Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Partners in der Nase, der sich bei dem restlichen d'Alembertschen Angriffsteam befand, würde er schnurstracks hinfliegen. Das wäre dann das Signal für die anderen, mit Phase II zu beginnen.
Mit dem Abflug des Sporingers blieb dem ersten Team nun nichts übrig als abzuwarten. Luise bestimmte vier des Trupps, bei Lord Hok zu bleiben und ihn zu schützen, während sie mit den anderen in der Baracke ausschwärmte, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
Fünf Minuten vergingen, sodann fünf weitere. Im Lager herrschte noch immer Stille, ein wahres Wunder. Luise hörte Gelächter und Streit aus den wenige Meter entfernten Hütten, dazu hin und wieder Stimmen, die einander über einige Entfernung hinweg etwas zuriefen. Das Glück der d'Alemberts hatte angehalten. Noch waren die Leichen der Posten, die sie zu Beginn getötet hatten, nicht entdeckt worden.
Dann aber wurde ein Geräusch hörbar, das wie ein plötzlich aufkommender starker Wind immer stärker anschwoll und praktisch aus dem Nichts kam. Von weit her kommend traf es das Lager wie ein Wirbelsturm, rüttelte an den wackligen Hütten und ließ kleinere Gegenstände über die Lichtung tanzen. Der bislang klare Himmel verdunkelte sich, als ein gewaltiger Schatten die Sterne verdeckte. Und dann war es, als lande ein zweigeschossiges Haus mitten im Lager.
In Wahrheit war es ein Rock. Der Name des gigantischen mythischen Vogels aus Arabien war auf diese Lebewesen vom Planet Bahrein übertragen worden, ein Name, der auf diese Gattung voll und ganz zutraf. Die Rocks waren die größten Flugtiere, die es in der Galaxis gab. Sie waren im Durchschnitt zehn Meter lang und hatten eine Flügelspannweite von fast sechzig Metern. Ihr Körper war mit einer harten bläulichen Haut bedeckt. Ihre vier Krallenpaare und der scharfe Schnabel hätten sogar ein Rhinozeros mühelos zerreißen können. Für ihre Größe waren sie erstaunlich leicht – nämlich nur vierhundertfünfzig Kilo schwer – konnten aber mehr als die Hälfte ihres Körpergewichts als Last tragen.
Es gab nur wenige Rocks in Gefangenschaft. Spärliche siebenundfünfzig, die sich auf die größten zoologischen Gärten des Imperiums verteilten. Der Zirkus hatte dieses Exemplar nach jahrelangem Feilschen vom Herzog von Bahrein erworben und das Tier sofort in die Obhut der besten Dompteuse des Zirkus gegeben, nämlich der für eine Desplainianerin sehr zierlichen Jeanne d'Alembert. Die zarte Achtzehnjährige sah neben dem ihr anvertrauten Rock wie ein Zwerg aus. Doch die Ruhe, die sie ausstrahlte, und ihre Fähigkeit, sich auf Tiere der verschiedensten Gattungen einzustimmen, hatten bewirkt, daß sie auch dieses gewaltige Tier in ihren Bann geschlagen hatte. Es war im Moment noch nicht so weit, daß es in einer Nummer hätte auftreten können, es war aber immerhin schon imstande, Jeannes einfachen Befehlen zu folgen und an einen bestimmten Ort zu fliegen und dort wieder abzuheben. Und mehr brauchte man in dieser Situation nicht.
Die Landung dieses legendären Wesens mitten in ihrem Lager traf die Rebellen völlig überraschend. Keiner hatte je im Leben einen Rock gesehen, und wer von ihnen Bilder dieses Vogels kannte, verfügte nicht über die Geistesgegenwart, den abstrakten Begriff mit diesem Ding, das nun über sie gekommen war, zu verknüpfen. Sie wußten nur, daß ein Ungeheuer, größer als es jedem Tier zukam, aus dem Himmel ihr Lager angriff. Feige waren sie nicht. Ohne mit der Wimper zu zucken, wären sie den Truppen des Imperiums entgegengetreten. Das hier aber war der Stoff, aus dem Alpträume sind. Sie vergaßen alle ihre Waffen und liefen davon, so schnell die Füße sie trugen, als der Rock sich mitten auf der Lichtung niederließ.
Sich die allgemeine Verwirrung zunutze machend, liefen Luise und ihre Gruppe hinaus und schleppten den bewußtlosen Lord Hok mit sich. Luise winkte zu Jeanne hinauf, die rittlings auf dem kurzen, rundlichen Nacken des Rocks saß und ihnen sodann half, die Last mittels provisorischer Schlaufen, die man am Vogel angebracht hatte, festzumachen. Der Rock war sichtlich nervös. Erstens, weil so viele Menschen um ihn herum kreischten und rannten, und zweitens, weil die d'Alemberts sich an der komischen Vorrichtung an seinem Nacken zu schaffen machten. Jeanne redete ihm gut zu und versuchte ihn zu beruhigen, was ihr nur unter Aufbietung größter Konzentration glückte. Als endlich Lord Hok sicher in der Tragevorrichtung festgemacht war, gab Luise der Dompteuse das
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