Weltraumroboter
Gefallen tun würden, Cal?«
»Welchen?«
»Zu ADAM hineinschauen. Vielleicht können Sie ihn aufheitern. Er schien mir ziemlich bedrückt.«
»Stimmt etwas nicht?«
»Nun, er bekam heute durch Luftpost ein Paket Zeitungen aus Los Angeles. Alle Nummern der Los Angeles Times seit dem Tag, an dem Horace ›Crash‹ Murphy ermordet wurde. Er hatte sie telefonisch anfordern lassen. Wie Sie wissen dürften, hat die Polizei wegen dieses Mordes eine gewisse Diane LaFlare festgenommen.«
»Ja. Sie stand mit einem Harpunengewehr neben dem Swimmingpool, nicht wahr?«
»So ist es. Freund ADAM studierte alle Berichte über den Mordfall sehr genau. Irgend etwas dabei scheint ihn verstimmt zu haben.«
»Ganz verständlich. Wenn jemand sich einfallen ließe, meinen exquisiten Körper mit einer Harpune zu durchlöchern, läge mir auch enorm viel daran, daß dieser Jemand sein Fett abkriegt!«
»Es ist mehr als das.« McDermott nahm einen langen Schluck aus seinem Glas. »Hier wird ein einzigartiges gesetzliches Problem berührt. Praktisch ist Horace Murphy tot und beerdigt ...«
»Stimmt. Ich las über die Beisetzung. Glanzvolle Veranstaltung. Vermutlich wissen Sie, daß er in einem Callaghansarg beigesetzt wurde, Modell 18-B, Typ ›Schlummerlied‹, ausgestattet mit Transistorradio für Orgelmusik und gemischten Chor.«
»Horace Murphy ist für das Gesetz tot und begraben und dennoch höchst lebendig. Er hat nur seinen Körper älterer Bauart gegen ein neues Modell vertauscht.« McDermott leerte sein Glas. »Wissen Sie, Cal, mir scheint, wir haben da einige komplizierte Rechtsprobleme geschaffen.«
»Dem ist kaum zu widersprechen«, bestätigte Callaghan und bestellte neue Drinks.
»Zum Beispiel die Mordanklage. Offenkundig ist es Diane LaFlare nicht gelungen, Murphy zu ermorden. Folglich kann sie auch nicht unter Mordanklage gestellt werden.«
»Oho! Da liegt aber ein recht überzeugendes Beweisstück in einem prächtigen Callaghansarg anderthalb Meter unter dem Friedhofsrasen! Der Umstand, daß ihr zwei Unholde ein Bestandteil aus Murphys Anatomie entfernt habt, macht die Täterin nicht weniger schuldig. Sie hat in mörderischer Absicht das Harpunengewehr abgedrückt. Dafür muß sie bestraft werden.«
»Aber bedenken Sie, Cal – dasselbe Gehirn, das einen Körper aus Fleisch und Blut im Swimmingpool eines Hollywoodstarlets herumturteln ließ, steuert jetzt einen raumfahrtgemäßen neuen Körper in hitziger Verfolgungsjagd auf eine hübsche Krankenschwester durch die Hospitalkorridore. Ich behaupte, dieser Mord hat nie stattgefunden.«
»Wi-wi-wissen Sie, was ich denke?« Der fünfte Martini machte Callaghans Zunge schwer und seine Augenlider auch. »I-i-ich denke, dies ist eine Angelegenheit, die nur von den Rechtsgelehrten entschieden werden kann.«
»Dem stimme ich zu«, versicherte McDermott, auch seinerseits gegen gewisse Ermüdungserscheinungen kämpfend. »U-u-und ich beneide die Gentlemen nicht um ihren Job.«
»I-i-ich auch nicht. Aber wissen Sie – i-i-ich finde, ich habe Mühe, meiner Unterhaltung zu folgen, von Ihrer ganz zu schweigen. Beenden wir das Thema Rechtsprechung. Nehmen wir noch einen für den Weg. Dann gehen wir ADAM besuchen und mu-mu-muntern ihn auf.«
McDermott hatte eben die Drinks bestellt, als er seinen Namen aus dem Lokallautsprecher tönen hörte: »Captain McDermott wird am Telefon verlangt.«
Er entschuldigte sich bei Callaghan und ging auf etwas unsicheren Füßen zu dem Telefon am anderen Ende der Bar.
Callaghan blickte ihm nach. Er sah, wie McDermott den Hörer ans Ohr nahm, einen Moment lang lauschte, plötzlich blaß wurde und heftig gestikulierend ins Telefon sprach, um schließlich den Hörer auf den Apparat zu knallen und hastig zurückzukommen.
»Verdammt«, knurrte McDermott. »Darauf hätte ich gefaßt sein müssen.« Er stürzte den Inhalt seines Glases hinunter und zog Callaghan am Ärmel. »Trinken Sie aus, mein Freund. Wir haben dringende Arbeit zu tun.«
Ehe Callaghan sich sammeln konnte, war McDermott schon auf dem Weg zur Tür. Callaghan ließ seinen Martini stehen, eilte hinter McDermott her und rief: »Wohin so schnell? Brennt's?«
»Schlimmer«, knurrte McDermott über die Schultern. »Der Anruf war von Suzy. ADAM ist verschwunden!«
9
Unter ADAMs Kopfkissen wurde eine Nachricht gefunden. Sie war für Schwester Riley bestimmt und lautete:
Liebe Suzy,
tut mir leid, so klammheimlich zu verschwinden, aber ich muß eine unerledigte Sache
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