Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
An die Arbeit!«
So kam es, daß sieben Wochen später die Amtsräume des Herzogs von Algonia von einem Paar in Aufregung versetzt wurden, dessen Äußeres so ungewöhnlich war, daß man Ahnliches auf dem Planeten Algonia noch nie gesehen hatte – auf anderen Planeten übrigens auch nicht. Sie kamen entsprechend stilvoll im exklusivsten Space-Liner der ›Empress Stanley III‹ an. Yvette und Jules waren enttäuscht, daß sie auf ihrer Mission nicht ihre eigene La Comete verwenden konnten, mußten aber einsehen, daß ein öffentliches Verkehrsmittel besser zu ihrer Verkleidung paßte. Jules' Kostüm war so verrückt, wie er es geplant hatte, und er hatte sich den dazu passenden Persönlichkeitsstil zugelegt. Jede Bewegung war eine Übertreibung. Er konnte nicht stillstehen und führte die kleinste Bewegung mit wildem Gestikulieren aus. Seine Stimme war laut und aufdringlich und ging allen auf die Nerven. Das ganze Gehabe war der Inbegriff eines Snobs. Obwohl körperlich klein, war er sichtlich ein Mensch, der nichts im kleinen tat.
Yvette war, wenn möglich, noch prächtiger. Sie hatte sich entschlossen, sein Farbschema umzukehren. Ihre hohen Stiefel waren juwelenbesetzt und von königlichem Purpur. Bei jedem Schritt blitzte und funkelte es. Ihre knappen Shorts – sehr eng und sehr kurz – waren aus Goldlame. Die Körpermitte blieb frei, und die Brüste wurden von einem sündhaft dünnen und durchsichtigen Purpurschal gebändigt, den sie um den Hals geschlungen hatte. Ihr Gürtel war breit – Gold auf Carlon und edelstein besetzt. Ein ebenfalls edelsteingeschmückter Halbschleier aus feinem Goldnetz brachte ihr Gesicht mehr zur Geltung, als daß er es verbarg. Und als Krönung wurde ihr Haar – von ebenso dunklem Purpur wie Stiefel und Brustschal – von einem Diadem gekrönt, das die Kaiserin selbst geblendet hätte. So überladen war es mit Goldfiligranarbeiten, Diamanten und Amethysten. Das Diadem allein war bescheiden auf 1390 000 CrecHts geschätzt und versichert worden. Aber Yvette trug es so lässig wie ein Sommerhütchen.
Die Blicke der in einer langen Reihe Wartenden und die der Beamten mißachtend, drängte sich das auffallende Paar bis zum ersten Schreibtisch vor. »Wir sind Bürger der Erde«, verkündete Jules der erschrockenen Empfangsdame, nachdem er sich höflich, aber bestimmt, zwischen eine dicke Frau und den Schreibtisch gedrängt hatte. Die Beamtin war von den Erscheinungen wie betäubt, und Jules machte sich ihre Unentschlossenheit zunutze, beugte sich vor und drückte ihr eine Banknote in die Hand.
»Wir sind Carmen und Carlos Velasquez, Bürger der Erde«, wiederholte er noch lauter und warf zwei Erkennungskarten auf den Tisch. »Ihr Planet ist wirklich zauberhaft, Gnädigste. Natürlich haben wir bis jetzt nicht viel sehen können, aber ich bilde mir eine Meinung sehr rasch. Ich weiß, was mir gefällt – und Algonia gefällt mir. Ihr Herzog denkt wohl nicht etwa an einen Verkauf?«
Der Ärmsten blieb der Mund offenstehen.
»Natürlich nicht«, lachte Jules augenzwinkernd. »Herzöge laufen nicht herum und verscheuern ihre Planeten. Ich wollte nur Spaß machen. Trotzdem – ein nettes Örtchen. Meine Frau und ich möchten eine ganze Weile bleiben.«
Yvette, die bis jetzt wortlos und hochnäsig hinter ihrem Bruder gestanden hatte, ließ sich nun zum Sprechen herbei. »Hier ist doch das Amt, bei dem Neuankömmlinge um ein Sechzig-Tage-Visum ansuchen müssen?«
Die Miene der Beamtin erhellte sich, als sich die Unterhaltung einem Thema zuwandte, bei dem sie mithalten konnte. »Nein, meine Herrschaften. Dafür ist Gospodin Rixtons Büro zuständig, einen Stock tiefer – die SOTE, Sir -Madam.« Sie schien erleichtert, daß sie das Duo aus ihrem Machtbereich scheuchen konnte.
»Gibt es Ärger?« Ein großer Blonder mit pfeildünnem Schnurrbart nahm neben ihnen Aufstellung. »Probleme, Gosposa Chen?«
Das Mädchen wandte sich ihm mit einem »Danke« zu. »Gospodin Rixton – diese beiden Herrschaften ...«
»Bürger der Erde«, unterbrach Jules sie. »Sie möchten um ein Sechzig-Tage-Visum ansuchen.«
»Dann übernehme ich die Sache.« Er legte überfreundlich einen Arm um Jules Schulter und dirigierte ihn hinaus. »Ich heiße Alf Rixton und bin Erster Assistent der SOTE hier auf Algonia...«
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Jules laut und schüttelte überschwenglich seine Hand. »Wir sind Carlos und Carmen Velasquez. Bürger der Erde. Wir möchten ein paar Monate auf
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