Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Versuch, das laute Klicken seiner Stiefel, welches jeden seiner ungeduldigen Schritte begleitete, zu dämpfen. Er war wütend und wollte, daß man ihm die Wut anmerkte.
Ihre Zeiteinteilung ist richtig lausig, wütete er insgeheim. Gerade jetzt, fluchte er, als sich mir endlich die Chance bot, mit dem Abgesandten der Gräfin von Sternberg ins Gespräch zu kommen! Das wäre eine Gelegenheit gewesen, aus der Abhängigkeit von diesem kleinen Mond auszubrechen – eine Chance, endlich nach Höherem streben zu können!
Aber vielleicht war gerade das der Grund, warum sie ihn hatte rufen lassen. Vielleicht wollte sie verhindern, daß er sich ihrem Zugriff entzog. Denn diese Markgräfin Gindri war eine überaus besitzergreifende Person. Und der Gedanke, daß ihr Leiblakai nach etwas Höherem als nach ihrer Person streben könnte, würde ihr unerträglich sein. Und dabei habe ich, dachte er bei sich, alles darangesetzt, diese Zusammenkunft geheimzuhalten!
Er hielt vor der Riesentür an, die den Eingang zu ihrem Boudoir bildete. Die Türflügel waren an die drei Meter hoch, kunstvoll aus schwerem, hellem Holz geschnitzt und mit Zierat reich geschmückt. Die Türknäufe aus massivem Gold hatten die Form von Miniaturvögeln, die mit ausgebreiteten Schwingen flogen. Die Tür sollte Besucher gebührend beeindrucken, aber Garst war schon zu oft hier gewesen und so erschien sie ihm als nichts anderes als eine gewöhnliche Tür.
Er hielt kurz an, um Atem zu holen und sein Temperament zu zügeln. Vielleicht war es nur ein Zufall gewesen, daß sie ihn hatte rufen lassen. Schon oft hatte sie ihn zu den unmöglichsten Zeiten herbeizitiert, und vielleicht war es heute nur Zufall.
Schließlich war sie nicht übermäßig mit Klugheit gesegnet, und er würde nur gut daran tun, seinem schlechten Gewissen -oder was immer er anstelle eines Gewissens besaß – nicht zu gestatten, ihr einen Verstand zuzuschreiben, den sie gar nicht besaß. Wahrscheinlich litt das Weibsstück bloß an ihrem üblichen Einsamkeitskoller und bedurfte dringend seiner Dienste.
Garst überlief ein Schaudern. Das war vermutlich der widerwärtigste Aspekt der Aktion – daß er mit diesem fetten, verfressenen Fleischberg der Liebe frönen mußte. Er litt unter der Angst, daß seine Empfindlichkeit einmal über den logischen Verstand den Sieg davontragen und ihn zu einem Liebesakt unfähig machen könnte.
Er seufzte. Die Wahrheit war doch, daß er sie brauchte, um die Würgeaktionen durchführen zu können. Die Markgräfin hatte den gesamten Mond, wenigstens nominell, unter Kontrolle. Sie erteilte der Polizei Befehle, den Hotelbesitzern, Angestellten und den Kasinos. Sicher, er war derjenige, der ihr sagte, was sie zu befehlen habe – aber ohne ihre Autorität und ihren Titel als Hintergrund wäre er verloren.
Wieder ging ihm der herrliche Gedanke durch den Kopf, er könne sie ermorden. So oft schon hatte er sich ausgemalt, wie er die Hände ausstreckte, sie um den dicken Hals mit dem Vielfachkinn legte und ihr die Seele aus dem Leibe drückte. Aber trotz der enormen persönlichen Befriedigung, die ihm diese Tat verschaffen würde, wären die Folgen katastrophal. Gindri hatte keine direkten Titelerben. Nach ihrem Tod würde Vesa wieder dem Thron anheimfallen, und der Kaiser konnte jeden Beliebigen zum Markgrafen machen. Und da er Stanley den Zehnten als Unbestechlichen kannte, würde der Erwählte mit Sicherheit jemand sein, den Garst nie in seine Gewalt bekäme.
Wieder stieß er einen Seufzer aus. Sein Erfolg war darin begründet, daß er Gindri am Leben ließ und sie hin und wieder beglückte, so daß sie sich nicht in das profitbringende Geschäft mischte, das er aufgebaut hatte. Garst war, wenn schon sonst nichts, ein Realist.
Garst hatte sich gefaßt und öffnete die große Doppeltür. Im Nu überflutete der betäubende Duft des Parfüms der Markgräfin seine Geruchsnerven, und er mußte gegen Übelkeit ankämpfen ... Dessenungeachtet betrat er mit seinem liebenswürdigsten Lächeln den Raum und eilte geschmeidigen Schrittes an ihr Lager.
Markgräfin Gindri Lohlatt von Vesa sah aus wie ein gestrandeter Wal in einem weißen Satinnachthemd. Sie brachte mit Leichtigkeit 150 Kilo auf die Waage. Wieviel sie eigentlich wog, hatte Garst nie gefragt, mehr aus Angst vor daraus resultierender Abscheu als aus Höflichkeit. Ihr fettes Gesicht war ständig gerötet und schwammig. Das vielfach gegliederte Kinn läppte mit seinen Speckfalten über den Hals und machte ihn
Weitere Kostenlose Bücher