerte, warmherzige und aufrichtige Gefährtin und obendrein vielseitig begabt; die kleinen künstlerischen Dinge, die der Wohnung eine besondere Note verliehen – abstrakte Zeichnungen und graziöse Miniaturplastiken – stammten von ihrer Hand. Und die bescheidene Helen dankte jeden Tag dem Allmächtigen, daß er sie aus ihrer tristen Souterrainwohnung mit Klappbett und Kaltwasserdusche in eine Umgebung versetzt hatte, wo Dinge wie ein gekacheltes Bad, ein automatischer Müllschlucker und eine transportable Bar zu den Selbstverständlichkeiten gehörten.
»Sag, Melodie«, fragte McDermott, nachdem er sich von seinem Staunen ein wenig erholt hatte, »wer hat diese Wohnung eingerichtet? Etwa
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