Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
wir wollen vielmehr das Übel an der Wurzel packen und ausrotten. Man rotte die Wurzel aus, und die sichtbaren Pflanzenteile werden welk und sterben ab. Dieser Aufgabe ist die örtliche Polizei nicht gewachsen, weil der unsichtbare Teil des Aufruhrs sich über interstellare Distanzen erstreckt. Und auf diesem Gebiet leistet der SOTE sein Bestes.
Der Service geht davon aus, daß hinter all diesen Terroristenorganisationen eine einzige Verschwörerbande steckt. Aus diesem Grund konzentrieren wir unsere Bemühungen, weil wir so die besten Erfolgsaussichten haben.«
Die Debatte wütete mehr als eine Stunde, wobei beide Standpunkte heftig verteidigt und angegriffen wurden. William Stanley, oberster Herrscher des Erdimperiums, saß still auf seinem Sitz, wie es seine Gewohnheit war, und meldete sich nur zu Wort, um die heftigsten der zahlreichen Sprecher zur Ruhe zu mahnen oder um mehr Klarheit im Ausdruck zu fordern. Seinen Augen und Ohren entging nichts, und schließlich brachte er die Diskussion mit eigenen Bemerkungen zu einem Ende, als er sah, daß man sich im Kreis bewegte und daß nichts Neues mehr gesagt wurde.
»Mir scheint«, setzte er an, »daß ein schärferes Vorgehen gegen die Terroristen im Moment ein Fehler sein könnte. Im Augenblick handelt es sich bei diesen Terroristen um eine kleine Minderheit innerhalb des Imperiums - ein knappes hundertstel Prozent der Gesamtbevölkerung, wenn man den Unterlagen des SOTE Glauben schenken will. Sie genießen nur geringe Unterstützung durch die Öffentlichkeit. Für die überwiegende Mehrheit der Menschen sind sie nichts weiter als Gauner und Unruhestifter. Und ich möchte, daß es so bleibt.
Wenn ich nun gewaltsam gegen diese Herden menschlicher Kulyaks vorgehe, nehme ich quasi ihre Existenz zur Kenntnis und verschaffe ihnen die Unterdrückung durch den Kaiser‹, von der sie so laut schreien. Ich gebe ihnen Gelegenheit zu rufen: ›Würde er seine Henker nach uns ausschicken, wenn wir nicht recht hätten? ‹ Damit schaffe ich mir Märtyrer, und die Menschen werden sich fragen, ob ich denn tatsächlich ein Tyrann bin. Ich würde dem Gegner nur neue Anhänger in die Arme treiben.
Ich stimme mit Herzog Mosi überein, daß man gegen diese Gruppen vorgehen muß. Es muß ein starkes und baldiges Vorgehen sein. Doch glaube ich doch, daß ich Großherzog Zanders Vorgehensweise vorziehe. Wir wollen geheim vorgehen und die Verschwörung untergraben. Sollen sie doch ihre kleinen Feuerwerke veranstalten. Solange wir die Situation beherrschen, können wir uns diese öffentlichen Auftritte der Bande leisten.«
Er sah mit strengem Blick zum Chef des Service. »Und es gehört natürlich zu den Aufgaben des SOTE sicherzustellen, daß uns die Situation nicht entgleitet, habe ich recht?«
»Ganz recht, Euer Majestät«, erwiderte Zander von Wilmenhorst.
Der Kaiser erhob sich, und sämtliche Ratsmitglieder beeilten sich, es ihm gleichzutun. »Meine Damen und Herren, ich glaube, diese Sitzung hat ihren Zweck erfüllt. Ich danke Ihnen für Ihre Ideen und Ratschläge. Bis zum nächsten Mal also ...«
Mit einer Handbewegung entließ er sie. Nach kurzer Überlegung aber sagte er: »Zander, könnte ich mit dir unter vier Augen sprechen?«
»Selbstverständlich, Euer Majestät.«
Das Haupt folgte seinem Herrscher in die Privatgemächer des Kaisers, wo sofort jegliche Förmlichkeit fallengelassen wurde. Jetzt waren sie nichts weiter als die zwei alten Freunde Zan und Bill.
»Deine allgemein gehaltenen Erläuterungen waren ja für eine Ratssitzung schön und gut«, sagte der Kaiser, »aber sag mir jetzt, was du eigentlich vorhast!«
Das Haupt erklärte nun, daß sein Gespür ihm sage, Lady A und ihre Organisation müsse hinter diesen Aktivitäten stecken. »Wie du ganz richtig bemerkt hast, genießen diese Terroristen so wenig öffentliche Unterstützung, daß sie gar nicht weiter existieren und tätig sein könnten, wenn sie nicht von irgendwoher mit Geld und Menschenmaterial versorgt werden. Die Aushebung des Lagers auf Glasauge hat ein paar starke Spuren zutage gefördert. Ich glaube, wir haben jetzt genug Beweise in der Hand, daß wir das d'Alembert-Bavol-Team einsetzen können. Wenn die beiden das Problem nicht knacken können, dann kann es niemand.«
»Hm, mir gefällt es gar nicht, daß wir ihnen die Flitterwochen radikal verkürzen müssen«, sagte der Kaiser, »aber ich gebe dir recht, daß es nötig ist. Obwohl dieser Mosi ein aufgeblasener Windbeutel ist, hat er
Weitere Kostenlose Bücher