Weltraumroboter
müsse und drängte sich durch die Menge.
»Madam«, sagte er über ein hüfthohes Warenregal hinweg, »es dürfte sich um meinen Daumen handeln. Ich möchte Sie davon befreien.« Er streckte seine linke Hand aus.
»Wieder Sie«, zischte die rundliche Lady, als sie ihn erkannte. »Das hätte ich wissen können.«
»Tut mir aufrichtig leid, Madam. Wenn Sie jetzt so gut sein möchten, mir meinen Daumen herüberzureichen, verschwinde ich flugs und für immer aus Ihrem Leben.«
»Äääx, nicht mit einer Kohlenzange würde ich das blutige Ding anrühren. Unerhört! Erst setzen Sie sich auf meinen schönen dänischen Butterkäse, dann lassen Sie Ihren blutigen Daumen in meinem Einkaufskorb. Was ist los – sind Sie irgendwie pervers?«
»Hören Sie, Madam, wir wollen doch kein Aufsehen erregen. Ich kann mich nicht bis zu Ihnen durchdrängen. Wenn Sie mir den Daumen einfach herübergeben würden ...«
Inzwischen war der große freundliche Metzger herbeigekommen. An Blut gewöhnt, zierte er sich nicht, das abgeschnittene Glied aus dem Einkaufskorb zu nehmen, um es ADAM hinüberzureichen. »Werden ihn gleich haben, Sir«, sagte er. »Wenn Sie schnell machen, kriegen Sie ihn vielleicht noch angenäht. Heutzutage können ja die Ärzte so etwas. Scheint noch gut erhalten, und ...«, der Metzger sah jetzt den Daumen genauer an. »Hee, da ist ja gar kein Blut! Allmächtiger – das ist kein menschlicher Daumen. Scheint eine Art Plastik zu sein ...«
Die rundliche Lady kreischte wieder auf.
»Bitte, geben Sie ihn her«, sagte ADAM. »Er gehört zu meiner künstlichen Hand. Die richtige habe ich in Vietnam verloren.«
Abermals kreischte die rundliche Lady, nunmehr sehr laut und anhaltend. Und da erkannte ADAM den Grund für diesen Entsetzensausbruch. Sein Hemd war an der linken Seite durch eine Schaufensterscherbe aufgeschlitzt worden. Und als er sich mit ausgestrecktem Arm über das hüfthohe Warenregal lehnte, um seinen Daumen in Empfang zu nehmen, klaffte das beschädigte Hemd auseinander, wodurch ein Stück seiner linken Körperseite enthüllt wurde – leider an einer Stelle, wo unter der gleichfalls aufgeschlitzten Plastikhaut schimmerndes Metall mit aufgesetzten Nieten zum Vorschein kam.
Das Gekreisch der rundlichen Lady endete mit sechs schrillen Worten, die im Handumdrehen mehr erreichten, als Major C. C. Callaghan in den abgelaufenen vier Wochen hatte durchsetzen können, nämlich – die Deklassifizierung des ADAM-Projektes.
Die fraglichen sechs Worte lauteten schlicht: »Hiiiilfe! Hiiiilfe! Die Marsbewohner sind gelandet!«
Es war am Tag nach dem Zwischenfall im Supermarkt. Dr. Ehrick, McDermott und ADAM saßen in einem kleinen Zimmer neben dem großen Gesellschaftsraum des Offiziersclubs, wo sich die Presseleute versammelten. ADAM war repariert worden und bei bester Laune.
C. C. Callaghan kam herein und fragte: »Wie fühlen Sie sich, ADAM? Bereit, die Fragen der Weltpresse zu parieren?«
»Klar zum Gefecht«, entgegnete ADAM.
»Eins muß man Ihnen lassen, alter Freund«, sagte Callaghan. »Sie bringen die Dinge in Bewegung. Ich kenne keinen anderen, der bloß ein paar Dosen Hundefutter einkaufen will und daraus ein internationales Ereignis werden läßt.«
»So unangenehm es gewesen sein mag«, warf Dr. Ehrick ein, »es hatte auch seine nützlichen Folgen. Wir haben nun die Innenseite von ADAMs Plastikhaut mit einer Metallfolie unterlegt, die alle Arten von elektrischem Strahlungseinfluß abwehrt. Gut, daß wir dies konnten, ehe wir ADAM in den Weltraum schicken.«
»Gut ist das bestimmt«, pflichtete ADAM bei. »Nur denke ich mir, es hätte eigentlich einen leichteren Weg geben sollen, dies herauszufinden.«
»Einen Kasten Scotch muß ich springen lassen«, verkündete Callaghan. »Dafür schweigt die örtliche Presse über die Marsbewohnerstory, bis die heutige Pressekonferenz vorbei ist. Fast hätten wir eine nationale Panik serviert gekriegt! Ich muß gestehen – es gibt Momente, in denen mir die Rückkehr ins Sarggeschäft äußerst verlockend erscheint.«
McDermott räusperte sich und fragte: »Was sagte das Weiße Haus, als Sie antelefonierten, nachdem wir ADAM bei der Polizei ausgelöst hatten?«
»Nun, der Pressesekretär hätte nicht hilfsbereiter sein können, nachdem ich ihm das Geschehene erklärt oder, richtiger nachdem ich versucht hatte, es ihm zu erklären.«
»Was sagte er?«
»Zunächst wollte er wissen, ob ADAM Demokrat oder Republikaner wäre. Ich sagte, das wüßte ich
Weitere Kostenlose Bücher