Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Gegner verraten. Er verfügte über erstaunlich schnelle Reflexe. Er bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die sie beide zu lahmen Dorvats degradierte. Er konnte im Dunkeln sehen. Er konnte Schläge ohne Wirkung hinnehmen, die jedes andere menschliche Wesen getötet oder fürs Leben gezeichnet hätten. Und wie er bereits bewiesen hatte, konnte er einen Baum samt Wurzeln ausreißen und ihn auf jemanden fallen lassen – einen Baum, den zwei Mann mit größter Kraftanstrengung nur schwer anheben konnten.
Mit was für einem Menschen hatten sie es zu tun?
10. KAPITEL
Das Verhör von Rimskor
Als in ganz Rimskor die Alarmanlagen losschrillten, steigerten sich die vier d'Alemberts, die sich ohnehin in schneller Bewegung befunden hatten, zu wahren Wirbelstürmen. Das leiseste Zögern hätte sichere Festnahme und möglichen Tod bedeutet.
Luise hatte die Leitung der Mission, und sie überlegte blitzschnell. Sie befanden sich im geheimen Bereich, der sich als Sackgasse erwiesen hatte. Hier durfte man sie keinesfalls entdecken, weil sie hier wie in einer Falle saßen. Sie lief voraus, durch das Arztzimmer, durch den Vorratsraum, den Kommunikationsraum und das Labor. Die drei anderen blieben ihr dicht auf den Fersen. Sechs Stufen auf einmal nehmend, so raste sie die Treppe hinauf, bis sie am Ende angelangt war. Auch dann blieb sie nur so lange stehen, bis sie den Stürmer gezogen hatte. Gleich darauf stürmte sie hinaus auf den Gang.
Sie hatten Glück – es war niemand zu sehen. Wie lange dieses Glück anhalten würde, war eine andere Sache, denn sie mußten damit rechnen, daß Dienerschaft, Sicherheitspersonal oder Roboter auch diese Etage bald kontrollieren würden. Außerdem waren mittlerweile sämtliche Aufzugschächte bewacht und daher für sie unpassierbar.
Sie konnten nicht hinaus, das wußte Luise. Der Eingang – der einzige Weg ins Freie – würde so schwer bewacht sein, daß auch vier Spitzenagenten wie die d'Alemberts sich den Weg nicht freikämpfen konnten. Und ein Fluchtversuch, ohne vorher etwas in Erfahrung gebracht zu haben, wäre ein Eingeständnis des Versagens – ein ärgeres Schicksal als der Tod für diese vier Abkömmlinge der begabtesten Agentenfamilie der Galaxis.
Luise lief den dunklen Gang entlang zu einer Stelle, die Marcel auf seinem Lageplan als Treppe mit Fragezeichen eingezeichnet hatte. Natürlich würde auch sie bewacht sein – aber sicher nicht so stark, und ihr Team hatte auf einer Treppe mehr Gelegenheit für Ausweichmanöver als in einem Aufzugschacht.
Kaum war sie vor der Treppe angekommen, ging die zu ihr führende Tür auf und ein Roboter-Wächter erschien darin. Beide reagierten sofort, doch Luise war etwas schneller. Sie feuerte den Stürmer direkt auf das Geschöpf ab, obwohl der Verstand ihr zu diesem Reflex sagte, daß ein Stunner auf einen Roboter wahrscheinlich keine Wirkung ausübte.
Die Maschine war ein eineinhalb Meter großer aufrechter Zylinder, an dessen Leib ein Dutzend Metallfühler angebracht waren, die als Glieder fungierten. Einer dieser Fühler hielt einen Stunner und brachte ihn in Anschlag. Während Luises Stunner gegenüber dem Roboter wirkungslos blieb, würde umgekehrt seine Waffe sie sehr wohl treffen – falls sie nicht unverzüglich Gegenmaßnahmen unternahm. Luise faßte mit der rechten Hand den Roboter an dem Fühler, der die Waffe hielt, und zerrte ihn zu sich. Die Maschine wog knapp hundert Kilo, wurde aber durch den kräftigen Zug aus dem Gleichgewicht gebracht. Mit der Körperkraft einer auf einer Drei-Gravo-Welt geborenen Person und der nur von einer d'Alembert erreichten Geschicklichkeit riß sie die Maschine zu sich, schleuderte sie im Kreis um sich und ließ sie in den Gang rutschen.
Rick setzte die Arbeit dort fort, wo Luise aufhörte. Als der Roboter an ihm vorüberschlitterte, packte er ihn und hob ihn hoch. Der Ringer hob den Roboter, als wäre er ein Federkissen, hielt ihn sekundenlang hoch über den Kopf und schleuderte ihn gegen die nächste Wand. Der Krach betäubte sie beinahe. Der Roboter fiel als nutzloser Metallhaufen zu Boden. Ein paar Funken zischten und glühten im Innern des zylindrischen Körpers auf, doch zu weiterer Aktivität war er nicht mehr in der Lage.
Luise stand jetzt vor einem Problem. Sie wußte nicht, ob der Roboter autonom programmiert war oder ob er über einen Schaltkreis mit einer Zentraleinheit in Verbindung stand. Wenn letzteres zutraf, dann hatten sie eben ihre Position verraten. In diesem
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