Weltraumroboter
Kommen Sie mit, Doktor?«
»Ja«, antwortete Dr. Ehrick und blieb noch einen Moment an ADAMs Bett. »Ich bin sehr glücklich, daß wir Sie gesund zurückbekommen haben, ADAM. Nun geben Sie gut auf sich acht.«
»Danke, Doktor. Das werde ich tun.«
»Seien Sie behutsam mit ihm, Suzy«, mahnte McDermott im Hinausgehen. »Er ist eine wertvolle Geheimwaffe.«
»Oh, seien Sie unbesorgt, Sir«, erwiderte Susan. »Er ist in guten Händen.« Sie schloß hinter den Besuchern die Tür und räumte im Zimmer ein wenig auf. Dann setzte sie sich in den Sessel neben ADAMs Bett. ADAM mußte darum kämpfen, seine Augen offen zu halten.
»Bin plötzlich furchtbar schläfrig«, murmelte er.
»Das macht die durchwachte Nacht«, sagte Susan. »Jetzt kannst du ja schlafen. Möchtest du noch irgend etwas?«
»O ja«, flüsterte er.
»Was denn, ADAM? Ich bringe es dir.«
»Dich.«
Susan schüttelte lächelnd den Kopf. »Tut mir leid. Du hast gehört, was Captain McDermott sagte. Du bist eine Geheimwaffe. Du mußt geschont werden.«
»Und wenn es nur ein ganz kleines bißchen wäre?« fragte er hoffnungsvoll, während ihm die Augenlider tiefer und tiefer sanken.
»Nein, auch das nicht.«
»Wie langweilig«, seufzte er. Seine Augenlider schlossen sich völlig, und gleich danach war er eingeschlafen.
Susan nahm eine seiner Hände und drückte ihre Lippen sanft auf seine Stirn.
11
Fast ein Monat war vergangen, seit Callaghan im Pentagon um die Genehmigung nachgesucht hatte, eine Pressekonferenz abzuhalten, auf der ADAM der Welt vorgestellt werden sollte.
Vor zwei Tagen, bei Callaghans jüngster Nachfrage im Pentagon, hatte die Air Force immerhin schon die Zustimmung ihres höchsten Führungsstabes erhalten. Jetzt mußte die Sache nur noch mit einigen anderen Stellen koordiniert werden – mit der Armee, der Kriegsmarine, der Küstenwacht, dem Verteidigungsministerium, dem Außenministerium, der Atomenergiekommission, der NASA, dem Gesundheits-, dem Erziehungs-, dem Wohlfahrtsministerium, dem Geheimdienst, dem Weißen Haus und, aus irgendwelchen nicht ganz klaren Gründen, auch mit dem Landwirtschafts- und dem Postministerium.
Es wäre eine interessante, schätzungsweise drei Jahre währende Aufgabe für den begabten jungen Offizier geworden, der sich um das Zustandekommen der Koordination kümmern sollte. Ja, das wäre es geworden, hätte sich nicht im Supermarkt von Cocoa Beach, Florida, ein außergewöhnliches Ereignis zugetragen, welches das ganze Projekt zur sofortigen Entscheidung – egal, ob mit oder ohne Koordination – auf den Schreibtisch des Pressesekretärs des Weißen Hauses schmetterte. Merkwürdig genug, daß eine Kombination aus einkaufswägelchenschiebender rundlicher Lady reichlich mittlerer Jahre, elektronischem Auge und Schaufensterscheibe in Minutenschnelle herbeiführte, was allein beim Verteidigungsministerium mindestens sechs Monate lang als ›in Bearbeitung befindlich‹ herumgelegen hätte – von den anderen beteiligten Stellen gar nicht erst zu reden.
Die Sache passierte prompt an dem Tag, an dem es ADAM zum erstenmal erlaubt wurde, das Versuchsgelände von Kap Kennedy zu verlassen. Da er nach wie vor als ›klassifiziertes Objekt‹ galt und seine Existenz nur einer Handvoll Leute bekannt war, zögerten Dr. Ehrick und McDermott begreiflicherweise, ihn zu weit aus der Deckung zu lassen. Andererseits hegten sie Mitgefühl für den wirklich hart arbeitenden, sozusagen ständig an der Kette gehaltenen Astronauten, und als er nun mit der Bitte zu ihnen kam, einmal in das benachbarte Städtchen Cocoa Beach zu dürfen, genehmigten sie es nach kurzem Überlegen. ADAM wollte in Cocoa Beach für General Beauregard etwas Spezialhundefutter kaufen, das im Depot des Versuchsgeländes nicht zu haben war, und sich bei dieser Gelegenheit mal wieder ein wenig unter Zivilisten mischen. In aller Harmlosigkeit, versteht sich; aber allein.
Versehen mit Ermahnungen seiner Freunde, jedes Risiko zu meiden, kleidete er sich in unauffällige Slacks, Sporthemd und Mütze, was ihm das Aussehen eines Golfenthusiasten verlieh, und ließ ein Taxi kommen. Mit dem Versprechen, in einer Stunde zurück zu sein, fuhr er von hinnen.
Das Taxi setzte ihn im Zentrum des geschäftigen Städtchens ab. Er bummelte die Main Street entlang, Schaufenster betrachtend, den warmen Sonnenschein genießend, erfreut über den vertrauten und so lange entbehrten Anblick netter junger Frauen in Shorts, teils mit, teils ohne Kinderwagen,
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