Weltraumschwimmer
weiß, wo ich einen finden und töten kann. Hoch, jetzt, Mugger! Hoch!“
Langsam erhob sich der Tintenfisch. Einen Augenblick sah es ganz so aus, als wäre diese Anstrengung für ihn zuviel. Dann erschütterte eine heftige Bewegung im Wasser alle vier Zuschauer, und Mugger schoß leicht wie eine Feder aufwärts – höher und höher, bis er in der Finsternis oberhalb der Infrarotlampen zu verschwinden drohte. Als er die Höhe eines fünfzehnstöckigen Gebäudes erreicht hatte – sein längster Tentakel berührte gerade noch den Boden –, hielt er an und ließ sich allmählich wieder in die Tiefe sinken.
„Sehr gut, Mugger“, lobte Tomi. Er wandte sich seinem Vater und Maytig zu. „Wir ziehen uns jetzt lieber wieder zurück.“
Den ganzen Aufstieg widmete Johnny sich abwesend seinen Gedanken. Am Seelabor angekommen, befreiten sie den Mörderwal von seiner Wasserlunge und Magnethülle. Eilig schoß er in die Höhe und verschwand.
„Ich schwimme ihm nach“, erklärte Tomi durch die Maske. „Ich muß ihn doch für seine Unannehmlichkeiten entschädigen, und werde gleichzeitig mit ihm nach dem weißen Hai für Mugger jagen.“
Auch der Junge verschwand. Johnny und Maytig entledigten sich ihrer eigenen Wasserlungen und Magnethüllen und kehrten in Maytigs Büro zurück.
„Du warst gar nicht überrascht“, sagte Maytig ein wenig anklagend. „Du wußtest, daß Tomi außer zu den Delphinen und seinem Mörderwal auch zu anderen Meerestieren sprechen konnte.“
Johnny nickte. „Er redete zu den wilden Mördern und Robben, als wir im Bergheim waren.“
„Wie macht er es?“
Johnny starrte sie an. Die Frage bedrückte ihn. „Weißt du es denn nicht? Du bist doch der Experte, was das Volk betrifft.“
„Nein. Ich kann nur sagen, daß es sich nicht um Telepathie handelt. Aber das war dir sicher ebenfalls klar?“
„Ja“, gestand Johnny. „Es ist viel mehr als Telepathie. Er spricht laut mit den Tieren. Und er sagt, er ‚hört’ ihre Erwiderung – in Worten. So war es schon immer mit ihm, und er findet es selbstverständlich. Nur etwas macht mir Gedanken.“ Johnny blickte sie an. „Die Tiere sagen ihm mehr, als sie eigentlich selbst wissen können …“
„Mehr als sie selbst wissen?“ Maytig runzelte die Stirn.
„Ich meine jetzt nicht die Delphine oder Mörderwale. Ihre Gehirne sind in etwa mit unseren vergleichbar. Aber wenn ein Seeleopard oder eine Weddellrobbe sich mit der Intelligenz und dem Vokabular eines Zehnjährigen ausdrückt – dessen Intelligenz für sein Alter nicht unbeträchtlich ist …“
„Das brauchst du mir nicht zu sagen“, warf Maytig trocken ein.
„… dann hat es zweifellos mit mehr als Telepathie zu tun. Es ist genauso, als beantworte ein Zugvogel in biologischen Einzelheiten deine Frage, weshalb er zu bestimmter Zeit da- oder dorthin fliegt.“ Er hielt inne.
Sie sah ihn eine Weile wortlos an, dann forderte sie ihn auf. „Sprich schon weiter. Was also ist es, das Tomi hat? Was immer es ist, es müßte in seiner ganzen Generation latent sein.“ Ihre Stimme wurde scharf. „Wir müssen es wissen! Wir müssen es herausfinden …“
Bedrückt fragte Johnny: „Dann verstehst du es also auch nicht?“
„Heißt das, daß nicht einmal du eine Ahnung hast?“ erkundigte sie sich erschrocken.
„Ich weiß nur, daß es irgendwie mit der Fähigkeit zu tun haben muß, sich in irgendein anderes Lebewesen zu versetzen. Ich denke dabei nicht an Empathie, sondern an eine absolute Identifizierung mit dieser anderen Kreatur, bis zu ihrem biologischen Ursprung. Mit dieser Art von Einssein ist etwas so Oberflächliches wie die Sprache oder Gesten für ein Verstehen des anderen überflüssig.“ Er hielt inne und sah sie ernst an.
„Ich hätte diese Fähigkeit Tomis ohnehin erwähnt. Aber als ich zurückkam und dich und ihn damit spielen sah, dachte ich, du hättest sie bereits identifiziert und verstündest sie. Ich wollte dich etwas darüber fragen –vor allem, da sie gerade jetzt so wichtig ist.“
„Wichtig? Weshalb?“ Er sah, daß sie zutiefst beunruhigt war. Er unterdrückte seinen Impuls, diese Frage, die ihm gekommen war, als Tomi den Mugger herumkommandiert hatte, direkt zu stellen.
„Laß mich zuerst berichten, was Ebberly uns vorschlug.“ Er erzählte es. Er gab ihr auch das Reagenzglas mit der Salmonellenmutation. Diese Bedrohung schien sie nicht zu erschüttern. Als er jedoch sagte, daß Ebberly das Volk an Land zurückhaben wollte, unterbrach sie ihn
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