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Weltraumschwimmer

Weltraumschwimmer

Titel: Weltraumschwimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ihm.“
    Johnny war plötzlich hellwach, aber er ließ sich nichts anmerken. Es würde nicht schaden, herauszufinden, was Maytig wußte, ehe er selbst etwas verriet. „Das habe ich in seinem Alter ebenfalls getan.“
    „Das meine ich nicht!“ Ihr Blick wurde noch durchdringender. „Tomi spricht mit dem Tiefseezephalopoden, so wie wir mit einem Delphin – oder ihr zu Konquistador.“ Sie wartete einen Augenblick auf Johnnys nicht erfolgende Reaktion. „Willst du es selbst sehen?“
    Als Johnny nickte, rief Tomi: „Ich hole Konquistador, er hilft mir beim Dolmetschen!“
    Zwanzig Minuten später tauchten Johnny, Tomi, Maytig und der Mörderwal in die Tiefe. Alle trugen Magnethüllen, Respiratoren – auch Konquistador, denn der Zephalopode befand sich in einer größeren Tiefe, als er gewöhnt war – und Spezialbrillen für die Infrarotlampen, die sie mitnahmen.
    Nachdem sie die Zweimeilengrenze hinter sich hatten, erklärte Tomi, daß er den Meeresboden in seiner Nähe spürte. Ein paar Sekunden später fühlten die Drittgenerationsgeborenen mit ihren eigenen Seesinnen den roten Ton und Schlamm unter sich. Maytig richtete den Strahl der Lampe – der nur für die Menschen mit der Brille, jedoch nicht für die Seekreaturen sichtbar war – nun nach unten. Ein paar Sekunden später fiel er auf eine glatte, weite Ebene aus feinem grauen Triebsand. Ein paar Fische mit grotesken Schädeln, deren Bartenden glühten, schienen in unterschiedlicher Entfernung unbeweglich über dieser Fläche zu hängen.
    „Dort ist er!“ rief Tomi durch seine Maskenmembrane Johnny und Maytig zu. „Ich wußte doch, daß er irgendwo hier sein muß – he, benimm dich, Mugger!“
    Johnny folgte Tomis ausgestreckter Hand und sah eine kabelähnliche, gewaltige Masse von zehn ungeheuerlichen Saugarmen. Im Infrarotlicht erschien sie orange. Als sie näherkam, war auch der Leib des Zephalopoden zu erkennen, der wie eine übergewichtige Rakete aussah. Johnny verstand jetzt Tomis letzte Worte, als er sah, wie einer der gewaltigen Tentakel sich in Richtung auf den Jungen und den Mörderwal ausstreckte, der im Verhältnis zu diesem Riesentintenfisch geradezu winzig wirkte.
    Tomi hatte sein Sonargewehr mitgebracht – ein Spielzeug, verglichen mit dem gut fünfundsechzig Meter langen fleischigen Saugarm. Aber als der Junge es darauf anlegte, zog Mugger ihn hastig zurück, wie ein Kind, das beim Versuch Süßigkeiten zu stehlen, erwischt wird.
    „Er ist wirklich recht freundlich“, klang Tomis Stimme verzerrt durch das Wasser. „Er läßt sich nur nicht gern etwas Eßbares entgehen. Das kommt daher, weil er so alt ist.“
    Johnny, der das Ungeheuer betrachtete, verstand. Der Tintenfisch hatte schon zu lange gelebt. Er konnte nicht mehr Jagd nach der Menge von Beute machen, die seine gewaltige Masse benötigte. Dieser verzweifelte Hunger zwang immer wieder seinesgleichen an die Oberfläche, wo sie Wale oder alles andere Verdauliche angriffen, das sie nur finden konnten.
    „Er ist jetzt brav!“ versicherte ihnen Tomi. „Kommt schon!“
    Johnny und Maytig folgten Tomi, der unbesorgt mit dem Mörderwal an seiner Seite über die Mitte dieses Nestes aus gigantischen Tentakeln schwamm. Drei Meter über der gewaltigen Masse, mit einem Auge von der Größe eines Automobilrades, das zu ihnen hochblickte, hielten sie an.
    „Schau, Mugger“, sagte Tomi. „Das ist mein Vater.“ Konquistador bewegte sich ein wenig. Das phantastische Auge starrte weiter zu ihnen hoch.
    „Er kann sich unter einem ‚Vater’ nichts vorstellen“, erklärte Tomi. „Daran hätte ich eigentlich denken müssen. Aber er versteht jedenfalls, daß ihr zu mir gehört und er euch nicht fressen darf. Er ist wirklich sehr intelligent. Oder vielleicht sollte ich sagen, weise, nicht intelligent, denn seine Klugheit kommt von seinem Alter. Er lernt gerne jemand Interessantes kennen. Das Problem ist nur, daß er sich nicht lange auf etwas anderes konzentrieren kann als auf seinen Hunger. Er wird aber gern ein paar Kunststücke für mich machen, wenn ich verspreche, ihm etwas zu fressen herunterzuschicken.“
    „Kunststücke?“ fragte Johnny.
    „Möchtest du gern sehen, wie er auf Tentakelspitzen steht?“
    „Ja, das möchte ich sehr gern.“
    „Hoch, Mugger!“ Die gewaltige, lebende Masse bewegte sich. Mann, Frau, Junge und Mörderwal schwammen zur Seite. „Ganz hoch!“ befahl Tomi. „Ich besorge dir einen weißen Hai, zwölf Meter lang und dicker als Konquistador. Ich

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