Weltraumschwimmer
Tiefe. „Ohne eine Polizeimacht hätten im Grund genommen nur die Angehörigen der größeren Gruppen einen gewissen Schutz. Der Großteil der Bevölkerung wäre jedoch hilflos im Fall von Übergriffen.“
Wenige Minuten später landete die Rakete auf dem privaten Landefeld des Transportsitzes Nord. Pat führte Johnny an den Bewaffneten vorbei, die hier Wache hielten, und auf ein Laufband, das sie in dasselbe bungalowähnliche riesige Gebäude führte, in dem sie sich schon einmal mit Ebberly unterhalten hatten.
Ebberly erwartete sie im gleichen Raum, doch diesmal nicht allein. „Ihr habt es gehört“, sagte der Transportbaron gerade zu den anderen, als Johnny und Pat eintraten. Ebberly stand mit dem Rücken zur Tür mit breitgespreizten Beinen, den Schultern gestrafft und den Händen in die Hüften gestemmt, und blickte auf die fünf anderen Barone, die in einem Halbkreis vor dem Schreibtisch saßen. Gleich neben Ebberly versank der sechzigjährige Quayle Walser, Baron der Kommunikationsgruppe, fast in dem weichen Sessel. An ihn schlossen der korpulente Pao Jacoski von der Fabrikationsgruppe an, der alte Wally Kutch von der Versorgung, Michael Under von der Klerusgruppe und dann noch Ed Poira vom Vertrieb, mit fast so imponierender Statur und Haltung wie Ebberly.
„Stuve ruft zu einer Volksabstimmung auf“, fuhr Ebber ly fort. „Für eine Weltregierung. Genau das, wogegen unsere Gruppen seit hundert Jahren kämpfen. Ihr wißt, wer der Führer dieser Weltregierung sein würde – Barth Stuve.“
Ebberly machte eine Pause. Er legte seine Hände jetzt hinter den Rücken. In der plötzlich herrschenden Stille waren Johnnys und Pats Schritte laut zu hören. Ebberly drehte sich um.
„Ah, da sind Sie ja“, sagte er. Sein Gesicht war unbewegt und seine Stimme ruhig. „Sie hatten recht, Johnny Joya, und ich täuschte mich. Möchten Sie, daß ich mich entschuldige? Einen Kniefall mache? Ich tue es gern, wenn Sie darauf bestehen, denn wir brauchen Sie jetzt.“
„Da bin ich mir nicht so sicher“, warf Ed Poira scharf und mit unfreundlicher Miene ein.
„Sie sind ein Narr, Ed“, sagte Ebberly, ohne die Stimme zu heben oder den Blick von Johnny zu nehmen. „Als Stuve damals den Vorschlag machte, diese Leute zu ächten, waren Sie der erste, der zustimmte.“
„Sie waren auch nicht dagegen“, knurrte Poira.
„Weil ich ebenfalls ein Narr war“, erwiderte Ebberly. Er wandte sich wieder an Johnny. „Nun, Joya, wie ist es? Wenn Stuve die Herrschaft über die Welt ergreift, ist es aus mit dem Fortschritt. Aus mit der Hoffnung, doch noch einen Weg zu den Sternen zu finden. Und ich will zu den Sternen! Deshalb bin ich bereit, jeden Preis zu bezahlen, damit Stuve sein Ziel nicht erreicht. Und ihr Seegeborenen solltet euch auch nicht scheuen, alles aufs Spiel zu setzen – denn wenn er die Herrschaft übernimmt, wird er keine Gruppe dulden, die nicht unter seiner Kontrolle steht. Und das würde auch das Ende eurer Seekultur bedeuten.“
Johnny schwieg.
„Soll ich das Reden allein besorgen?“ brummte Ebber ly. „Also gut. Barth Stuve hat sich in seinem Jagdsitz in den Rocky Mountains verschanzt. Er befindet sich auf dem Gipfel eines Berges oberhalb des Yellowstone Parks. Der einzige Weg, ihn aufzuhalten, ist, dort an ihn heranzukommen. Aber das ist für uns unmöglich, denn der Berggipfel ist zur Festung ausgebaut. Sie hat Raum- und At mosphärenverteidigung gegen alles, von Raketenbe schuß, Bombenbewurf bis zum Kamikazeflieger. Schwere Waffen den Berg hinaufzuschaffen, ist ebenfalls so gut wie unmöglich. Und selbst wenn wir alle unsere Leute zu einem Angriff über die Hänge den Berg hochschickten, würden sie nichts ausrichten. Wir kommen an Barth nicht heran – aber Sie könnten es schaffen.“ Er hielt inne und blickte Johnny an.
„Sprechen Sie weiter“, forderte Johnny ihn auf.
„Am Gipfel befindet sich innerhalb der Festungsmauern ein Bergsee. Und etwas unterhalb tritt ein Fluß aus der Bergwand aus. Er wird von dem See durch eine Reihe von Höhlen im Berginnern gespeist. Im Fluß gäbe es einen Weg nach oben. Es wäre zur Hälfte eine Sache des Tauchers, zur anderen eine Kletterpartie durch die Höhlen. Wir haben keinen einzigen Mann, der das fertigbrächte – aber Ihre Leute könnten es!“
Johnny nickte nachdenklich. „Ich dachte mir so etwas Ähnliches. Aber wieso glauben Sie, daß ich das Leben meiner Männer aufs Spiel setzen würde, um Ihnen die Kastanien aus dem Feuer zu
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