Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
wollen, daß das Dekret zu weit außer seiner Reichweite aufbewahrt wird. Wahrscheinlich liegt es in den tiefsten Gewölben von Schloß Englewood – da würde ich meinen Kopf verwetten. Und -«, fuhr er ironisch lächelnd fort, »ich bin ja auch gerade dabei. Nun könnte der Kaiser theoretisch auch die persönlichen Gewölbe eines Großherzogs öffnen lassen. Das Knirschen der Gesetzesmaschinerie, wenn sie einmal in Bewegung gesetzt wird, könnte uns aber vorzeitig verraten und den Bastard wahrscheinlich zu einer Vorverlegung der Revolte verleiten, Nicholas' Armee und Flotte sind von unbekannter Stärke. Wer weiß, wie so ein Kampf ausgehen würde? Zumindest würden wir uns einem blutigen Bürgerkrieg gegenübersehen, der Milliarden Menschenleben in Hunderten von Welten kostet. An diesen Wunden würden wir noch viele Generationen lang zu leiden haben.
Nein, meine Herrschaften, wir alle setzen in dieser Sache unseren Kopf aufs Spiel. Egal, wie vorsichtig wir vorgehen, es besteht immer die Gefahr, daß wir eine Explosion auslösen. Da könnten wir alle lieber gleich den Hut nehmen und in Würde abtreten.«
»Und nun«, fuhr er fort, »zu den Mitteln und Wegen unseres Vorgehens: Beim leisesten Anzeichen von Schwierigkeiten würde Nicholas versuchen, den Kaiser zu töten und seinen Anspruch auf den Thron durchzusetzen. So müssen wir Bill in Sicherheit bringen. Seine Tochter Edna ist nicht sonderlich gefährdet, da es wenig Sinn hätte, die Kronprinzessin zu töten, solange ihr Vater noch lebt. Was haltet ihr davon?« Und sie diskutierten nun zwei Stunden die Einzelheiten des Vorhabens.
Drei Tage später meldeten die verschiedenen Nachrichtenmedien, daß Kaiser Stanley X. einen Herzanfall erlitten hätte.
Man beeilte sich zu versichern, daß die Lage durchaus nicht ernst sei, doch wären sich eine Reihe von Fachärzten dahingehend einig, daß er mindestens zwei Monate ausspannen sollte -am besten auf seinem Sommersitz Big Piney in den Rocky Mountains. Hierauf wurde Prinzessin Edna der Titel ›Kaiserin auf Zeit‹ verliehen, und ihre Eltern reisten ohne weitere Formalitäten ab. Sie begaben sich aber keineswegs nach Big Piney, sondern auf eine besonders ausgewählte Insel im Pazifik, die mit allen Schutz- und Sicherheitseinrichtungen ausgestattet war, die der Kriegswissenschaft in jener Zeit bekannt waren. Ganz zufällig kreiste eine kleine, aber sehr schlagkräftige Flotte von Kampfflugzeugen in synchronem Orbit über der Insel, um sie vor einem konzentrischen Angriff aus dem All zu schützen.
Inzwischen veranstaltete Edna – Kaiserin auf Zeit – zur Beruhigung der Gemüter einen Nobelball – eine Vorstellungsparty -die, mit einem glanzvollen Empfang bei Hofe beginnend, drei Tage lang dauern sollte. Alle sechsunddreißig Großherzöge und -herzoginnen, samt Familien, waren geladen, ebenso der Adel des Planeten Erde vom Grafen aufwärts und alle auf Besuch weilenden Edelleute aus dem Weltraum. Natürlich war es ausgeschlossen, daß jemand die Einladung zu einem Ereignis ausschlug, das gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahrzehnts zu werden versprach.
Kaum war die Katze aus dem Haus, machten sich die Mäuse ernsthaft an die Arbeit. Burg Englewood machte einen verlassenen Eindruck. Bis auf das Personal war niemand da. Jules und Yvette starteten eine Invasion in das Schloß mit einer kleinen Armee von Verwandten und technischen Experten. Das Hauspersonal wurde ohne viel Federlesens ausgeschaltet. Fünfzig behende, bewährte Ringer des d'Alembert-Clans genügten, um die um ein Vielfaches zu zahlreiche Schloßwache zu überwältigen. Sobald dies erledigt war, hatten die Leute vom Service die Burg für sich – theoretisch.
Architekten und Ingenieure hatten die Detailpläne der Burg zur Hand, wie sie bei der Kaiserlichen Baukommission auflagen. Wie erwartet, waren diese Unterlagen wertlos. Die wirklich wichtigen Einzelheiten waren darauf nicht eingezeichnet. Also mußten die tüchtigsten technischen Zauberkünstler des Service mit ihren hochempfindlichen Sensoren ans Werk. Sie untersuchten Wände, Böden und Decken und verfolgten den Verlauf etlicher Kabel und Drähte. Langsam kamen sie dem zugrundeliegenden System auf die Spur und legten es lahm. Trakt für Trakt wurde der Strom ausgeschaltet, die Experten arbeiteten sich durch und setzten die Fallen und Verteidigungsanlagen außer Betrieb.
Nach mehr als dreistündiger mühsamer Detailarbeit entdeckten sie den Privat-Fahrstuhl des Großherzogs und damit auch das
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