Weltraumroboter

Kopfes mißbraucht. »Wenn hier etwas dein hingerissenes Interesse verdient, dann sollte ich es sein! Ist das klar?«
    »Natürlich, Liebste. Bitte, mißversteh mich nicht. Lasterhafte Gedanken sind mir fern. Ich beobachte das dort auf der Bühne unter rein technischen Gesichtspunkten. Ein lebendes Beispiel für statisch ausgewogene Massenverteilung. Die wuchtige Wölbung, hinten Mitte und Anfang der unteren Hälfte, wird ausgeglichen durch beträchtliche Gewichte vorn oben. Dasselbe Konstruktionsprinzip wie bei der Oakland-Bay-Bridge. Bitte, laß mein Ohr los.«
    »Ha, sie sieht aus wie eine gasgefüllte Gummikuh beim Erntedanktagsumzug!«
    »Ei, ei«, sagte McDermott nach einem kritischen Blick in Melodies Augen, »was entdecke ich denn da? Hat meine holde Begleitung vielleicht ein wenig zu großzügig am Martinishaker genippt?«
    »Ach wo«, schwindelte Melodie. »Ich finde nur, man kann gut proportioniert sein, ohne es zu übertreiben. Selbst wenn eine gebaut ist wie ein altes französisches Schlachtschiff, braucht sie ihre – ihre Drehtürme nicht so wild kreisen zu lassen!«
    »Weibliche Eifersucht – eh?«
    Die Martinis hatten in Melodies Augen ein gefährliches Feuer entfacht. »Hör zu, Herzensfreund! Wenn es das ist, was deine Drüsen anregt, will ich hier einen Striptease hinlegen, der diese Kuh bedauern machen wird, ihre Weidegründe verlassen zu haben!«
    »Oh, du hast eine Menge Talente, mein Schatz, aber Striptease – nein, das liegt dir nicht.«
    »So? Na, du sollst staunen, Major McDermott! Aus meinem Weg!« Melodie sprang auf, warf ihr Bolerojäckchen ab und bekam es irgendwie fertig, den Reißverschluß auf der Rückseite ihres Kleides aufzuzupfen. Leicht schwankend schlug sie die Richtung zur Bühne ein. »Ich werde diesem Rekordrindvieh zeigen, was Striptease ist!«
    McDermott, leicht benommenen Sinnes, brauchte einen Moment, um diese unerwartete Entwicklung zu verkraften. Dann unternahm er das taktisch einzig Vernünftige. In einem Überraschungsangriff von rückwärts bekam er Melodie sicher zu fassen, hob sie hoch und schleppte sie – nicht ohne Schwierigkeiten, da sie heftig strampelte – zurück zum Tisch, wo er sich, mit ihr auf dem Schoß, in seinen Sessel fallen ließ. »Stillgehalten«, sagte er und versuchte trotz ihrer Zappelei den Reißverschluß wieder zuzuzupfen. »Dein fünfter Martini war zuviel.«
    »Laß mich los! Ich muß dieser Kuh vormachen ...«
    »Melodie!« McDermotts strenger Ton tat es. Melodie hörte auf zu zappeln. »So ist's besser«, sagte er. »Kannst eine richtige Tigerin sein – eh?«
    »Ach, Darling«, flötete sie auf einmal ganz sanft, »ich denke ich hatte wirklich einen zuviel.« Sie schlang einen Arm um seinen Hals und legte ihren Kopf an seine Schulter. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Zu viele Martinis, nehme ich an.«
    »Oh, das ist es nicht. Ich glaube, zum erstenmal in meinem Leben war ich richtig eifersüchtig.«
    »Auf Buffalo Billie Lee? In deinem schönen Kopf stimmt wohl etwas nicht?«
    »Das mag sein. Aber mich hast du noch nie so angesehen.«
    »Ich sah dich auch nie so etwas tun.«
    »Das kannst du haben, Liebster. Vergibst du mir den Aufruhr?«
    »Wenn du dich nun wieder auf deinen Stuhl setzt, ja. Übrigens hatte General Beauregard darunter mehr zu leiden als ich. Solche Aufregungen bringen sein empfindsames Gemüt durcheinander. Sieh ihn dir an.« Der Hund saß auf seinem Stuhl und blickte verloren zu seinem leeren Glasteller auf dem Tisch. Als er merkte, daß von ihm gesprochen wurde, drehte er seine rotgeäderten Augäpfel mit unbeschreiblich wehmütigem Ausdruck zu Melodie, dann zu McDermott und schließlich wieder zu dem leeren Glasteller, wobei er einen langen, aber verhältnismäßig gedämpften Rülpser von sich gab.
    »Mir scheint, er versucht uns etwas zu erzählen«, sagte Melodie.
    »Klar«, erwiderte McDermott, »er will noch einen Drink. Wie viele hatte er?«
    »Vier oder fünf.«
    »Nicht schlecht. Ein wackerer Trinker. Wenn er bloß nicht immer seine Ohren in seinen Drink bekäme.« Plötzlich lachte McDermott leise vor sich hin. »Ich muß eben daran denken – diese Ohren verleihen ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit Colonel Strickman. Allerdings frage ich mich, ob es Old Strickman schon jemals gelungen ist, seine Ohren in seinen Bourbon-on-the-rocks baumeln zu lassen?«
    Ein zweiter, wesentlich lauterer Rülpser machte die Gläser klirren. General Beauregard blickte sehnsüchtig zu McDermott und begann,