Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Blick zu bemerken, der noch immer in seinen Augen glühte.
Ohne Borov verlief der Nachmittag zwanglos und ohne bemerkenswerte Vorfälle. Jules und Yvette, die zugeben mußten, daß Edna nichts übriggeblieben war, als Borov zu verbannen, waren dennoch nicht froh darüber. Er war immerhin ein Verdächtiger, und sie konnten seine Aktivitäten jetzt nicht mehr im Auge behalten. Und falls er ursprünglich nicht geplant hatte, Edna zu töten, so hatten ihn die veränderten Umstände vielleicht auf die Idee gebracht, so daß sie jetzt eventuell mit zwei Attentätern zu rechnen hatten. Als Jules einen Augenblick mit der Prinzessin unter vier Augen war, formulierte er es so: »Wenn man bereits in Lebensgefahr schwebt, ist es nicht sehr sinnvoll, die Menschen gegen sich aufzubringen oder sich noch zusätzlich Feinde zu machen.«
»Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen«, antwortete Edna, »aber was hätte ich sonst tun sollen? Die Ordnung mußte aufrechterhalten werden, andernfalls wäre die gesamte Veranstaltung gefährdet. Und ein Mensch in führender Position wird sich immer Feinde machen – diese Lektion habe ich bei Hofe rasch gelernt. Für mich stellt Borov keine Bedrohung dar, ich mache mir eher Sorgen, daß er es auf Sie, Symond oder Liu abgesehen hat.«
»Keine Angst«, sagte Jacques Roumenier und fügte hinzu: »Ich werde die Wache alarmieren und dafür sorgen, daß er uns nicht mehr belästigt.«
Am Ende wurde Symond als erfolgreichster Jäger mit den meisten Abschüssen gefeiert. Edna war die zweite und lag nur zwei Punkte hinter ihm, Jules war der fünfte – aber schließlich hatte er sich nicht allzusehr angestrengt.
Auf Rockhold wurde den Gästen das Dinner auf ihren Zimmern serviert. Man wollte ihnen Zeit lassen, sich für den Abend zurechtzumachen. Heute stand ein Ball auf dem Programm, doch keiner der Teilnehmer an der Tour war in richtiger Feststimmung. Die Ereignisse der letzten zwei Tage bedrückten alle.
Dennoch waren alle dem Anlaß entsprechend in großer Garderobe, als sie sich zur vorbestimmten Zeit im Ballsaal einfanden. Prinzessin Edna überstrahlte natürlich alle anderen. Das Mieder ihres Ballkleides war aus prächtigem austernfarbigem Brokat, besetzt mit Gold und Smaragden. Der weite Rock bestand aus in der Taille zusammengehaltenen Brokatbändern, die großzügig zu Boden fluteten. Bei jeder Bewegung raschelten die Bänder und gaben den Blick auf einen grünen Satinunterrock frei. Die ausladenden Ballonärmel waren geschlitzt und ließen grüne Satin-Unterärmel sehen. Edna trug das Haar zu Zöpfen geflochten und auf dem Hinterkopf aufgetürmt. Statt eines Diadems hatte sie eine Goldhalskette, ein altes Erbstück, mit Smaragdanhänger angelegt und trug den Anhänger mitten auf der Stirn. Daneben waren winzige Perlohrringe die einzigen Schmuckstücke – aber schließlich war sie die Kronprinzessin und zog auch ohne Schmuck alle Blicke auf sich.
Aber Edna war nicht die einzige prächtig gekleidete Dame im Saal. Ihre Hofdamen hatten ihre Hofroben angelegt, und sogar die Leibwächter prangten in ihren schwarz-roten Uniformen. Und die Kostüme der verschiedenen Kandidaten hatten die Herzöge der jeweiligen Heimatplaneten beigesteuert. Man hatte keine Unkosten gescheut, um sie so strahlend und elegant als möglich zu präsentieren. Die Kandidaten trugen die neueste Mode ihrer Heimatwelt zur Schau und stellten auf diese Weise eine atemberaubende Auswahl an Schnitten und Material dar. Samtroben, Brokatwesten, Satintuniken mit engen Hosen, pelzverbrämte Capes, glitzernder Schmuck – das alles wetteiferte in dem großen Ballsaal um die Gunst der Prinzessin. Wenn die Ballbesucher sich anmutig im Kreise drehten, hatte man den Eindruck, daß das gesamte Farbenspektrum kaleidoskopartig an einem vorüberglitt.
Sogar Choyen Liu, ansonsten der Konservativste, sah höchst eindrucksvoll aus. Die engen Hosen aus Goldlamee wurden von einem dunkelbraunen handgestickten Hemd ergänzt, dessen Goldmuster in komplizierten, fast hypnotisch wirkenden Mustern und Spiralen verlief.
Als Gastgeber eröffneten Baron Piers und Baronin Ximena den Ball mit dem ersten Tanz und entledigten sich dieser Aufgabe mit einer Eleganz, die ihr Alter Lügen strafte. Sie ernteten begeisterten Beifall, und dann begann der allgemeine Tanz. Edna forderte Paul Symond als ersten Partner auf. Diese Wahl war theoretisch bedeutungslos, da sie im Verlauf des Abends mit allen Kandidaten mindestens einmal tanzen mußte. Doch die Tatsache,
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