Weltraumschwimmer
gesprochen haben. Maytig wird die Hauptleute zu einem Treffen mit ihnen – sagen wir zum Bahnhofgebäude von Savannah Stand bringen.“
„Und du?“ fragte Pat. „Was hast du jetzt vor?“
Johnny wurde sich plötzlich bewußt, daß er vor Schmerz die Zähne so hart zusammengebissen hatte, daß jetzt auch noch die Kiefer schmerzten. Mühsam quetschte er hervor: „Tomi und ich kehren in den Raum zurück – zu einem letzten Versuch mit den Raumschwimmern.“
Einen Augenblick starrten Pat und Maytig ihn nur wortlos an.
Schließlich murmelte Pat: „Glaubst du denn, daß sie uns immer noch eine Hoffnung bieten können?“
„Jetzt vielleicht noch mehr als zuvor“, erwiderte Johnny. „Von Anfang an, ob wir uns dessen klar waren oder nicht, waren sie unsere einzige Hoffnung.“
16.
Pat nahm Maytigs Schiff, um zu Ebberlys Sitz zu fliegen. Johnny, Maytig und der Rest der Seegeborenen benutzten eines der größeren Transportschiffe, die sie zu Stuves Berg gebracht hatten, um damit in den Nordatlantik zurückzukehren. Sie beendeten diesen Rückflug in vierzig Faden Tiefe neben dem Hauptquartierheim.
Es dauerte Stunden, bis das Raumschiff sich wieder etwa in der Mitte zwischen den Umlaufbahnen von Erde und Mars im All befand.
„Ich wollte, ich hätte Ihren Optimismus“, brummte Leif, während er zusah, wie Johnny und Tomi sich ihre 5-Stunden-Sauerstoffpacks umschnallten. „Wieso glauben Sie, Sie könnten eintauchen wie Tomi?“
„Ich glaube es eben“, erwiderte Johnny. „Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Denn könnte ich Ihnen erklären, wieso ich es glaube, hätten wir vermutlich bereits das Schwimmergeheimnis gelüftet.“
„Und selbst wenn Sie tatsächlich eintauchen“, fuhr Leif düster fort, „denken Sie denn wirklich, die Raumschwimmer würden Ihnen mehr verraten können, als sie Tomi erzählt haben?“
„Wir folgen diesmal einem älteren. Dem ältesten, den wir finden können.“
„Die älteren weigerten sich aber, mit Tomi zu sprechen.“
„Ich denke, mit mir werden sie sich unterhalten.“
„Wieso?“ fragte Leif kopfschüttelnd.
„Weil ich erwachsen bin.“
Leif öffnete den Mund, doch dann schloß er ihn wieder und half Johnny wortlos, den Oxygenpacken umzuschnallen.
Fünfzehn Minuten später entfernten Johnny und Tomi sich mit dem Ionenantrieb vom Schiff und kehrten dem Sonnenball den Rücken.
Vor ihnen hingen die Sterne ohne Zahl. Als sie noch gar nicht weit gekommen waren, schaltete Tomi den Antrieb ab, und Johnny folgte seinem Beispiel. Er sah den Jungen völlig ruhig im All hängen, und versuchte sich vorzutasten, um eine der unsichtbaren Straßen der Schwimmer zu spüren, wie das letztemal.
Viel schneller als damals wurde er sich des singenden goldenen Stromes bewußt, der neben ihm dahinfloß.
Jetzt sah er auch, daß seine Magnethülle leicht wogte, als bewege ein Wind sie. Und wieder empfand er das herrliche, unbeschreibbare Gefühl, wie das letztemal, als er auf einer solchen Straße gereist war.
Die vielfarbigen Edelsteine der Sterne funkelten wie nie zuvor. Das Vakuum schien plötzlich wie geladen von Leben. Er spürte es um sich, fühlte, wie es sich an seine Magnethülle schmiegte, wie es gleich einer Welle wogte, die die Flut der See entgegenträgt.
„Vater!“ rief Tomi über das Maskensprechgerät. „Schau! Dort vor uns!“
Johnny blinzelte. Er brauchte einen Augenblick, um den Schwimmer zu finden, doch dann entdeckte er die wallende, eisblaue Gestalt. Er konzentrierte sich geistig und emotionell, um seine Anwesenheit durch die Magnetstraße selbst zu spüren. Er schien tatsächlich etwas zu fühlen … Es war nur ganz schwach, trotzdem gewann er den Eindruck von etwas Mächtigem, Majestätischem, geistig unsagbar Entferntem.
„Er ist nicht jung?“ fragte Johnny seinen Sohn.
„Er ist alt“, erwiderte Tomi. „Er ist so alt – daß ich gar nicht sagen kann, wie alt. Älter als irgendein anderer, glaube ich.“ Tomis Stimme klang plötzlich ganz aufgeregt. „Schau doch, wie er versucht zu entkommen! Hab’ ich es nicht gesagt?“
Der Schwimmer änderte plötzlich die Richtung. Zum erstenmal glaubte Johnny, jetzt das Muster der Kräfte vor sich zu erkennen, durch das Tomi, er und der Schwimmer irgendwie verbunden waren. Es war, als sähe man, ohne zu sehen. Ohne es sich überhaupt bewußt zu sein, folgte er Tomi auf eine der Straßen – ja, er sah sie jetzt wieder wie ein Gerüst goldenen Lichtes, das sich durch die Dunkelheit erstreckte –
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