Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Für Edna bedeutete dieser Tanz eine Entspannung, da Jules kein echter Kandidat war und sie weder Prinzessin spielen noch ihn dauernd als möglichen Ehekandidaten abschätzen mußte. Sie konnte sich in seiner Gesellschaft ganz ungezwungen geben, und dieses Gefühl war unendlich befriedigend.
Plötzlich hörte man von draußen einen lauten Schrei. »Rasch, jemand soll kommen!« rief eine Stimme, die die Agenten sofort als Jacques' Stimme erkannten.
Der Saal leerte sich, als alle hinausliefen, um zu sehen, was los war. Ednas erster Impuls war es, ebenfalls hinauszustürzen, aber Jules drückte sanft ihre Hand. »Es könnte ein Ablenkungsmanöver sein«, mahnte er sie.
Yvette und Yvonne kamen auf sie zugelaufen. Ihre erste Pflicht war die Sicherheit der Prinzessin. »Vonnie, du bleibst bei Edna. Laß keinesfalls zu, daß sie unüberlegt hinausläuft und sich den Kopf wegschießen läßt. Komm, Evie, wir wollen nachsehen.«
Am Füße einer Anhöhe im Garten scharten sich die Neugierigen. Sie drängten sich durch die Menge nach vorne, wo Yvonnes Bruder Jacques sie erwartete. Er sagte kein Wort, es war auch nicht nötig. Der Anblick zu seinen Füßen war auch ohne Worte schrecklich.
Auf dem Boden lag ausgestreckt Anton Borov. Er war tot. Sein Mund stand offen, seine Miene bot ein Bild starren Schreckens. Quer über seinem Körper, aus dem Blut sickerte, lag der Stamm eines großen Banabol-Baumes.
8. KAPITEL
Invasion
Herzog Etienne d'Alembert und sein Bruder Marcel verbrachten nach ihrer Rückkehr von Burg Rimskor den größten Teil des Tages damit, alles durchzusprechen. Schließlich hatten sie jede Menge Gesprächsstoff. Beide waren sich einig, daß der äußerlich höfliche und vernünftige Herzog Fjodor an der Schwelle des Wahnsinns stand. Seine Besessenheit von der Mechanik, seine Vorliebe für das Genaue, das Gerade, aber in seiner bizarresten Form, waren ein Hinweis auf seinen beginnenden psychischen Verfall. Außerdem waren sie sich einig, daß er eine potentielle Gefahr darstellte und sehr wohl imstande war, einen Plan zur Gefährdung der Kronprinzessin zu entwickeln, obwohl sie, was sein Motiv anlangte, nach wie vor im dunkeln tappten.
Sie besprachen Burg Rimskor und die Verteidigungsanlagen. Keiner der beiden hatte je eine so demonstrativ vor Eindringlingen geschützte Festung gesehen – ein Bauwerk, dessen Konstruktion allein schon ein gewaltsames Eindringen unmöglich machte. Nicht nur daß es nur einen einzigen Eingang gab, sogar die zu diesem Eingang führende Straße war mit Fallen gespickt und stand unter ständiger Beobachtung. Im Inneren gab es so viele Alarmanlagen, daß jeder Sicherheitsbeauftragte einer Bank vor Neid erblaßt wäre. Nur ein den eigenen Tod einkalkulierender Kommandotrupp hätte den Angriff auf eine solche Festung überhaupt ernsthaft in Erwägung gezogen.
Etienne und Marcel waren nicht tollkühn und in diesem Stadium der Entwicklung noch nicht verzweifelt. Doch sie waren zwei der fähigsten Taktiker, über die das Service je verfügt hatte. Und sie wußten, daß jeder entwickelte Plan von den Mitgliedern der Familie d'Alembert in die Tat umgesetzt würde, der fähigsten, talentiertesten Menschengruppe, die für den Service arbeitete.
Sich selbst schlössen sie aus mehreren Gründen von der Teilnahme am Überfall aus. Erstens waren sie beide schon aus dem Alter für derartige Abenteuer heraus und klug genug, sich diese Tatsache einzugestehen. Sie zählten sich zwar noch nicht ganz zum alten Eisen und waren einem Gegner ihrer Alters- und Gewichtsklasse noch jederzeit gewachsen, aber dieser spezielle Angriff erforderte die Schnelligkeit und Treffsicherheit der besten Jahre. Ihr eigener Beitrag, nämlich Erfahrung, konnte im vorhinein und bei einer Nebenaktion geleistet werden.
Dazu kam, daß man sie in Burg Rimskor bereits kannte. Falls man sie schnappte, würde die getarnte Tätigkeit des Zirkus für die SOTE auffliegen. Niemals in der langen Geschichte des Service war die wahre Rolle des Zirkus aufgedeckt worden. Es existierten keine schriftlichen Unterlagen darüber, und die Zirkusleute waren auch in den SOTE-Computern nicht gespeichert, damit kein gerissener Gegner eines Tages das Computer-Gedächtnis anzapfen konnte. Daher wußten nur die kaiserliche Familie, das Haupt der SOTE und seine Tochter, respektive Vertraute, Einzelheiten über die Rolle des Zirkus im Hinblick auf die galaktische Sicherheit. Wollte man diese Rolle nicht gefährden, dann mußte man den
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