Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Projektil-Waffe lässig über die Schulter gehängt, weiter.
Dieser Gleichmut brachte Borov noch mehr aus der Fassung, als wenn Liu es ihm mit gleicher Münze heimgezahlt hätte. Er spürte, daß er ignoriert wurde, das Schlimmste, was man einem Typen wie ihm antun konnte. Schließlich war es mit seiner Fassung zu Ende. »Liu!« rief er lauthals. »Dreh dich um und sieh mich an, du feiger Wurm. Kannst du einem Mann nicht mehr in die Augen sehen?«
Edna, die ebenfalls ihr Bestes getan hatte, Borovs Sticheleien von Anfang an zu überhören, fuhr wütend herum und wollte den Kerl ernsthaft rügen. Doch Liu kam ihr zuvor. Sein Gleichmut war tiefem Ernst gewichen. »Hast du Probleme?« fragte der Anarianer ruhig.
Borov wurde durch diese Ruhe ein wenig aus der Fassung gebracht, aber er war schon viel zu weit gegangen und konnte keinen Rückzieher mehr machen, ohne sein Gesicht zu verlieren.
Hartnäckig stichelte er weiter: »Du verdienst es nicht, bei dieser Tour dabeisein zu dürfen. Edna braucht einen Mann und keinen faselnden Anarianerwurm wie dich.«
Ohne Warnung legte Liu auf Borov an und feuerte. Das Geschoß pfiff an Borovs Kopf vorbei, erschreckte ihn zu Tode und entfachte ihn vollends zur Raserei. »Du Mörder, du Kretin!« schrie er. »Ich werde dich töten!«
Vor Wut ließ er seine Waffe fallen und stürzte sich auf den Anarianer wie ein gereizter Stier auf die Capa des Matadors. Doch er sollte sein Ziel nicht erreichen. Beide, Jules und Symond, standen zwischen den Kampfhähnen, wurden sofort aktiv und verhinderten eine Zuspitzung des Kampfes. Symond stand näher bei Borov als Jules und mußte daher die Hauptwucht des Angriffs tragen. Borovs Faust attackierte ihn blindwütig, und Symond konnte sich seiner kaum erwehren. Er vollzog einen strategisch klugen Rückzug, wich vor dem anderen immer mehr zurück und gab somit Jules Gelegenheit einzugreifen. Ein einziger harter Faustschlag von Jules, und Borov ging zu Boden, wo er zwar bei Bewußtsein, aber total benommen, liegenblieb.
Edna näherte sich und blieb neben dem ausgestreckten Körper stehen. »Ich muß sagen«, sagte sie eisig, »das ist die jämmerlichste Situation, die ich je mitansehen mußte. Ich weiß, ich sagte, ich wolle nicht als Prinzessin behandelt werden. Aber Dir unbeherrschtes, ichsüchtiges und unmännliches Benehmen würde ich nicht einmal meinem geringsten Hausmädchen zumuten. Sie haben sich selbst entehrt und passen nicht in unsere Gesellschaft. Kehren Sie zurück nach Rockhold, packen Sie Ihre Sachen und verschwinden Sie. Ich möchte Sie niemals wiedersehen.«
»Und was ist mit ihm?« stieß Borov hervor und deutete auf Liu. »Er hat auf mich geschossen! Kommt er ohne Strafe davon?«
»Sehen Sie sich um, Borov«, sagte Jules leise.
Borov wandte verächtlich den Kopf und sah zu der Stelle hin, an der er vorhin gestanden hatte. Dort lag, die vollen zweieinhalb Meter ausgestreckt, eine tote Panna-Katze. Der Wind spielte im kurzhaarigen gelb-grünen Fellkleid, die mächtigen Pranken vollführten die letzten Todeszuckungen. Nur ein winziger Blutfleck verunstaltete das herrliche Tier – genau zwischen den Augen, wo Lius einziger Schuß getroffen und sich ins Gehirn des Tieres gebohrt hatte.
»Noch eine Sekunde«, sagte Jules, »und das Tier hätte Sie angesprungen. Ich bemerkte es fast gleichzeitig mit Liu, aber er war ihm bereits direkt zugewandt und konnte rechtzeitig schießen – es war ein perfekter Schuß. So viel zu Ihrer Vermutung, er könnte ein Schwächling oder Feigling sein.« Er faßte nach Borovs Hand und zerrte ihn unsanft auf die Beine. »Sie haben gehört, was Edna sagte – jetzt nichts wie weg.«
In Borovs Augen wetterleuchtete es immer noch. »Dallum, das werden Sie mir büßen«, zischte er, »Und Sie, Symond. Und ganz besonders Liu. Wir beide haben noch ein Hühnchen zu rupfen.«
»So wahr ich hier stehe«, sagte Edna mit kaum verhüllter Wut, »sollten ich oder ein anderer Sie beim Unruhestiften hier erwischen, dann werden Sie wegen Hochverrat und ohne Verfahren nach Gastonia geschickt. Wenn es nach mir ginge, sogar ohne die Vergünstigung eines Raumschiffes. Und jetzt gehen Sie mir endlich aus den Augen!«
Der Ton war nicht mißzuverstehen. Kein Zweifel, diese relativ unauffällige junge Dame war ein echter Sproß der Stanley-Dynastie. Tonfall und Gesten verlangten absoluten Gehorsam.
Borov verzog sich wie ein geprügelter Hund mit eingezogenem Schwanz. Aber Jules konnte nicht umhin, den rachsüchtigen
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