Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
hatte – an seiner Stelle hätte sie ebenso gehandelt.
Sie blieb eine halbe Stunde auf ihrem Zimmer, erneuerte ihr Makeup und erledigte Telefonanrufe.
Dann ging sie aus und verbrachte den Rest des Nachmittags mit belanglosen Tätigkeiten, wie Kartenspiel und dem Besuch einer Show, die über Sensibilatoren gesendet wurde. Sie bemühte sich dabei, ein möglichst unbefangenes Benehmen an den Tag zu legen – sie wollte ihre Beschatter nicht verlieren. Noch nicht.
Am frühen Abend kam sie ins Hotel zurück, aß geruhsam im Speisesaal zu Abend und gab sich nicht die Mühe, ein gewaltiges Gähnen zu unterdrücken, als sie wieder in ihr Zimmer hinunterfuhr. Es sollte in jedem eventuellen Beobachter der Eindruck entstehen, daß sie erschöpft sei und sich für die Nacht zur Ruhe begeben wolle. Natürlich entsprach dies keineswegs ihren wahren Absichten.
In ihrer Suite angekommen, war jede Müdigkeit wie weggeblasen, und sie traf entschlossen Vorbereitungen für ihr Vorhaben. Eine Dreiviertelstunde vor dem Spiegel – und ihr Aussehen war mit Hufe ihres Schrninkköfferchens völlig verändert. Jetzt war keine Spur der dezenten Witwe an ihr zu entdecken. Eine langhaarige, blonde Perücke von absichtlich genialisch-unordentlicher Frisur trug das Ihre dazu bei. Ein hautenger Hosenanzug aus Leder – im strengen Gegensatz zur dezenten Garderobe der Carmen Velasquez – vervollständigte ihre Verkleidung. Nur der abgebrühteste Beobachter hätte sie als jene Frau wiedererkannt, die den Tag mit so müßiggängerischem Tun verbracht hatte.
Nach kurzer Kontrolle, ob sie alles Nötige bei sich hatte, öffnete sie die Tür und ging hinaus. Einer der Männer, die Garst zu ihrer Verfolgung bestimmt hatte, saß auf einer Bank neben dem Aufzug am Ende des Ganges. Er sah auf, als sich ihre Tür öffnete und wollte seinen Augen nicht trauen. Dann aber siegten seine geübten Instinkte, und er widmete sich wieder der Zeitungsrolle und tat, als sähe er nichts.
Yvette schlenderte lässig auf ihn zu und vergewisserte sich dabei unauffällig, daß sich sonst niemand im Gang befand. Das vereinfachte die Sache. Während sie in die Tasche griff, sagte sie »Guten Abend«, zog Myersons Stürmer heraus und schoß den Mann aus sicherem Abstand an, ehe er noch reagieren konnte. Die Stufe vier der Betäubungswaffe würde ihn für mindestens zwei Stunden handlungsunfähig machen – ausreichend Zeit, daß sie sich aus dem Staub machen konnte, ohne daß jemand davon etwas mitbekam.
Sie fuhr hinauf in die Halle und schlenderte gemächlich hindurch. Jedes anwesende männliche Auge ruhte auf ihr, während sie ihre Hüften aufreizend kreisen ließ. Sie wußte, daß manchmal Unverschämtheit die beste Tarnung war. Auch ihre Beschatter bestaunten sie, sahen in ihr jedoch ein Sexobjekt und nicht ihr Beschattungsziel. Sie verspürte den boshaften Impuls, auf einen der Burschen zuzugehen und ihn dreist anzublinzeln, widerstand aber diesem Drang. Es hatte keinen Zweck, das Schicksal herauszufordern.
Garsts Leute machten keinen Versuch, ihr zu folgen, als sie aus der Halle ging und draußen auf der Straße ein Jit heranwinkte. Natürlich wären sie gern ihren Spuren gefolgt, aber aus ganz anderen Gründen als zuvor.
Sie hatte sich schon vorher Garsts Adresse verschafft. Ein paar diskrete Telefonanrufe von ihrem Zimmer aus, ehe sie ins Kasino ging, hatten ihr diese Information verschafft. Yvette hatte sich den Ort auf einer Karte angesehen und einen Operationsplan zurechtgelegt. Jetzt ließ sie sich zu der mit einer Kuppel überdachten Kreuzung bringen, wo der Zugang zu Garsts Haus lag.
Je länger sie darüber nachdachte, desto überzeugter war sie, daß Garst jener Mann sein mußte, der hinter der ganzen Verschwörung steckte. Bei der Audienz hatte sie gemerkt, daß er die Markgräfin um den kleinen Finger wickeln konnte und sie nach seiner Pfeife tanzen ließ. Er verfügte über die Intelligenz, Gerissenheit und Kälte, um eine solche Organisation aufzubauen und sie zwei Jahrzehnte lang zu leiten, ohne daß man ihm auf die Schliche kam. Als einer Spitzenagentin des Service stand es in ihrer Macht, ihn schon aufgrund der vorhandenen Beweise zum Verräter zu erklären und ihn auf der Stelle zu liquidieren. Ohne ihn würde das von ihm aufgebaute Unternehmen dahinvegetieren und schließlich in Cliquen zerfallen, die von den hiesigen Behörden leichter bekämpft werden konnten. Ihr Auftrag wäre damit erledigt, und niemand, nicht einmal der Chef selbst,
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