Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Haarpracht!«
»Ein Ex-Purityaner«, berichtigte er sie. »Ich unterscheide mich von meinen ehemaligen Landsleuten durch die Ansicht, daß ich nicht alle Annehmlichkeiten des Lebens für Sünde halte. Aber Vernachlässigung des göttlichen Instruments, genannt menschlicher Körper, ist ganz gewiß Sünde. Legen Sie sich zurück, damit ich Sie weiter massieren kann. Ihren Temperamentausbruch will ich in Anbetracht der heute gemachten Fortschritte als ungeschehen betrachten.«
Die Arbeit ging weiter, als wenn nichts passiert wäre. Vier Tage später hatte sich die Herzogin für das ›Haus der Kraft‹ selbst qualifiziert und machte sich dort so gut, wie man es von dem Bewohner eines Planeten mit geringer Schwerkraft eben erwarten konnte.
Und es glückte ihr, sich einzureden, daß sie nichts von jenem Geheimnis verraten hatte, das man seit siebenundsechzig Jahren hütete.
13. KAPITEL
Englewood, die stählerne Festung
Ein Beispiel für die traditionelle Loyalität der Marine: Als Kaiserin Stanley V., ihr Gemahl und vier ihrer fünf Kinder im Jahre 2299 ermordet wurden, entging der jüngste Sohn Prinz Edward, damals Leutnant zur See, nur deswegen dem Tod, weil bezüglich seiner Person derartige Schutzmaßnahmen getroffen worden waren, wie bei niemandem jemals zuvor. Flottenadmiral Simms, der – Ironie des Schicksals -Edwards Mutter den gleichen Schutz schon durch neun Jahre hindurch hatte angedeihen lassen, rief das Standrecht aus und ließ in der blutigsten Säuberungsaktion der überlieferten Geschichte nicht nur alle für schuldig Befundenen – inklusive Bruder und Schwägerin der verblichenen Kaiserin – hinrichten, sondern als Vorsichtsmaßnahme auch noch deren gesamte Familien. Er schwang sich zum Regenten auf und regierte sechs Jahre lang mit eiserner Faust. Zur großen Verwunderung aller, und zur Erleichterung vieler, legte er jedoch an dem Tag, als Prinz Edward volljährig wurde, die Regentschaft nieder. Er selbst krönte den jungen Prinzen zum Kaiser Stanley VI.
(Farnham, Das Imperium, Rolle 2, Nummer 784.)
»Bist du ganz sicher, daß sie ›Hochverrat‹ sagte?« fragte Yvette. Sie konnten sich in diesem Stadium keinen Fehler leisten.
»Du glaubst doch nicht, daß ich ein solches Wort überhört hätte!«
Beide wußten, was es bedeutete, wenn die Herzogin ein solches Wort verwendete. Hochverrat war ein gegen das Imperium oder den Kaiser gerichtetes Verbrechen. Verbrechen gegen andere Adelige galten als Zivilvergehen und wurden nur als solche geahndet. Wenn Herzogin Tanja du Clos Hochverrat vorwarf, bedeutete dies, daß sie sich kaiserlichen Rang beimaß. Und da in ihren Adern kein kaiserliches Blut floß, gab es nur einen, von dem sie eine derartige Abstammung herleiten konnte – von Banion, dem Bastard.
»Nur wegen des einen Wortes können wir ihr nichts anhaben, wie du weißt.«
»Das nicht«, meinte Jules. »Aber es liefert uns den nötigen Anhaltspunkt. Wir wissen jetzt, wo wir die Augen offenhalten sollen – und wenn wir scharf aufpassen, werden wir finden, was wir brauchen. Niemand kann seine Spur so vollkommen verwischen.« Er machte eine Pause. »Verdammt – und mir fing das Mädchen an zu gefallen – sie hatte beinahe schon gutes Benehmen erlernt.«
»Spar dir deine Sympathien«, sagte Yvette kühl. »Wenn sie nicht wegen Hochverrats sofort hingerichtet wird, dann wird sie mit Sicherheit nach Gastonia verbannt.«
»Ich weiß, ich weiß. Reich mir mal die Unterlagen über ihren Vater, ja?« Er nahm die Spule, die Yvette ihm gab, und ließ sie durch den Bildapparat laufen. »Großherzog Nicholas Otamar. Geboren als Bürgerlicher im Jahre zweitausenddreihundertzweiundachtzig, wenn man den Unterlagen glauben darf. Damit wäre er zwei Jahre jünger als Barüon.«
»Geburtsurkunden kann man fälschen«, sagte Yvette abwesend. Sie war mit ihren Gedanken woanders.
»Und etwas so lange Zurückliegendes kann man kaum mehr feststellen«, meinte Jules. »Er hat den üblichen Bildungsweg absolviert. Seinen jetzigen' Titel gewann er durch die Heirat mit Großherzogin Olga Ferensky im Jahre zweitausendvierhundertzehn. Ein wenig ungewöhnlich, daß eine Großherzogin einen Bürgerlichen heiratet. Aber nicht unmöglich. Sicher hat es ihm bei seiner Bewerbung um sie geholfen, daß er ihr das königliche Dekret vorweisen konnte, das seine Mutter für ihn aufbewahrte ...«
»Das ist es!« rief Yvette plötzlich aus und schlug auf den Tisch. Jules sprang unwillkürlich auf.
»Was ist was?« fragte
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