Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
erleichterten Seufzer aus. Gottlob hatte sie sich und Jules rechtzeitig in Sicherheit bringen können! Ihren Atem hatte sie inzwischen wiedergewonnen, doch nun hieß es mit besonderer Vorsicht vorgehen. Sie schaute bergauf, in der Hoffnung, den Mann zu sehen, der den Unfall inszeniert hatte. Es war nicht ganz einfach, etwas zu erkennen und gleichzeitig nicht gesehen zu werden, und ihr Sehwinkel gereichte ihr nicht eben zum Vorteil. Sekundenlang glaubte sie ein von der Straße herunterspähendes Gesicht auszumachen, das sofort wieder verschwand. Als das Echo des Aufpralls verklungen war, senkte sich wieder bukolische Stille über das Hügelland.
Vonnie kroch mühsam durch das Gestrüpp zu jener Stelle hin, wo Jules liegengeblieben war. »Jules?« flüsterte sie und bekam keine Antwort. Sie beugte sich über ihn und spürte, daß sein Atem unregelmäßig kam. Sie tastete nach seinem Puls. Beruhigend kräftig und regelmäßig. Als sie seine Lider anhob, sah sie, daß die Pupillen nur stecknadelkopfgroß waren. Das Weiße war blutunterlaufen. Die Nachwirkungen eines Stunner-Schusses. Aber mit welcher Stärke man ihn angeschossen hatte, konnte sie nicht beurteilen.
Sie überlegte nun hin und her, was sie tun sollte. Die Tatsache, daß der Killer nicht heruntergekommen war, bewies, daß er seiner Sache sehr sicher sein mußte. Und er würde sich gewiß am Tatort nicht lange aufhalten wollen, damit er nicht zufällig hier gesehen wurde. Die unmittelbare Bedrohung durch ihn war also vorbei. Doch Jules' Zustand bereitete ihr Sorgen. Vonnie vermutete, daß er einen Schuß der Stärke vier abbekommen hatte und damit war er noch zwei Stunden bewußtlos. War die Einstellung jedoch stärker gewesen, dann konnte er noch tagelang bewußtlos sein oder gar für immer gelähmt bleiben – und in diesem Fall konnte sie ihn nicht einfach hier so liegenlassen. Sie mußte Hilfe holen. Aber allein lassen wollte sie ihn hier auch wieder nicht, wenn es sich vermeiden ließ.
Sie entschloß sich, eine Stunde abzuwarten. War es eine Betaubung Stärke vier, dann würde er nach dieser Zeit zu sich kommen. War es intensiver, dann würde er mindestens noch weitere vier Stunden außer Gefecht sein, und in dieser Zeit konnte sie Hilfe herbeiholen und wieder zur Stelle sein, ehe er erwachte und sie brauchte.
Sie stand auf und reckte und streckte ihre steifen Gliedmaßen. Dabei sah sie sich nach einer Möglichkeit um, wieder in die Stadt zurückzukommen. In einiger Entfernung gewahrte sie einen schmalen Fußpfad, doch am Sonnenstand merkte sie, daß der Nachmittag bereits sehr weit fortgeschritten war. Es blieb ihr vielleicht nicht genügend Zeit, Hilfe zu holen und wieder zur Stelle zu sein, ehe die Sonne unterging – und sie wollte Heber nicht daran denken, daß er allein hier in der Dunkelheit lag. Sie ging wieder zu Jules und setzte sich neben ihn. Liebevoll bettete sie seinen Kopf in ihren Schoß und sah lächelnd nieder auf sein hübsches Gesicht. Sie wartete nun, daß sich etwas tat.
Nach etwa drei Viertelstunden bewegte Jules den Kopf, hustete und versuchte die Augen zu öffnen. »Ganz ruhig«, sagte Vonnie und strich ihm mit den Fingerspitzen über die Stirn. »Du erwachst eben aus einer Betäubung. Es besteht keine unmittelbare Gefahr, du kannst dir also Zeit lassen.«
»Howard ... lockte mich in einen Hinterhalt«, erklärte Jules später, als er wieder Herr über seine Zunge war. »Er ist hinter uns her.«
»Jetzt nicht mehr. Er glaubt, daß wir tot sind.« Sie erklärte ihm, was sich ereignet hatte, seitdem sie selbst wieder ihr Bewußtsein erlangt hatte.
Bald darauf konnte Jules sich in eine sitzende Position hochziehen. Er bedachte Vonnie mit einem matten Lächeln. »Ich danke dir, daß du mir das Leben gerettet hast.«
Sie fuhr ihm mit der Hand durch das ohnehin schon wirre Haar. »Keine Angst. Ich habe noch einiges mit dir vor und kann nicht zulassen, daß Howard dich tötet.«
Als Jules sich soweit erholt hatte, daß er stehen konnte, erklommen die zwei den Abhang hinauf zur Straße. Vonnie hatte entschieden, es wäre günstiger, es per Anhalter zu versuchen, als zu Fuß den schmalen Weg entlangzulaufen. Und während des Aufstieges waren sie in Gedanken schon längst wieder bei dem Fall, auf den sie angesetzt waten.
»Die Vermählung ist für morgen nachmittag geplant«, sagte Jules, »und Howard scharte schon morgens seine Mannen um sich. Nun bedarf es nicht der Klugheit unseres Chefs, um sich auszurechnen, daß diese zwei
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