Weltraumroboter
es glauben oder nicht – die beiden wollten nur feststellen, ob ADAM Gefühl in seinen Lippen hat.«
»Und da sind Sie besorgt um ADAMs Moral?«
»Bin ich. Er hatte es zuerst ziemlich hart. Und Suzy auch. Gäbe es eine Florence Nightingale des Raumfahrtzeitalters – in Susan Riley hätten wir sie. Während der ganzen ersten Woche wich sie nicht von der Seite seines Bettes. Sie aß und schlief in seinem Zimmer.«
»Ha! Was für Dinge geschehen bei euch im Namen der Wissenschaft hinter verschlossenen Türen?«
»Verscheuchen Sie Ihre trüben Gedanken, Cal! Nichts geschah. Nichts konnte geschehen. Dies war das Problem. ADAM erholte sich recht gut von den Folgen der Operation – bis zu jener zweiten Nacht, als er sich munter genug fühlte, seinen neuen Körper zu erforschen. Und da entdeckte er es.« McDermott hielt inne, um einen Schluck von seinem Martini zu nehmen.
»Entdeckte er was?« fragte Callaghan ungeduldig.
»Nichts.«
»Nichts?«
»Eben – nichts. Haben Sie ADAM jemals unbekleidet gesehen?«
»Bedaure, nein.«
»Nun, unglücklicherweise haben die Entwerfer ein recht wichtiges Ausstattungsstück fortgelassen.«
Callaghan erbleichte. »Sie meinen ...?«
»Genau. Die Entwerfer dachten, da ADAM keine Flüssigkeit zu sich nimmt, brauche er auch keine Vorrichtung, um sie wieder von sich zu geben.«
»Gütiger Himmel!« Es schien Callaghan sehr nahe zu gehen.
»Unterhalb der Gürtellinie ist ADAM glatt wie ein gerupfter Gockel.«
Diese überwältigende Eröffnung verschlug dem sinnenfreudigen C. C. C. die Sprache.
»Meines Erachtens«, äußerte McDermott begütigend, »sind die Entwerfer dafür nicht wirklich zu tadeln.«
»Nicht zu tadeln!« Callaghan fand wieder Worte. »Wer, beim Teufel, hat ADAMs Körper entworfen? Eine Schar Eunuchen? So etwas kann ja nur passieren, wenn weltfremde Wissenschaftler ...«
»Blasen Sie Dampf ab, alter Freund. Ich weiß, daß die bloße Vorstellung Ihnen tiefes Weh bereitet – jeder urteilt nach seinen eigenen Erfahrungen. Aber viele Leute nehmen es gar nicht so tragisch.«
»Für ADAM ist es verdammt tragisch. Ich habe seine Geschichte gelesen. Er führte ein volles, reiches Leben und hat viele Frauen glücklich gemacht.«
»Als wir den M-1 entwarfen, wußten wir nicht, daß er eines Tages von dem abwechslungsbedürftigsten Junggesellen Hollywoods bewohnt werden würde. Hinterdrein ist gut reden.«
»Na, ich kann nur sagen – das ist ein ganz dreckiger Streich! Ihr Burschen solltet von zweihundert jungen Hühnern zu Tode gepickt werden!«
McDermott bestellte neue Martinis. Dann sagte er: »Ich fürchte, ADAM fühlt ganz ähnlich. Die erste Woche war hart, doch dank Suzy Riley überwetterte er den Sturm. Wir haben ihm noch nichts gesagt, aber die Entwerfer versuchen, sich etwas einfallen zu lassen. Wir wollen bei ihm keine Hoffnungen erwecken, ehe der Erfolg einigermaßen sicher scheint.«
»Das ist auch das mindeste, was ihr tun könnt. Wie ist seine Moral jetzt?«
»Alles in allem recht gut.«
»Ein Wunder, daß er überhaupt welche hat. Dieser arme Kerl ist nicht nur betrogen – er kann nicht mal einen Drink zu sich nehmen, um seine Sorgen fortzuspülen. Ihr habt ihn um die zwei Freuden gebracht, die er am höchsten schätzte! Wenn ihr schon Körper baut, solltet ihr etwas umsichtiger planen. Mein Gehirn kriegt ihr jedenfalls nicht.«
»Oh, welch schwerer Schlag für die Wissenschaft. Aber ADAM ist aus recht widerstandsfähigem Stoff gemacht. Wir haben ihn so beschäftigt gehalten, daß er nicht dazu kam, viel über sich nachzudenken. Er fügt sich sehr gut in seine Umgebung ein. Abgesehen von den zwei Problemen, über die wir sprachen, gefällt ihm seine neue Rolle durchaus.«
»Hat er seine Grundausbildung beendet?«
»Ja. Die Fachleute drehten ihn wirklich durch die Mühle. Aber dank seiner Vergangenheit als Ingenieur und Testpilot nahm er es, wie unsereins Martinis nimmt. Er kennt alle seine Systeme in- und auswendig. Als man ihn einer Art Abschlußprüfung unterzog, kam heraus, daß er in den praktischen Fragen mittlerweile besser Bescheid weiß als die Examinatoren. Er verblüffte uns alle mit der Versicherung, er sei auf Erden das einzige Wesen, das mit verbundenen Augen seinen eigenen Körper auseinandernehmen und wieder zusammensetzen könnte. Und was mehr ist – er hat dabei genug Einzelteile übrigbehalten, um sich daraus ein Kofferradio zu bauen.«
»Alle Wetter! Ich wünschte, das könnte ich auch. Ich wüßte ein paar Teile,
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