Weltraumschwimmer
Konquistador fühlt sich nicht wohl hier drinnen. Wo ist der Raumschwimmer?“
Das plötzliche Schrillen der Alarmanlage ließ sie alle zusammenzucken. Es hörte abrupt auf, dann erklang eine Stimme aus dem Lautsprecher der Anlage:
„Kontakt! Patrouillenboot I an Labor. Kontakt! Jäger in sechshundert Meter Höhe, Geschwindigkeit fünfundvierzig, Bahnneigung zu Patrouillenring zweiundzwanzig Grad.“
„Ich werde es am Planwürfel überprüfen“, erklärte Maytig. „Nur für den Fall, daß der Jäger näherkommen sollte Sie ging in den Kommunikationsraum, die Zentrale für die Streife von Kleinbooten, die in einer Entfernung von jeweils fünfundzwanzig und fünfunddreißig Kilometer im Umkreis um das Labor patrouillierten.
„Tomi“, sagte Leif, „wir werden dich jetzt mit einem der Raumschwimmer in Verbindung bringen. Beruhige Konquistador, falls er Angst bekommt.“
Johnny sah, daß sein Sohn sich jetzt am Geschirr des Mörderwals festhielt.
Die Beleuchtung des Tanks erlosch und wurde zur bekannten Dunkelheit mit den funkelnden Lichtpunkten und der fernen Öffnung. Etwas bewegte sich und schlug gleich darauf gegen die Wand des Tanks, daß das ganze Seelabor vibrierte.
„Nicht, Konquistador!“ drang Tomis Stimme aus dem Lautsprecher. „Es ist doch alles in Ordnung. Hörst du mich?“
„Schwierigkeiten, Tomi?“ fragte Leif.
„Ich glaube, er wird sich daran gewöhnen. Er erschrak, als das Licht ausging. Er hat Angst vor Dingen, die er nicht sehen kann.“
„Also gut, Tomi. Dreh dich um, dort ist dein Raumschwimmer.“
Auch Johnny sah ihn. Er wirkte winzig durch die Entfernung, aber er schwoll immer mehr an, als der mit Tomi verbundene Empfänger sich dem Gasgeschöpf näherte.
Plötzlich war es so groß, daß es den unteren Teil des Tanks ausfüllte. Die Augen der Beobachter hatten sich inzwischen an das ferne Licht der Sonne gewöhnt. Sie sahen nun, daß Konquistador scheute und sich erneut gegen die Tankwand warf.
„Ich muß ihn hinauslassen!“ rief Tomi keuchend. „Er hat zuviel Angst.“
„Schon gut!“ rief Leif zurück, aber seine Stimme klang enttäuscht. „Wenn er sich wie ein Rammbock aufführt, wird er das ganze Labor zerstören. Laß ihn hinaus und dann komm du ins Labor zurück.“
Tomis Stimme dröhnte aus dem Lautsprecher. „Ihr werdet doch nicht aufgeben!“ schrie er. „Wartet! Ich will mit dem Schwimmer sprechen!“
„Kannst du dich denn ohne Konquistadors Hilfe mit ihm verständigen?“
„Ich glaube schon.“ Ein Teil des sternenfunkelnden Universums überzog sich mit Grau, und der Mörderwal verschwand. Einen Augenblick später war auch dieser Teil des Universumabbilds wie zuvor. Tomi schwamm zu der Stelle über dem wogenden Blau des Schwimmers zurück.
„Jetzt!“ rief er.
Das erneute Schrillen der Alarmanlage überdröhnte seine Stimme.
„Kontakt!“ schallte es aus dem Lautsprecher der Anlage. „Kontakt, Patrouille IV. Jäger hundertfünfundsiebzig Kilometer südlich Labor, vierzig Faden Tiefe …“
Gleichzeitig erklang eine weitere Meldung:
„Kontakt! Patrouille II. Jäger hundertfünfzig Kilometer Südwest …“
Die Stimmen der verschiedenen Kleinbootnavigatoren überschnitten sich jetzt. Plötzlich verstummten sie, und Maytig war aus dem Lautsprecher zu vernehmen. „Johnny? Zwischen dreißig und vierzig Jägerschiffe nähern sich von allen Richtungen …“
„Verstanden!“ rief er zurück. Sein Verstand funktionierte völlig klar und ruhig, wie immer in Gefahrenmomenten. Er klaubte die Fäden eines Planes wieder auf, mit dem er sich zuvor beschäftigt hatte. „Laß unsere Ersatzboote zu den anderen hinausbringen, aber sie sollen dicht am Labor bleiben, daß es aussieht, als bereiteten wir uns auf eine hoffnungslose Verteidigung vor. Alle Männer, die abkömmlich sind, sollen mich an der Frachtschleuse erwarten. Wir werden die Frachtkapseln mit Seewasser füllen und auf den Grund hinunterschaffen.“ Er musterte die Projektion des Meeresgrunds unter dem Labor. Etwa zwei Kilometer unterhalb befanden sich die Gipfel einer im Meer versunkenen Gebirgskette mit tiefen schmalen Schluchten.
„Wir werden sehen, ob wir die Jägerschiffe nicht hinter uns herlocken, oder sie zumindest dazu bringen können, sich aufzuteilen. Sie haben nur Mut, solange sie in vielfacher Überzahl sind. Wenn wir sie nur in zwei Gruppen teilen können, wird die übriggebliebene vermutlich zögern, anzugreifen.“
„Weshalb sollten sie den Kapseln folgen?“ fragte
Weitere Kostenlose Bücher