Weltraumroboter
bewegten.
»Dann frag doch. Mich quälen einige Antworten. Vielleicht paßt eine davon zu deiner Frage.«
»Also gut. Warum ausgerechnet ich?«
»Eine ausgezeichnete Frage. Ich habe sie mir manchmal selbst gestellt.« Melodie kehrte mit den neu gefüllten Gläsern zum Diwan zurück. »Tatsache mag sein, naß du ein brillanter Wissenschaftler bist. Aber als Liebhaber taugst du nichts. Hätte unser Club nicht den besten Martini, den es in dieser Stadt gibt, dann wärst du mir wahrscheinlich nicht zu Gesicht gekommen.«
»Genau das versuche ich dir zu sagen. In meinem Leben ist keine Zeit für Romanzen. Warum entscheidest du dich nicht lieber für einen deiner reichen Bewunderer, die dir Blumen in die Garderobe schicken?«
»Aus einem ganz triftigen Grund. Weil ich dich liebe.« Sie legte ihm einen Arm um den Hals. »Frag mich nicht, wieso. Ich könnte es nicht erklären.« Sie stellte ihr Glas auf das Diwantischchen und hob die frei gewordene Hand an sein Gesicht.
»Du bist nicht sehr hübsch. Deine Nase ist etwas zu groß, dein Haaransatz lichtet sich. Mit fünfunddreißig wirst du vielleicht schon kahl sein. Aber ich mag deinen Mund und dein Kinn.«
»Immerhin gut, daß ich keine völlige Fehlkonstruktion bin.« Als er diesen Satz sagte, merkte McDermott, daß sein Atem sehr flach und hastig ging. Melodies rechte Hand, die sich plötzlich innerhalb seines Hemdes tummelte, tat wenig zur Normalisierung seiner Atemzüge.
»Ah, und du hast Haare auf der Brust. Das mag ich. Vielleicht ist es das, weshalb ich dich liebe. Und du hast eine nette, feste, flache Magenpartie.«
»Melodie, hör auf«, keuchte McDermott. »Jetzt ist's genug! So etwas Unglaubliches von Frau kriegt man nicht einmal in unzensierten italienischen Filmen zu sehen.«
Melodie lehnte sich gegen das Rückenpolster des Diwans, um McDermott nachdenklich zu betrachten. »Ja«, sagte sie dann, »das ist es, weshalb ich dich liebe – weil du ein Mann bist. Der Mann für mich. Captain McDermott, Sie dürfen mich küssen.«
McDermott versuchte nun, sich eingehend mit seinem Martiniglas zu beschäftigen. Es blieb ein erfolgloses Bemühen, denn das Glas war leer und die Olive bereits verspeist. Nervös mit den Fingern der freien Hand auf dem Diwan trommelnd, stellte er das Glas langsam auf das Diwantischchen und riskierte schließlich einen vorsichtigen Blick zu der betörenden Frau an seiner Seite.
Melodie hielt die Augen geschlossen. Ihre schönen roten Lippen bebten erwartungsvoll. In Captain Jeffrey McDermotts leicht betäubtem Verstand schnappte etwas. Der Parfümduft, die genossenen Drinks, die Nähe dieser begehrenswerten Frau lähmten seine letzten Abwehrkräfte. Ohne zu wissen, wie ihm geschah, streckte er plötzlich die Arme aus, zog Melodie an sich und blickte ihr ganz aus der Nähe in das hübsche Gesicht.
»Zur Hölle mit allem, was Helios heißt«, murmelte er und neigte sich dem einladenden Mund entgegen.
Im selben Moment begann Melodie aus ganzem Herzen zu wünschen, ein gewisser Alexander Graham Bell hätte nie das Licht der Welt erblickt. Denn dann wäre vielleicht das Telefon nicht erfunden worden. Und wäre es nicht erfunden worden, dann hätte es nicht ausgerechnet diesen Augenblick wählen können, um unmittelbar neben Melodie schrill draufloszuklingeln.
»Verdammtes Ding«, zischte Melodie nicht ganz damenhaft. »Das Kabel gehört aus der Wand gerissen!«
McDermott, kaum noch einen Zentimeter von Melodies verlockendem Mund entfernt, war im ersten Sekundenbruchteil willens, dies wahrhaftig zu tun. Doch dann erreichte ein Alarmsignal sein Gehirn und veranlaßte ihn zu der sachlichen Äußerung: »Ich werde antworten. Vielleicht ist es für mich.«
»Das Kabel gehört aus der Wand gerissen«, wiederholte Melodie klagend, ohne McDermott loszulassen.
Er aber streckte seinen Arm zum Diwantischchen aus und nahm den Hörer ans Ohr. »Hallo?«
»Fernamt. Ich versuche, Captain Jeffrey McDermott zu erreichen. Seine Dienststelle sagte, vielleicht wäre er unter dieser Nummer anzutreffen. Ist er anwesend, bitte?«
»Er ist selbst am Apparat«, erwiderte McDermott und fügte flüsternd hinzu: »Melodie, hör auf, in mein Ohr zu beißen.«
»Wie bitte?« fragte die Vermittlerin. »Was sagten Sie?«
»Ich sagte – hier spricht Captain McDermott.«
»Sie werden aus Los Angeles verlangt, Sir ... Los Angeles, bitte melden. Captain McDermott ist am Apparat.«
»Captain McDermott?« erklang eine ferne Männerstimme.
»Am
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