Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

Titel: Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E E Smith & Stephen Goldin
Vom Netzwerk:
nicht zu zeigen. Schon als Kronprinzessin hatte sie gespürt, daß sie stets im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. In schwierigen Situationen beobachteten alle gespannt ihre Reaktion. Benahm sie sich weinerlich oder hysterisch, so konnte die Angst ansteckend wirken. Blieb sie aber als Brennpunkt des Imperiums ruhig und zuverlässig, wirkte sich das positiv auf die Moral der anderen aus. Letzten Endes verfügte das Imperium nur über so viel Kraft, wie sie, sein Symbol, imstande war zu übertragen. Und zum Glück für das Imperium besaß sie innere Quellen, die es bei Kräften hielten.
    Doch die private Edna Stanley, die nur einige Privilegierte kannten, wurde von einem Gefühlsaufruhr erfaßt, als sie erfahren mußte, daß ihr vertrautester Ratgeber, Verbündeter und Freund des Verrates bezichtigt wurde. Zweifel und Ängste nagten an ihr. Hatte sie richtig gehandelt? Stand der Thron auf sicheren Füßen? War ihr Leben noch etwas wert? Wem konnte man trauen, wenn Zander sich als Verräter erwies?
    In einer Krise wie dieser gab es nur einen Menschen, dem sie völlig trauen konnte: ihrem Mann Liu. Der Prinzgemahl war ein Mensch, der sich an innerer Kraft und Würde mit ihr messen konnte. Er war ordinierter Priester der mystischen Religion seines Heimatplaneten Anares und ein Philosoph von hohem Rang. Weil auf seinen Schultern nicht die Verantwortung für das Imperium lastete, konnte er stark sein, wenn sie sich schwach fühlte. Edna hatte in der Vergangenheit schon vielfach von seiner Kraft gezehrt.
    Es war nicht eigentlich Liebe, was sie veranlaßt hatte, ihn allen anderen Bewerbern vorzuziehen. Liebe hatte nur wenig Raum im Leben eines Menschen, der bestimmt war, über die Galaxis zu herrschen. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sich zwischen ihnen allerdings eine Liebe besonderer Art entwickelt. Sie mochte ihn, sie fühlte sich wohl in seiner Nähe, sie wußte, daß sie sich auf ihn verlassen konnte, wenn sie ihn brauchte. Bis zu diesem Grad war Liebe durchaus vorhanden. Es fehlte in ihrer Beziehung jedoch die erotische Komponente. Das wußte Edna, und hin und wieder bedauerte sie es, doch war sie nicht eben das, was man eine leidenschaftliche Frau nannte, und diese Momente des Bedauerns gingen rasch vorüber. Sie hatte Liu seiner Weisheit und Kraft wegen zu ihrem Gemahl erwählt, und sie hatte ihre Wahl nie bereut.
    Das Schlaf gemach der Kaiserin wirkte dank raffinierter Dekorationstricks wie das Innere einer komfortablen Höhle. An den aus Vulkangestein gemeißelten Wänden wuchsen in Vertiefungen üppige Farnpflanzen. Farbige Seidenkissen waren auf dem spiegelnden Obsidianboden verteilt. Das Bett war ein erhöhtes, mit Futonmatten bedecktes Podium, an der Wand hinter dem Bett hing ein Wandbehang aus Sisalmakramee, auf dem in Hunderten von Kristallkugeln brennende Kerzen leuchteten.
    Dort schüttete Edna Liu ihr Herz aus, als sie abends mit ihm allein war. Der kaiserliche Prinzgemahl hörte so leidenschaftslos zu, wie sie selbst ihrem Ratsvorsitzenden zugehört hatte. Die Kaiserin ging dabei im Raum auf und ab. Als sie Spekulationen über die möglichen Folgen anstellte, war ihr eine gewisse Unsicherheit anzumerken. »Ich kenne Zander seit meiner frühesten Kindheit. Mein Vater kannte ihn noch länger und vertraute ihm. Falls Zander wirklich nach dem Thron strebt, hätte er ihn sich schon oft auf viel einfachere Weise aneignen können. Immerhin steht er in der Thronfolge an dritter Stelle. Er hätte also nur drei ›Unfälle‹ arrangieren müssen, ein Kinderspiel für einen Mann, der über soviel Verstand und Hilfsmittel verfügt. Es ergibt keinen Sinn, daß er jetzt auf diese Weise vorgehen soll.«
    »Einzelne Tatsachen müssen nicht notwendigerweise Sinn ergeben«, meinte Liu darauf. »Erst wenn alle Einzelheiten bekannt sind, läßt sich der dahinterstehende Plan erkennen. Und auch dann muß er nicht sinnvoll sein.« Er trat zu seiner Frau und legte ihr liebevoll den Arm um die Schultern. »Im Umgang mit Menschen ist Verstand das letzte, das man erwarten soll.«
    »Und doch will es mir nicht aus dem Kopf, daß alles doch einen Sinn ergibt«, sagte Edna den Tränen nahe. »Die Verschwörung weiß ebensoviel wie SOTE. Es ist uns nie geglückt, die Lecks festzustellen. Zanders Leute haben zwar immer wieder Löcher gestopft, wenn wir in Bedrängnis waren, aber der Sicherheitsbereich schrumpft immer mehr. Bei meiner Krönung erschien mir seine Strategie sehr vernünftig, aber sie hätte sich beinahe gegen uns

Weitere Kostenlose Bücher