Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
nachdenklich.
»Sie benötigten eine Machtposition als Basis, von der aus sie operieren konnten. Sie brauchten jemanden, der die Macht besaß, Tatsachen zu vertuschen und Schnüffler irrezuleiten, jemanden, der bereits eine ausgebaute Organisation hatte und der sich frei und ungehindert bewegen konnte.«
»Wir sprechen also« – Yvette sprach es jetzt klar aus – »von einem Großherzog.«
»Das dachte ich mir auch.« Er unterbrach sein ruheloses Umherwandern und lehnte sich an einen Schrank. »Nur einem Großherzog stünde die ausgedehnte Organisation zur Verfügung, die Banion als Basis dienen konnte. Nur einem Großherzog stünde das Anfangskapital zur Verfügung, um im Laufe eines Menschenlebens so Großes aufzubauen.«
»Wenn das stimmt, dann wird die Sache noch schwieriger. Schließlich können wir Großherzöge nicht so ohne weiteres mit Nitrobarb vollaufen lassen. Es gibt sechsunddreißig von dieser Sorte, und das Verschwinden des einen oder anderen würde auffallen.«
»Das ist wahr, aber es gibt einen anderen Weg, der Sache näher auf den Grund zu kommen. Wenn Banion tatsächlich hinter all diesen Machinationen steckt – und es deutet alles darauf hin -, dann muß er sich auf die Machtergreifung des Imperiums vorbereiten.
Er wird immer älter und wird an Macht und Ruhm noch Anteil haben wollen, bevor er stirbt. Ungeachtet dessen, ob das Dekret nun eine durchschlagende Wirkung haben sollte oder nicht – er wird mehr als nur ein Dekret als Rückhalt benötigen, um die Nachfolge antreten zu können. Er wird Leute brauchen, Waffen und Schiffe.«
»Und so etwas kann man tarnen. Er kann ganze Armeen als Betriebsmannschaften in Fabriken halten, Waffen kann man vergraben. Schlachtschiffe als Frachter tarnen ...«
Jules nickte. »Aber etwas kann man vor einem Experten nicht verschleiern: die Finanzgebaren. Wenn ein solcher Coup ausgebrütet wird, zeigt sich das auf verschiedene Weise in finanzieller Hinsicht – da und dort wird ein bißchen zuviel Geld ausgegeben, ein Gebiet wird auf unbegründete Weise reicher als ein anderes, Fonds werden errichtet und reich dotiert...«
»Wir sollen sie also im Wege der Rechnungsprüfungen schlagen?«
»Warum nicht? Eine zeitgemäße, sehr beliebte Methode.«
»Brüderchen, du bist ein Genie!«
»Bis jetzt handelt es sich nur um wilde Spekulationen«, dämpfte er ihren Enthusiasmus. »Von Wissen kann keine Rede sein.«
»Es kommt mir aber immer richtiger vor. Die SOTE hat mehr als ein halbes Jahrhundert eine falsche Spur verfolgt, und sämtliche siebenundvierzig Datenrollen sind Mumpitz. Ich glaube, wir sollten den Chef benachrichtigen und ihm sagen, daß es jetzt richtig losgeht.«
»Zunächst sollten wir lieber ein System ausarbeiten. Sieh mal -Durward liegt im Sektor zehn, Algonia in drei, Aston in sechs, Nevander in dreizehn, und Gastonia ist eine Randwelt von Sektor zwanzig.«
Yvette sah ihn erstaunt an. »Warte – Durward, Algonia und Nevander sind im Verlauf der bisherigen Nachforschungen schon aufgetaucht – aber mit Gastonia hast du mich überrundet. Wie kommst du auf Gastonia?«
»Aufgrund eigener etwas komplizierterer Überlegungen. Kaiserin Stanley die Vierte hat dort im späten zweiundzwanzigsten Jahrhundert begonnen, Aufständische niederzuschlagen, und diese Praxis wurde mehr oder weniger bis jetzt beibehalten. Und eineinhalb Jahrhunderte alter Rebellengeist ist ein guter Nährboden für Verrat. Banion könnte nirgends bessere Rekrutierungsmöglichkeiten finden.«
»Gut, dann wissen wir also, wie es weitergeht. Wir werden heute noch den Chef bitten, alle Wachstumsbewegungen und Finanzberichte jedes Planeten und Sektors in den letzten siebzig Jahren durchzusehen. Ich weiß, dazu braucht man eine Menge Leute – aber er hat sie, und dieser Fall hat Vorrang. Seine Computer werden Überstunden machen. Dann nimmt er die sechs oder sieben hervorstechendsten und gibt sie seinen besten Finanzanalytikern zur genauen Durchsicht.«
»Und in der Zwischenzeit«, verfolgte Jules ihren Gedanken weiter, »führen wir durch, was wir uns ursprünglich für morgen vorgenommen haben, bis wir wissen, was der Chef von seinen lieben Rechnungsprüfern in Erfahrung gebracht hat. Danach werden wir unsere weiteren Pläne einrichten.«
»Und wenn es sich morgen zeigt, daß weitere Tatsachen wieder auf Durward hinweisen?«
»Dann«, sagte Jules langsam, »würde ich das als ein Zeichen ansehen, daß man uns nach Durward locken will und daß dieser ganze Planet eine
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