Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Waren sie beide in Gefangenschaft geraten, so hieß das, daß niemand ihnen aus der Klemme helfen konnte. Und die Tatsache, daß sie gefesselt auf dem Rücksitz eines Wagens lagen, der mit unbekanntem Ziel dahinfuhr, war ein unheilbringendes Zeichen.
Kaum war sie zu diesem Schluß gelangt, da hielt der Wagen an. Vonnie schloß die Augen und stellte sich bewußtlos. Sie hörte, wie der Fahrer ausstieg und die hintere Tür aufmachte. Der Mann faßte unter ihre Arme und zog sie heraus. Dann setzte er sie vorn auf den Beifahrersitz. Vonnie leistete insofern Schützenhilfe, indem sie sich schlaff machte und brav nach vorne sackte, als er sie plötzlich losließ.
Als der Mann nun wieder nach hinten ging, um Jules zu holen, rechnete sich Vonnie die Chancen für und wider verschiedene Pläne aus. Was der Fahrer vorhatte, das war ihr mittlerweile klar- er wollte einen Unfall inszenieren, mit dem man Howard nicht in Verbindung bringen konnte. Und sie wollte es natürlich nicht so weit kommen lassen, doch wie sie es verhindern sollte, war ihr noch nicht klar.
Sie hatte es nur mit dem einen Mann aufzunehmen, und der hielt sie noch immer für bewußtlos. Sie war mühelos imstande, ihn zu überwältigen und damit sich und Jules zu befreien. Doch der Mann hatte gewiß Befehl, sich bei Howard zurückzumelden. Und wenn er nicht käme und seine Erfolgsmeldung lieferte, würde der Verbrecherboß wittern, daß etwas schiefgegangen war. Er würde womöglich panikartig irgend etwas Überstürztes unternehmen.
Also war es vernünftiger, man ließ ihn in dem Glauben, sie und Jules seien tot. Er würde sich in Sicherheit wiegen und vielleicht jegliche Vorsicht außer acht lassen. Zu diesem Zweck mußten sie den Killer weitermachen lassen, ja ihn in dem Glauben lassen, er hätte sein Ziel erreicht. Diese Variante war natürlich viel schwieriger auszuführen. Es bedurfte einer Reaktionsschnelligkeit, bei der es um Sekundenbruchteile ging – und einer Portion Glück dazu. Doch das Ergebnis rechtfertigte den Einsatz.
Vonnie stellte sich daher weiterhin bewußtlos, als der gedungene Mörder Jules neben sie in den Fahrersitz setzte. Mit einem hastigen Blick vergewisserte sich der Mann, daß beide bewußtlos waren, und ging hinter den Wagen. Er versetzte ihm einen heftigen Stoß, und Vonnie spürte, wie der Wagen sich in Bewegung setzte. Mit der rechten Hand faßte sie nach dem Türgriff, während sie mit der linken Jules an seinen Kleidern packte.
Falls er wirklich noch bewußtlos war, mußte sie ihn mit hinauszerren.
Sie spürte, daß der Wagen über eine Böschung schnellte, und plötzlich plumpste er mitten in dichtes Gebüsch. Für einen Erdenbürger wäre es ein Fall mit atemberaubender Geschwindigkeit gewesen, doch für einen Menschen mit desplainianischen Reflexen war es lediglich Zeitlupentempo. Vonnie wartete zwei Sekunden ab. Es war zu hoffen, daß sie jetzt außer Sichtweite des Killers war. Und nun wurde sie aktiv.
Ihr rechter Arm stieß gegen die Wagentür. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wäre das Gestrüpp zu dicht und drücke so stark gegen die Wagentür, daß Vonnie sie nicht aufbrachte, doch sie stemmte sich mit der Kraft des DesPlainianers dagegen – noch dazu eines verzweifelten DesPlainianers, und die Tür sprang auf. Mit der linken Hand hielt sie den Jackenkragen ihres Verlobten fest und zog ihn zu sich herüber. Und bevor die Tür durch den Druck des Strauchwerkes wieder zuknallen konnte, sprang sie aus dem bergab rollenden Wagen und zog Jules mit sich.
Die zwei Körper rollten nun ebenfalls bergab. Vonnie spürte, wie sie gegen Felsblöcke stieß und an Ästen und Zweigen hängenblieb und sich dabei etliche Abschürfungen und Kratzer holte. Jules' Körper kullerte neben ihr her, bis endlich das dichte Gestrüpp ihren Sturz abfing. Vonnie blieb liegen und rang nach Atem.
Unter ihnen holperte der Wagen wie ein wildgewordener Elefantenbulle immer ungehemmter und schneller bergab. Hundert Meter unterhalb jener Stelle, wo Vonnie und Jules abgesprungen waren, prallte der Wagen gegen einen Baumstamm, überschlug sich und holperte weiter und vollführte dabei irre Luftsprünge.
Er landete schließlich mit dem Dach nach unten auf einer großen vorragenden Felsplatte. Das Dach wurde eingedrückt. Jeder im Wagen befindliche Körper wäre nun zerquetscht worden. Der Wagen überschlug sich noch dreimal, ehe er als hoffnungslos verbeultes Wrack nahe dem Boden des Abgrundes liegenblieb.
Vonnie stieß einen
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