Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
zu sein. Schäl dich aus, Mädchen, dann werden wir sehen.«
»Schälen?« Das Mädchen hob die Nase noch höher. Ihre Augen funkelten vor kaltem Zorn. »Sprechen Sie etwa mit mir?«
»Ich spreche mit einer Fettmasse und ein wenig schwammigem Fleisch, das Muskel sein sollte, es aber nicht ist«, erwiderte er sarkastisch. »Glauben Sie denn, ein Bildhauer kann aus einem Tonhaufen etwas machen, ohne ihn anzufassen? Wenn Sie sich mit größter Bescheidenheit wappnen, könnten Sie allenfalls einen Bikini oder knappe Hosen tragen, obwohl mir schleierhaft ist, wie Sie sich einbilden können, daß ich – ein du Clos – mich wegen eines so schlappen Fleischhaufens, wie Sie es sind, erregen könnte.«
»Raus!« Wutentbrannt wies sie zur Tür. »Verlassen Sie augenblicklich mein Haus!«
Er bedachte sie mit seinem wirkungsvollsten Von-oben-herab-Blick. »Madame, nichts würde mich mehr erfreuen. In diesem gräßlich schwachen Schwerefeld mache ich nur ungern Hausbesuche – ich ließ mich in diesem Fall von meiner Sekretärin dazu überreden. Sie versicherte mir, Sie würden eine ideale Klientin abgeben.« Er starrte Yvette wütend an. »Ich glaube, wir beide haben nachher noch ein Wörtchen miteinander zu reden.« Damit machte er auf dem Absatz kehrt und ging eiskalt zur Tür.
»Warten Sie! Umdrehen!«
Jules blieb stehen und drehte sich ganz langsam um, wobei er bedacht war, seine verächtliche Miene beizubehalten. »Ja?«
»Ich möchte Sie daran erinnern, daß ich die Herzoginwitwe von Swingleton bin, eines der reichsten Planeten in Sektor zwanzig!«
»Und darf ich Ihnen ins Gedächtnis rufen, Gnädigste, daß ich du Clos bin. Es gibt Hunderte Herzoginnen und Witwen, aber nur einen du Clos! Ich bin einmalig.«
Jules sah dem Mädchen an, daß sie nach Fassung rang. Nach einigen Sekunden hatte sie sich wieder in der Gewalt. »Warten Sie«, sagte sie. »Ich ziehe einen Schwimmanzug an. Schließlich möchte ich herausfinden, ob Sie wirklich etwas taugen oder nicht.«
Sie ging für fünf Minuten hinaus, und als sie wiederkam – bekleidet mit zwanzig Zentimetern Stoff -, war du Clos noch weniger von ihr beeindruckt als vorhin. »Talg«, murmelte er, während seine begabten Finger objektiv jeden Zentimeter ihres Körpers durchkneteten. »Schlappes Fett. Sicher, dies stellt für mich eine echte Herausforderung dar. Ein du Clos ist jeder Aufgabe gewachsen. Ich habe gehört, daß Sie einen eigenen Gymnastikraum im Haus haben. Führen Sie mich hin.«
»Warum nicht in Ihrem Haus?«
Er sah sie amüsiert und mit herablassender Verwunderung an.
»Sind Sie dumm! Sie würden flach hinfallen und kaum wieder auf die Beine kommen, weil Sie das Gewicht zweier weiterer Herzoginwitwen herumschleppen müßten. Allein die Titel waren schon zu schwer für Sie. Wir müssen mindestens einen Monat lang arbeiten, bis Sie das ›Haus der Kraft‹ betreten dürfen. Also los, in den Gymnastikraum. Vite, vite!«
Widerstrebend führte die Herzogin Jules und Yvette in den Gymnastikraum, der so ausgestattet war, wie man es eben bei einem Amateur erwarten durfte.
»Als erstes«, sagte Jules und zog sich bis auf seine Shorts aus, »werde ich Ihnen zeigen, was ein an dreifache Erdschwerkraft Gewöhnter hier auf der Erde alles schafft!«
Er absolvierte ein so kraftvolles Programm, daß die Apparate ächzten und stöhnten und der Fußboden bebte. Trotz ihrer Wut klatschte die Herzogin begeistert Beifall.
Jules nahm ihren Applaus gnädig zur Kenntnis. »Jetzt zeige ich Ihnen, was ein durchschnittlicher irdischer Turner – den ich vielleicht aus Ihnen machen könnte – schafft!« Und das führte er ihr auch vor. Herzogin Tanja, die sich in guter körperlicher Verfassung glaubte, war ehrlich erstaunt.
»Und jetzt möchte ich sehen, was Sie zustande bringen – wenn überhaupt etwas«, sagte Jules. »Zeigen Sie mir gleich jetzt fünfzig schnelle Liegestütze.«
Die Herzogin bemühte sich verzweifelt, brachte es aber nur auf siebenundzwanzig, ehe ihre Arme nachgaben und sie auf der Matte zusammenbrach. Jules machte ein unfreundliches Gesicht, ein Anblick, der ihr Angst einjagte und gleichzeitig ihren Zorn erregte. Sie schwor sich, ihm nie wieder Gelegenheit zu geben, die Nase über sie zu rümpfen.
Jules bearbeitete sie sodann unbarmherzig eine halbe Stunde lang, mehr konnte sie nicht aushalten. Zu ihrer Ehre mußte er zugeben, daß sie – egal, wie grob er sie anpackte – nicht eine einzige Klage laut werden ließ. »Das reicht für heute,
Weitere Kostenlose Bücher