Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Menschen konnten nicht so wichtig sein, daß die Vernichtung einer ganzen Stadt riskiert wurde, nur um den Tod dieser drei Personen sicherzustellen.
Ich bin Sicherheitschefin des gesamten Planeten, dachte sie. Es wäre eine grobe Pflichtverletzung, wenn ich die Stadt bis auf die Grundmauern abbrennen ließe, nur weil ein Irrer es verlangt. Sie hatte heute schon einmal einen direkten Befehl nicht ausgeführt und den Tag damit gerettet. Es sah aus, als ob sie abermals so handeln müßte.
Sie langte nach dem Mikrophon und gab Befehle an ihre Truppen aus. Zwei Abteilungen sollten weiter Dienst in der Zentrale machen und die Eindringlinge töten, sobald sie diese erspähten. Eine Abteilung sollte weiterhin Dienst auf dem Flughafen tun. Alle anderes sollten als Feuerwehr ausgerüstet den Kampf mit den Flammen aufnehmen, die nun über die ganze Stadt verteilt loderten.
Dann hatte sie eine Idee. Sie wollte selbst hinaus zu den kämpfenden Truppen, damit Garst sie nicht mehr hier, hinter ihrem Schreibtisch, erreichen konnte. Ihrer Ansicht nach hatte sich der Mann – bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt durchaus tüchtig -unvermutet in einen Rasenden verwandelt, der Vernunftsgründen nicht mehr zugänglich war. Sie nahm sich vor, Lady A bei der ersten sich bietenden Gelegenheit Bericht zu erstatten.
Zwei Abteilungen reichen zur Verteidigung dieses Komplexes gegen drei Personen völlig aus, dachte sie, während sie den Strahler umschnallte und hastig aus dem Büro lief.
Tollhaus war eine milde Umschreibung dessen, was sich jetzt draußen abspielte.
Die von den d'Alemberts und Pias Bavol gelegten Brände loderten in Wohnvierteln. Dazu kam als erschwerender Umstand, daß sich die Mehrheit der Bewohner um diese Zeit zu Hause aufhielt. Die Häuser waren zwar mit automatischen Löscheinrichtungen ausgestattet, die es mit kleineren Bränden aufnehmen konnten, gegen den Feuerzauber der d'Alemberts aber nichts ausrichteten. Sie waren versierte Brandstifter und hatten ihre Tricks ihrem Mitstreiter in aller Eile beibringen können. Bald standen ganze Häuserkomplexe in Flammen, und die Bewohner mußten um ihr Leben laufen.
Die Feuerwehr ließ sich nicht blicken, obwohl immer weitere Brandherde entdeckt wurden. »Wenn die nicht bald aufkreuzen«, erklärte Jules, »bleibt ihnen zum Löschen nichts mehr übrig.«
Benachbarte Häuser fingen Feuer, die Brände griffen immer mehr um sich, und nach einer Stunde sah es aus, als stünde die ganze Stadt in Flammen. Die ›Bürger‹ der Asylstadt standen ratlos auf der Straße. Dieser Situation waren sie nicht gewachsen, und die Hilfe von Seiten der für das allgemeine Wohl Verantwortlichen ließ auf sich warten.
Verwirrung steigerte sich rasch zu Wut und Ablehnung. Sie hatten enorme Summen zahlen müssen, um hierher zu gelangen, und jetzt setzte man sie ohne erkennbaren Grund großer Gefahr aus. Die unterschwellige Spannung, die auf dem Planeten ständig herrschte, brach sich sehr rasch Bahn.
Jules und Yvette halfen mit, die Verwirrung zu steigern, indem sie sich durch den Mob drängelten und riefen: »Warum steht uns niemand bei? Wir mußten gutes Geld herausrücken und jetzt sind wir den Flammen ungeschützt ausgesetzt.«
Die Taktik wirkte besser, als sie zunächst angenommen hatten. Die Geschwister berieten sich und gelangten zu der Ansicht, daß sie sich diese Stimmung als Ablenkungsmanöver voll zunutze machen sollte. Sie suchten Pias Bavol und entdeckten ihn schließlich. Eilig erläuterten sie ihren Plan.
»Die Truppen sollen etwas bekommen, woran sie sich die Zähne ausbeißen sollen«, sagte Yvette, die sich nur schreiend verständlich machen konnte, so laut ging es auf den Straßen zu.
»Du bist ein guter Redner, und die Gegner konnten dich als unseren Mitstreiter nicht so richtig unter die Lupe nehmen. Du stiftest nun Aufruhr unter den Leuten und führst sie in einem Angriff gegen die Zentrale. Dich wird man nicht sofort erschießen, wie uns. Während wir auf unterirdischer Ebene arbeiten, sorgst du oben für Ablenkung.«
»Verwirrung schafft Ablenkung«, sagte Pias lächelnd.
Yvette faßte nach seinem Arm. »Sieh zu, daß du nicht ausgerechnet selbst in die Frontlinie gerätst«, riet sie ihm. »Es sieht so aus, als hätten wir jetzt einige Überlebenschancen. Da möchte ich wirklich nicht, daß dir etwas passiert.«
»Keine Angst, Unkraut verdirbt nicht«, sagte er. Er küßte sie auf die Stirn und rannte auch schon los, der neuen Aufgabe entgegen.
Jules sah ihm nach.
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