Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Luft. Wir müssen uns den Weg nach außen erkämpfen.«
Nun standen ihnen zwei Alternativen offen. Sie konnten sich trennen und versuchen, einzeln hinauszugelangen. Damit hätten sie die Chance, daß wenigstens einer mit der lebenswichtigen Information hinausgelangte, verdreifacht. Oder aber sie blieben zusammen und bildeten eine geschlossene Kampfeinheit. Ein einziger Schlag konnte sie dann zwar gleichzeitig vernichten. Doch drei d'Alemberts bildeten gemeinsam eine schwer zu überwindende Kraft. Und seit der letzten Begegnung mit dem Gegner hatte sich dessen Zahl vermindert – dafür hatte gewiß Rick gesorgt, der jetzt selbst außer Gefecht gesetzt war. Luise entschied sich also für die zweite Möglichkeit. Sie wollten sich gemeinsam durchschlagen. Wieder einmal zog sie ihren Strahler und sagte: »Eh bien, nichts wie los!«
Das Trio stürmte aus dem Sicherheitsraum hinaus in den Gang. Draußen standen nur zwei Roboter, die von einem Angriff aus dieser Richtung überrascht wurden. Beide gingen unter den Strahlenwaffen der d'Alemberts zu Boden, ohne die leiseste Chance, zuvor noch ihre Alarmeinrichtungen zu betätigen.
In diesem Gang standen ihnen nur zwei Ausgänge zur Wahl. Luise hielt auf den näher gelegenen zu und lief hindurch ... nur um entdecken zu müssen, daß sie auf einer der Rampen in der ›Halle der Winkel‹ stand, die Etienne beschrieben hatte. Hoch über ihr wölbte sich die Decke, die wahnwitzigen Mobiles blitzten auf und reflektierten das helle Licht, der Ultra-Schall wühlte sich in Knochen und Nervengewebe, und das mit einer Intensität, die den ruhigsten und beherrschtesten Menschen außer Fassung gebracht hätte. Und in dieser Situation zählte Luise nicht zu den ruhigsten.
Doch befanden sich im Augenblick keine Verteidiger im Raum, und die Rampe stellte für sie eine Möglichkeit dar, ins Erdgeschoß zu gelangen. Luise begann den Abstieg. Ihre Akrobatenschuhe bewegten sich lautlos über das schimmernde Metall. Sie wußte, daß Jeanne hinter ihr unter dem Aberwitz des Raumes noch mehr litt als sie, schließlich war das junge Mädchen das empfindlichste Mitglied der Gruppe. Die Kleine zitterte wie ein Blatt im Wind, als sie sich gezwungen sah, diese kalte mechanische Schreckenskammer zu durchqueren – aber sie tat es ohne Widerspruch, denn sie war eine d'Alembert.
Sie hatten die Hälfte der Rampe hinter sich, als eine Robotergruppe durch den Raum marschierte und sie entdeckte. Die d'Alemberts feuerten, ohne zu zögern, aber einem der Roboter gelang es noch, ein hohes durchdringendes Alarmsignal auszustoßen, das sofort eine ganze Armee von Wachen herholen würde.
Das Trio ging hinter dem soliden Metallgeländer der Rampe in Deckung und wartete den Angriff ab. Es dauerte nicht lange. Dutzende von Robotern stürmten durch die verschiedenen Eingänge in den Raum und feuerten auf die Eindringlinge. Luise ermahnte ihre Begleiter, mit der eigenen Munition sparsam umzugehen. Ihre Energievorräte schrumpften empfindlich zusammen. Ein Schuß war nur mehr gerechtfertigt, wenn sich das Ziel sicher darbot.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Luise, daß Jeanne immer schlechter zielte. Die unheimliche Atmosphäre dieses Raumes forderte ihren Zoll. Schließlich warf die junge Dompteuse ihre Waffe weg und kauerte sich wimmernd zusammen. Luise bedauerte schon, eine so sensible Person auf eine so gefährliche Mission mitgenommen zu haben, doch hatte man ihre besonderen Talente gebraucht, um den Vordereingang passieren zu können.
Luise sah auch, daß sich in Jeannes Anzug etwas bewegte. Bur-Bur, das Mäuschen war wach und ruhelos. Die Unterschallwellen machten dem Tierchen wahrscheinlich ebenso zu schaffen wie seiner Herrin. Luise spürte einen Anflug von Mitleid mit der hilflosen Kreatur – und verbannte diese Gefühle abrupt, als sie eine Idee hatte. Sie bat Claude, ihnen allen Feuerschutz zu geben. Sie selbst kniete neben Jeanne nieder und redete hastig auf das Mädchen ein.
»Hast du Bur-Bur noch in der Gewalt?«
Eine Sekunde verging, ehe die Frage in Jeannes Bewußtsein gelangte. Das Mädchen sah auf und sagte: »Ich ... ich weiß nicht. Ich glaube ja, wenn es sich um nichts Kompliziertes handelt. Warum?«
Luise holte aus ihrer Tasche die kleine Funkanlage. »Das Tier hat größere Chancen, an den Posten vorbeizukommen, als wir. Wir können ihm das Ding um den Leib binden. Sobald die Maus das Tor passiert, kommen die Signale der Anlage durch. Könntest du Bur-Bur dazu bringen?«
Jeanne nickte.
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