Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
schließlich bezahlt, damit Sie mich beschützen... Ich wollte sichergehen, ob ich den Gegenwert für mein Geld kriege.«
5. KAPITEL
Der Rriss
Die Klinge des Wurfmessers bohrte sich in die Tischplatte, knapp neben Yvettes Hand, und blieb zitternd stecken. Gitana starrte sie mit einem Blick an, der Blei zum Schmelzen gebracht hätte. Da riskierte Yvette einen hastigen Blick zu Pias hin. »Was geht hier vor?« flüsterte sie. »Darf sie das ungestraft tun?«
Pias nickte. »Ja, leider hat sie aufgrund einer uralten Tradition das Recht, sich mit jedem zu duellieren, der ihre Ehre besudelt oder ihr die Liebe des Mannes geraubt hat, auf den sie ein Recht zu haben glaubt. Meines Wissens ruht diese Tradition seit über einem Jahrhundert – aber sie existiert immer noch.«
Gitana kam zornfunkelnd näher. »Wenn die gadji meinen Mann möchte, dann nur über meinen Leichnam. Oder aber ich bekomme ihn über den ihren.«
Yvette musterte hastig die Tischrunde. Überall steinerne Gleichgültigkeit. Sie war hier unbeliebt, niemand würde für sie einen Finger rühren. Gleichgültig, ob diese Tradition völlig veraltet war oder nicht, alle spürten, daß Yvette eine Bedrohung für ihre althergebrachte Lebensweise darstellte, und ihr Tod war ihnen gewiß nicht unwillkommen.
Sie selbst wäre dem Kampf lieber ausgewichen. Sie hatte nichts gegen diese Gitana, wer immer sie sein mochte. Sie hatte ihr Leben so oft im Dienste des Imperiums aufs Spiel gesetzt, daß sie keinerlei Verlangen spürte, sich darüber hinaus in Privatfehden zu bestätigen. Doch hier spielten nun auch andere Faktoren eine Rolle – und ihr geliebter Pias war der wichtigste davon. Sie war sich über die gesellschaftlichen Hintergründe nicht im klaren, wußte aber, daß ein Kleinbeigeben nicht nur sie selbst, sondern auch Pias in den Augen der Angehörigen und Freunde herabsetzen würde.
Seine Heimkehr hatte sich ohnehin katastrophal gestaltet. Sie wollte ihm nicht noch zusätzlich Kummer zufügen.
Yvette packte den Griff der Klinge und zog das Messer aus der Tischplatte. »Ich liebe den Kampf nicht«, sagte sie seelenruhig, »aber kämpfen werde ich, um mich und das Meine zu verteidigen.«
Gitana lächelte selbstzufrieden. Yvette spürte hinter sich Pias' ohnmächtige Wut. Er wollte offenbar einen Kampf vermeiden, mußte aber wie sie selbst die Notwendigkeit eines solchen zur Kenntnis nehmen. »Vorsicht«, flüsterte er. »Sie ist gerissen.«
Yvette hatte sich etwas Ähnliches schon gedacht. Allein die Art, wie Gitana sich auf sie zubewegte, hatte ihr alles gesagt. Sie hielt die Klinge nach oben gerichtet, um rasch zustechen oder schneiden zu können, und hielt sich leicht gebückt, um rasch seitlich oder vorwärts losspringen zu kenne, wie die Situation es erfordern würde. Ihr Blick war auf Yvette geheftet.
Durch nichts ließ sie sich ablenken, ebenfalls ein Anzeichen, das für ihre Kampferfahrung sprach. Yvette war es klar, daß ihre Gegnerin eine Form des Zweikampfes gewählt hatte, in der sie selbst hervorragend geübt war. Du rechnest dir gute Chancen aus, dachte sie zynisch.
Yvette bewegte sich nun von der Tafel weg. Sie suchte eine freie Stelle, wo sie mehr Bewegungsfreiheit hatte. Gitana vollführte eine leichte Wendung und folgte ihr. Um sie herum war der Raum in tödliches Schweigen versunken, in Erwartung des blutigen Zweikampfes, der nun folgen würde.
Die zwei Frauen umkreisten einander lauernd. Immer enger wurden die Spiralen, die zum Mittelpunkt eines kleinen gedachten Kreises hinzielten. Eine jede war auf der Suche nach einer Schwachstelle in der Verteidigung der anderen, und konnte keine entdecken. Yvette brachte mehr Geduld auf. Sie hatte den Kampf nicht gewollt. Sie konnte es sich leisten zu warten, den ganzen Abend, wenn es nach ihr ging, um den richtigen Augenblick abzuwarten. Sie wollte nicht den ersten Streich führen.
Gitana verfügte nicht über die Geduld der Gegnerin. Nachdem das gegenseitige Umkreisen zwei lange Minuten gedauert hatte, wurde sie des Wartens überdrüssig und wollte Yvette zum Losschlagen reizen. Mit einem plötzlichen Ausholen führte sie das Messer gegen Yvettes Augen.
Yvette war darauf gefaßt. Ihr war die kleine Muskelanspannung, die dem Streich voranging, nicht entgangen. Als Gitanas Klinge nun auf ihr Gesicht zuschnellte, tat sie mit dem rechten Fuß einen kleinen Rückwärtsschritt und hob dabei den Arm, um die Bewegung der Gegnerin abzufangen.
Aber Gitanas erster Hieb war ein
Weitere Kostenlose Bücher